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Das kalte Gift der Rache

Das kalte Gift der Rache

Titel: Das kalte Gift der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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Artikel zufolge, auch Direktor Johnstone. Die Frage war, ob einer der beiden einen Bezug zu dem Mädchen gehabt hatte. Ich notierte mir ihren Namen. Jennifer Blocker. Vielleicht war sie mit unserem Meisterhellseher befreundet gewesen und hatte ihm den Laufpass gegeben hatte. Oder sie hatte vielleicht ehrgeizige Jesusnachahmer vorgezogen.
    Ich sichtete den Rest von Harves Unterlagen, fand aber keine signifikanten Auffälligkeiten mehr hinsichtlich eines Bezugs der Akademie zu Spinnen. Dann nahm ich mir den Stapel an Artikeln vor, die der Bibliothekar Morton DeClive für mich ausgedruckt hatte. Viele schlecht geschriebene, von der Akademie herausgegebene Meldungen, die deren Innovationen und hohen Standards überschwänglich priesen. Von wegen. Dazu haufenweise Fotos von Schülern, die diese oder jene Auszeichnung gewonnen hatten. Teufelsmasken oder nässende Wunden hielt keiner in die Kamera, alle waren sie jedoch mit ihrem Direktor abgebildet, angetan mit seinem weißen Tropenanzug und einem Tausend-Watt-Grinsen. Unglaublich, welche Show dieser Popanz von Direktor für die Kamera abzog.
    Ich hielt kurz inne, als Black auf einem Foto erschien; er schüttelte darauf lächelnd dem Direktor die Hand, während er ihm mal ganz nebenbei einen Hunderttausend-Dollar-Scheck für den Bau einer neuen Turnhalle überreichte. Kein Wunder, dass sich die Menschen am See alle möglichst gut mit ihm stellten. Sicher jedoch könnte Black geeignetere Schulen unterstützen, solche ohne die Fächer Heidentum und Teufelsverehrung. Und Johnstone, dieser Widerling, würde sowieso einen Großteil der Spenden selbst einstecken. Ich beschloss, Harve auf unseren lieben Direktor anzusetzen. Vielleicht hatte er ja hübsch im Verborgenen ein Vorstrafenregister. Überhaupt, vielleicht sollte ich Harve auf alle da draußen in der Akademie ansetzen. Da hatte doch jeder einen Knall. Ich notierte mir ein paar Namen.
    Ich stutzte, als ich auf den Namen Wilma Harte stieß. Sie war die verschwundene Hausmeisterin. Ich betrachtete ihr Foto nachdenklich, während ich mich fragte, ob sie etwa Selbstmord begangen hatte oder vielleicht irgendwann wieder auftauchen würde. Zunächst jedoch stellte sich die Frage, warum sie überhaupt verschwunden war. Mein Instinkt sagte mir klar, dass Wilma Harte auf die eine oder andere Art was mit Simon Classon zu tun haben musste. Es klang so, als wäre sie die Hauptzielscheibe seines Spotts gewesen. Vielleicht hasste und verabscheute sie ihn genug, um ihn zu ermorden. Eine kühne Überlegung, der nachzugehen sich aber sicher lohnte. Ich würde Harve bitten, herauszufinden, ob sie vielleicht irgendwo aufgetaucht war. Mit der Kleinen würde ich mich gern mal unterhalten.
    Ich las die Papiere durch, die ich mir über Spinnen ausgedruckt hatte, ihr Verhalten und Vorkommen. Keine gemeldeten Morde mittels Spinnen. Bis jetzt. Andererseits könnten Verbrechen dieser Art leicht als Unfall durchgehen. Es sei denn, das Opfer befand sich in einem Müllsack zusammen mit den achtbeinigen Ungeheuern, gefesselt und geknebelt und an einem Baum aufgeknüpft. Aber vielleicht sollte Classon ja gar nicht gefunden werden. Vielleicht wäre der Täter davongekommen, wenn Stuart Rowland nicht diesen Unfall gebaut hätte. Vielleicht plante der Täter, Classon herunterzuholen und sich der Leiche zu entledigen, wie es ihm beliebte.
    Ich stand auf und goss mir Kaffee nach. Ein Serienmörder, der mit Spinnen arbeitete, schien absurd. Zwei Mordfälle gab es aber nun, bei denen diese unangenehmen Viecher sowie ein Mörder im Spiel waren, der seine Opfer mit sehr viel Bedacht dieser Tortur aussetzte und tötete, ohne eine Spur zu hinterlassen. Möglicherweise hatte er eine Menge Erfahrung, von der wir bis dahin noch gar nichts wussten.
    Jules Verne knurrte grimmig; ich sah ihn nicht, aber er klang ungefähr zehn Mal größer, als er war. Neugierig darauf, wie ein Schoßhündchen aussah, wenn es so richtig auf Hundert war, stand ich auf. »Okay, Jules, was hast du denn nun?«
    Ich sah ihn nicht, aber er kratzte wie wild auf den Fliesen vor dem Kamin. Er sprang etwas an, wich zurück und griff erneut an. Dann begann er so schrill zu kläffen wie noch nie ein Hund zuvor.
    »Sei still, Hund. Dein Kumpel Black will schlafen.«
    Ich ging um die Couch herum und sah dann, was ihn so aufbrachte. Mir standen die Nackenhaare zu Berge. Gegen den Kamin gedrängt hockte die größte Spinne, die ich je gesehen hatte. Sie war fett, schwarz und haarig. Eine Vogelspinne.

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