Das kalte Gift der Rache
dieser Fall dürfte dich kopfüber zurückwerfen ins Getümmel. Großer Gott, schaut euch das an, der Kerl hängt sein Opfer auf wie ein frisch geschossenes Stück Wild.«
Ich sagte: »Buckeye, ich komme mit dir und Shag im Korb mit nach oben.«
»Von mir aus, aber es wird eng werden.«
Es dauerte eine halbe Ewigkeit, das Feuerwehrauto so zu positionieren, dass es weit genug entfernt war, um das Areal direkt unter dem Baum nicht zu berühren, aber doch nah genug, um das Opfer bergen zu können. Schließlich stiegen wir in den Korb und schwiegen beharrlich, als der ausfahrbare Teleskoparm uns langsam zu den Baumwipfeln emporhob. Der Korb streifte einen schneebedeckten Ast, der seine Last auf Bud entlud, worauf dieser ein paar südstaatenmäßige Flüche ausstieß. Je näher wir kamen, umso schlimmer sah das Opfer aus. Es war tatsächlich Simon Classon. Ich erkannte ihn auf Anhieb, trotz der blauen Haut und des blutroten Eiszapfens, der ihm seitlich aus dem Kopf wuchs und in Form und Größe tatsächlich dem Horn eines Einhorns glich. Shag machte Fotos aus allen Blickwinkeln, und ich hoffte zutiefst, Mr Classon möge keine engen Verwandten haben, die sehen müssten, wie der Killer ihn zugerichtet hatte.
Ich wandte mich Buckeye zu. »Irgendwelche Vermutungen bezüglich der Todesursache?«
»Näheres kann ich erst sagen, wenn er aus diesem Sack draußen ist. Ein Grund könnte der Blutverlust sein, falls ihn nicht der Schlag auf den Kopf getötet hat. Könnte aber auch sein, dass er hier draußen erfroren ist.«
»Wann gedenkst du, dich seiner anzunehmen?«
»Heute noch, hoffe ich. Vielleicht diesen Nachmittag.«
»Bud und ich müssen dabei sein. Hier draußen sind wir spätestens im Laufe des Nachmittags fertig, aber ruf uns kurz an, ehe du mit der Obduktion beginnst.«
Während Shaggy die Bergung filmte, besah sich Buckeye, was er vom Körper erkennen konnte. »Der Form des Sacks nach zu urteilen, würde ich sagen, seine Beine sind angewinkelt, möglicherweise in der Embryo-Position, aber was der Mörder sonst noch mit ihm angestellt haben könnte, ist reine Spekulation. Die Frage ist, warum steckt er ihn in einen Sack, und wie zum Teufel hat er ihn in diese Höhe gebracht. Wir müssen schweres Gerät auffahren, um ihn runterzuholen. Außerdem müsste er ihn bei Tag hier hochgeschafft haben. Bei Dunkelheit wäre das unmöglich. Verdammt, jemand muss den Täter beobachtet haben. Die Schule ist in unmittelbarer Nähe, verflixt noch mal.«
Ich beugte mich herum und versuchte zu sehen, wie der Täter das Opfer am Ast festgemacht hat. »Irgendwie muss er das Seil über den Ast geworfen und ihn hochgehievt haben.«
»Und wie hat er es dann festgebunden?«
»Das Seil reicht nicht bis zum Boden. Er muss es festgezurrt haben, solange er mit Classon hier oben war.«
Hier schaltete sich Shaggy ein, bei laufender Videokamera, während er alles filmte. »Warum hinterlässt er das Opfer so nahe bei der Schule, wo es jemand sehen könnte?«
»Das ist die Frage des Tages.« Ich drehte mich im Korb um und hatte einen direkten Blick auf die Hauptgebäude sowie die alte, aus Holz gebaute Kirche. »Sollte Classon noch einmal zu Bewusstsein gekommen sein, hätte er Leute auf dem Schulgelände herumlaufen sehen.«
Buckeye sagte: »Könnte sein, dass der Täter genau das wollte. War vielleicht Teil der Tortur, dass er Menschen dort sehen sollte, ohne in der Lage zu sein, nach ihnen zu rufen.«
»Ziemlich morbide Scheiße«, stellte Shaggy fest.
»Milde ausgedrückt«, kommentierte ich.
Während Shaggy filmte, band Buckeye die Leiche außen am Korb fest und durchtrennte dann mit seinem Taschenmesser das Seil, an dem das Opfer hing. Ich beugte mich nach unten und betrachtete die tiefe, klaffende Wunde an der Schläfe des Mannes. Der dicke Eiszapfen aus Blut war am Kopf festgefroren. Er musste noch am Leben gewesen sein, als er im Baum aufgehängt worden war. Sein Herz musste noch genügend Blut herausgepumpt haben, dass sich ein Stück Eis dieser Größe bilden konnte.
Als wir den Boden erreicht und den toten Körper losgebunden hatten, blickte Bud zu der in Plastik verpackten, auf der Seite liegenden Leiche hinunter. »Mann-o-Mann, diesen Burschen müssen wir kriegen.«
Ich zog meine Latexhandschuhe über und kniete mich neben die Leiche. Ich besah mir das Isolierband über dem Mund des Opfers und schob dann das obere Ende des Sacks beiseite, um zu sehen, ob er mit einer Schlinge erdrosselt worden war.
»Erhängt wurde er
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