Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das kalte Gift der Rache

Das kalte Gift der Rache

Titel: Das kalte Gift der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
Vom Netzwerk:
unten, von der ein Fahrzeug abgerutscht und seitlich im Schnee zu liegen gekommen war. Drei von uns bewältigten das vereiste Gelände erfolgreich, Bud jedoch glitt sofort aus und rutschte den Abhang auf seiner Kehrseite hinunter. Was erwarten Sie? Er stammt aus Atlanta. Während er recht beeindruckend fluchte und sich abklopfte, betrachtete ich das Unglücksfahrzeug. Es handelte sich um einen brandneuen, sonicblauen Ford Mustang in Cabrioausführung, der sicher liebend gern in Miami zusammen mit anderen Oben-ohne-Modellen sein Autodasein gefristet hätte. Ich machte mir eine Notiz im Kopf, zu überprüfen, wer sich in dem Auto befand und wann der Unfall gemeldet worden war. Hätte auch der nun geflüchtete Täter sein können; es waren schon merkwürdigere Dinge vorgekommen. Entsprechendes äußerte ich gegenüber Hancock.
    »Könnte durchaus sein. Der Wagen gehört jemandem, der an der Schule arbeitet. Die Abschleppmänner meinten, er sei zur Schule zurückgegangen und habe dort die Nacht verbracht, nachdem sein Auto sich auf dem Nachhauseweg überschlagen hatte. Heute früh hat er angerufen, damit sie es herausziehen. Wir haben sie gebeten, zu warten, bis die Spurensuche das Fahrzeug untersucht hat.«
    »Gute Arbeit. Hören Sie, Hancock. Setzen Sie sich mit der Schulleitung in Verbindung und sagen Sie, alle sich noch auf dem Gelände befindlichen Angestellten möchten sich für Vernehmungen noch im Laufe dieses Vormittags bereithalten. Wir kommen rüber, sobald wir die Leiche sichergestellt und die Tatortermittlung abgeschlossen haben.«
    »In Ordnung.«
    Hancock und Obion machten kehrt und trotteten unter Hinterlassung großer, tiefer Fußspuren zurück zu ihren Fahrzeugen.
    »Da ist Classon. Menschenskind, sieh ihn dir an.« Bud zeigte mit dem Finger schräg nach oben in die Bäume hinauf, und ich folgte seinem Blick zu einer Eiche mit eineinhalb Metern Stammdurchmesser. Sie hob sich mächtig und schwarz gegen den dunklen Himmel ab, und auf den dicken Ästen lag der Schnee gut fünfzehn Zentimeter hoch.
    In einer Höhe von neun Metern hing an einer dicken Astgabel ein großer schwarzer Müllsack. Obwohl auch er verschneit war, sahen wir, dass oben der Kopf eines Menschen herausragte. Die knallgelben Zugbänder waren um den Hals des Opfers zu einer großen, schlaff herunterhängenden Schleife geschnürt. Von unserem Blickwinkel aus wirkte das Gesicht blaugefroren wie unter einer Eisschicht. Sollte das Simon Classon sein, dann zeigte er kein Lächeln wie auf dem Webseitenbild, das Black aufgerufen hatte. Allem Anschein nach hatte der Mörder ein rotes Wasserskiseil um seinen Hals geschlungen und daran aufgehängt. Sein Mund war mit silberfarbenem Isolierband zugeklebt.
    Der Schauder, der mich erfasste, hatte nichts mit der Eiseskälte zu tun. Bilder meines letzten Falls schossen in mir hoch, viel silberfarbenes Isolierband auf vielen toten Frauen und, am allerschlimmsten, die Wahnsinnsangst, die mich quälte, als mit einem Ratsch ein Stück Isolierband abgerissen wurde, um mich an ein Bett zu fesseln. Ein kurzes inneres Schütteln bannte diese Geister zurück ins Dunkel. Das war nun alles vorbei und erledigt, der Mörder sicher weggesperrt in der forensischen Psychiatrie. Zusätzlich beruhigte es mich, dass sich Black einmal wöchentlich mit den dortigen Ärzten kurzschloss, nur um sicher zu sein, dass wir nichts zu befürchten hatten. Dennoch schliefen wir beide mit einer Schusswaffe unter dem Kissen und erwachten schweißgebadet und zitternd aus Albträumen. Nein, hier handelte es sich um jemand ganz anderen. Ein anderes Ungeheuer, das aus dunklen Untiefen auftauchte, um unschuldige und ahnungslose Mitmenschen ins Unheil zu stürzen.
    »Fußspuren gibt es keine, Bud. Also hat er ihn hochgebracht, bevor es zu schneien anfing.«
    »Richtig. Großer Gott, sieh dir das gefrorene Blut an seinem Kopf an. Er lebte und blutete noch, als der Täter ihn aufgehängt hat. Wahrscheinlich wurde er in seinem Flur überfallen und dann aus irgendeinem kranken Grund hier rausgebracht.«
    Simon Classons Kopf hing seitlich herab; von seiner Kopfwunde war Blut heruntergelaufen und zu einem zwanzig Zentimeter langen, von der Schläfe ausgehenden Eiszapfen gefroren. Auf der anderen Seite des Kopfes hatte der Schnee oben eine Art Kappe gebildet, was aussah, als trüge er ein extravagantes weißes Barett.
    Ich fragte: »Was meinst du, warum packt ein Täter sein Opfer in einen Müllsack?«
    »Wenn ich das zum Teufel noch mal wüsste.

Weitere Kostenlose Bücher