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Das kalte Gift der Rache

Das kalte Gift der Rache

Titel: Das kalte Gift der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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lieferten sich Schneeballschlachten. Sie wirkten wie normale Teenager mit normalem Verstand, gar nicht wie durchgeknallte Genies.
    Im roten Haus auf der Treppe saß ein dünnes, schwarzhaariges Mädchen in ausgebleichten Jeans und Santa-Claus-Sweatshirt und zeichnete die bewaldeten Berge in der Ferne. Sie wirkte wie ungefähr dreizehn. Bud fragte, wo wir Stuart Rowland finden könnten, den Teufelslehrer. Sie lachte und zeigte den Flur entlang. »Er ist ganz hinten, das Büro mit den überkreuzten Gabeln und den aus der Tür züngelnden Flammen.«
    Zumindest komödiantische Genies waren die Kids also doch. Wir gingen den tomatenroten Flur entlang, immer nach Feuer Ausschau haltend. Stattdessen fanden wir Rowland hinter einem schwarzen Schreibtisch sitzend in einem Büro, das ganz ähnlich wie Classons aussah, nur dass es in einem freundlichen Rotton gehalten war. Er war ein kleiner Mann, wahrscheinlich Ende dreißig, und trug ein grünes, am Kragen offenes Hemd mit einer grauen Strickjacke sowie Bluejeans und Snowboots. Die Hornbrille mit den runden Gläsern verlieh ihm das Aussehen eines Gelehrten. Er hatte strubblige schwarze Haare und sah insgesamt aus wie der Typ Lehrer, mit dem Schülerinnen gern flirten.
    »Stuart Rowland?«
    Er sah misstrauisch von seinem Notebook auf, das er jedoch sofort zuklappte, ehe er hochsprang. »Sie sind von der Polizei, nicht wahr?«
    Wahrscheinlich schloss er das aus den großen gelben Lettern des Wortes SHERIFF , das auf dem Rücken unserer Parkas prangte. »Stimmt. Ich bin Detective Morgan, mein Kollege, Detective Davis.«
    »Ah ja, ich hab von Ihnen gehört, von Ihnen beiden.«
    Ich nahm an, er wollte nicht, dass Bud sich ausgeschlossen fühlte. »Tatsächlich?«
    »O ja. Sie glauben ja nicht, welche Gerüchte hier auf dem Campus die Runde machen. Ich nehme an, Sie haben beschlossen, ich hätte Simon ermordet, weil ich dieses Fach unterrichte, nicht wahr? Da befinden Sie sich aber auf dem Holzweg, das sag ich Ihnen.«
    Bud sah mich an. »Nun, Morgan, ich nehme an, damit wären schon alle unsere Fragen beantwortet. Vielen Dank, Mr Rowland. Wir können den Fall dann jetzt schließen und von hier verschwinden.«
    Bud und sein Galgenhumor. »Wir werfen Ihnen gar nichts vor, Mr Rowland. Wir vernehmen lediglich Mr Classons Kollegen hier an der Akademie.«
    »Dafür hab ich vollstes Verständnis. Ich will lediglich ein für allemal klarstellen, dass ich nichts, aber auch gar nichts mit dem Tod dieses Mannes zu tun habe.«
    Dieses Mannes. Mit einem eindeutig angewiderten Unterton. »Wollen wir uns nicht setzen, Sir? Auf ein kleines Gespräch?«
    Rowland sah sich um, er schien überaus nervös, dann legte er einen Finger an die Lippen und machte vielsagende Handzeichen. Offenbar ging er davon aus, dass sein Büro abgehört wurde. Anzeichen von Paranoia, vielleicht mit schizophrenen Anteilen. Bud und ich sahen zu, wie der zierliche Rowland eilends in einen hellbraunen Mantel schlüpfte und einen femininen Schal, Paisleymuster in Pink-Orange, schwungvoll darüberwarf. Akademische Lässigkeit. Er bedeutete uns, nachzufolgen, und so folgten wir ihm durch den nächstliegenden Ausgang hinaus auf eine kleine Terrasse mit schmiedeeisernen Rundtischen, auf welchen eine gut dreißig Zentimeter hohe Schneeschicht lag. Niemand sonst in Sicht. Warum wohl?
    »Gibt es einen Grund, warum Sie hier draußen vernommen werden wollten, Mr Rowland?«
    »Weil mein Büro vom Direktor abgehört wird. Würde er natürlich nie zugeben, Detective, aber er hat Kameras und auch Mikrofone versteckt, überall. Diese Schule ist anders, als sie auf den ersten Blick erscheint.«
    Dann lass es mich wissen, Junge. »Warum sagen Sie das, Mr Rowland?«
    »Weil ich hier lange genug gearbeitet habe, um zu wissen, dass gefeuert wird, wer dem Direktor und, ja, auch Classon, nicht nach der Pfeife tanzt. Die beiden fühlen sich als die absoluten Alleinherrscher, und wer es wagt, sich dagegen aufzulehnen, wird gnadenlos niedergemacht.«
    »Wie lange arbeiten Sie schon hier?«
    Rowland schnob verächtlich. »Zu lange. Ich habe mein Fazit gezogen. Ich will weg von hier. Jeder mit auch nur ein bisschen Verstand ist längst weg.«
    »Verstehe. Was können Sie uns über Simon Classon sagen?«
    Zu unserer Überraschung begann er das Lied Keiner weint um Hexen aus dem Musical Die Hexen von Oz zu summen. »Wissen Sie, was das ist? Classons Erkennungsmelodie. Jeder summt sie vor sich hin, wenn sie ihn kommen sehen. Perfekt, nicht wahr, für

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