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Das kalte Gift der Rache

Das kalte Gift der Rache

Titel: Das kalte Gift der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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konnte die Spinnen darin herumkrabbeln sehen. Mir liefen eisige Schauer über die Haut, und ich schluckte vor Abscheu. In welche Monsterhöhle war ich da geraten? Welche abscheulichen Taten waren in dieser unterirdischen Hölle begangen worden? Ich war erschüttert bis ins Mark und konnte mich nur mit Mühe wieder fassen.
    Meine Blicke arbeiteten sich durch den fahlen Dämmerschein. Überall wimmelte es von Spinnen und Skorpione und Schlangen. Ich hörte gedämpftes Rascheln und ein Schaben, das so klang wie die Geräusche aus Christie Foxworthys Koffer. Das Kind schwieg jetzt, und ich fragte mich, warum. Ich zögerte, indem ich das diesige Höhleninnere nach einem Ausgang absuchte. Es gab annähernd ein halbes Dutzend Tunnel, die von diesem großen Gewölbe abzweigten, und alle waren dunkel und mit Spinnweben verhangen. Ich musste lediglich herausfinden, welcher der richtige war.
    Ich wagte ein paar vorsichtige Schritte zwischen den Tanks in meiner Nähe hindurch und wäre fast gestorben vor Schreck, als eine riesengroße Klapperschlange auf mich zuschoss und mit den Zähnen gegen die Wand des Tanks prallte, sodass kleine Ströme Gifts daran niederrieselten. Ich taumelte zurück, die Waffe auf das Biest gerichtet, und stieß an ein weiteres Aquarium, worin eine große Schwarze Witwe hockte. Sie schien mich bösartig anzusehen, während sie in ihrem Netz hin und her schaukelte.
    »Hallo! Ist da wer? Hilfe, Hilfe!«
    Es war die Stimme eines Mannes, scheinbar alarmiert von dem Geräusch, das ich soeben gemacht hatte. Sie kam vom anderen Ende der Höhle, und ich richtete meine Waffe blitzschnell in diese Richtung. Die Stimme kam mir bekannt vor, aber ich konnte sie nicht einordnen. McKay war es nicht. Ich tastete mich langsam zwischen Dutzenden von grässlichen, widerlichen Behältern durch, die allesamt grässliche, widerliche Tiere enthielten. Die Waffe im Anschlag hoffte ich inständig, Jacqee würde Unterstützung angefordert haben und sie befänden sich draußen auf der Suche nach mir.
    Da hörte ich das Kind wieder. Nun winselte es, während der Mann weiter um Hilfe schrie. Dann war wieder alles still. Totenstill. Als würden all die Spinnen und Schlangen gespannt den Atem anhalten und darauf lauern, herauszuspringen und mich zu attackieren. Jede Faser meines Körpers, sämtliche Nerven appellierten kehr um, lauf, flieh, aber ich zwang mich, tiefer in McKays Schreckenshöhle vorzudringen. Als ich an den Reihen von Glasbehältern vorbei und bis zu einem ausgedehnten unverstellten Bereich neben der Quelle vorgedrungen war, sah ich das kleine Mädchen. Es stand aufrecht in einer schweren Packkiste, die neben dem Wasser auf dem Boden stand. Es hielt sich am oberen Rand der Kiste fest, hatte die Stirn in die Hände gestützt. Es weinte.
    Ich blieb stehen und suchte die Höhle abermals nach McKay ab. Er könnte sich überall zwischen den schemenhaften Tischen an den Wänden versteckt halten. Mit seinem Auftauchen rechnete ich jede Minute. Er war bei den Marines gewesen, hatte eine Nahkampfausbildung, sogar Erfahrung in Sondereinsätzen. Er durfte keine Möglichkeit bekommen, mich anzugreifen. Ich hielt die Waffe im Anschlag, Finger am Abzug. Mein Herz hämmerte wie verrückt.
    Langsam, vorsichtig, während ich die Waffe hin- und herschwenkte, ging ich auf die Kleine zu. Sie trug einen rosafarbenen Fleecepyjama mit Reißverschluss vorne und mit Füßen. Sie sah mich erst, als ich neben ihr niederkniete. Dann hob sie das Gesicht und schrie auf, kurz und schrill, wich nach hinten zurück und plumpste schwer zu Boden. Auf der Wange hatte sie einen blauen Fleck.
    »Schon gut, schon gut, mein Kleines, nun bin ich da«, flüsterte ich, wobei meine Augen noch immer die Umgebung absuchten. Tief betroffen war ich, als sie plötzlich auf mich zukam und die kleinen Ärmchen um mich schlang. Ich hob sie aus der Kiste heraus, und sie klammerte sich zitternd an mich, als würde sie mich nie wieder loslassen wollen. Sie war so klein und zerbrechlich, und einen kurzen strahlenden Moment lang verwandelte sie sich in Zach, den ich wieder in meinen Armen hielt und der mich Mommy nannte. Seit Zachs Tod hatte ich keine kleinen Kinder um mich gehabt, und ich empfand eine einzigartige Freude, den Hauch einer Erinnerung, der abrupt verschwand, als der Mann nun aus einer Richtung rechts von mir wieder um Hilfe schrie.
    »Hilfe! Hilfe! Da ist doch jemand! Schnell, bindet mich doch jemand los!«
    Das Kind wollte nicht von mir ablassen und hielt

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