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Das kalte Gift der Rache

Das kalte Gift der Rache

Titel: Das kalte Gift der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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Fünfzehn Zentimeter im Durchmesser. Zwei von ihren Beinen zappelten in der Luft wie bei einem sich aufbäumenden Pferd, bereit dazu, Jules Verne bis auf den Tod zu bekämpfen.
    Ich riss den Hund hoch und wich zurück, als wäre die Spinne ein Tiger im Sprung. Ich zitterte am ganzen Körper, und mir wurde fast schlecht. Dann holte ich tief Luft und rief mir ins Bewusstsein, dass ich keine Angst vor Spinnen hatte. Wirklich nicht, verdammt noch mal, ich konnte sie zertreten, oder nicht? Bei dieser bräuchte man aber wohl Spezialslipper, also ließ ich es bleiben. Okay. Tarantulas sind nicht tödlich, glaube ich. Sie sehen nur so aus. Manche Leute halten sie als Haustiere und lassen sie auf dem Arm krabbeln. Lauter Idioten natürlich, aber was soll’s.
    Das haarige achtbeinige Monster machte sich auf den Weg in Richtung Couch. Sie durfte nicht entkommen, denn sonst würde ich nicht wissen, wo im Haus sie sich gerade herumtrieb. Ich wurde sofort aktiv, schnappte mir mein Keksglas, kippte die letzten Brösel raus und schlich dann vorsichtig um das Sofa herum auf die andere Seite. Nun war sie etwas weiter hinten an der Wand und sah mich an, fürchtete ich. Ob giftig oder nicht, sie war abstoßend hässlich. Einen Ausbruch von Gänsehaut bekämpfend, biss ich die Zähne zusammen, drehte das Glas zur Seite und fing die Spinne mit einem Schwung ein. Ich stellte es auf den Sims, zitterte ungefähr eine halbe Minute lang, während sie erfolglos versuchte, an den bauchigen Wänden des Glases hochzuklettern.
    Da fiel mir ein, dass sie vielleicht Jules Verne gebissen haben könnte. Ich hielt den sich windenden Welpen auf dem Küchentresen fest und suchte ihn nach Bissspuren ab. Er leckte mir über die Hände und wehrte sich mit allen vier Pfoten gegen meine zudringlichen Finger. Da ich aber nichts Auffälliges finden konnte und auch kein schmerzvolles Winseln gehört hatte, nahm ich an, dass nichts passiert war.
    »Was zum Teufel stellst du denn mit dem Hund an?«
    Black sah von oben skeptisch herunter, mit nacktem Oberkörper und verstrubbelten Haaren.
    »Ich such ihn nach Vogelspinnenbissen ab.« Ich setzte den Hund auf den Boden und sah zu, wie er die Treppe zu Black hochstolperte. »Soeben habe ich mit meinem Keksglas die größte Vogelspinne meines Lebens gefangen.«
    »Noch mal, bitte.«
    »Du hast richtig gehört.«
    »Okay, Kekse kommen also für mich nicht mehr infrage.«
    »Ich mein es ernst.«
    »Wirklich? Eine echte Tarantula? Hast du sie zertreten?«
    »Um Himmels willen, nein. Ich will wissen, um welche Art es sich handelt und ob sie giftig ist. Die ist garantiert nicht von hier, eher aus Nordafrika.«
    »Warum Nordafrika?«
    »Weil von dort der Killerskorpion des Täters stammt.«
    Wenig später kam Black in seinem schwarzen Flanellbademantel und in Hausschuhen die Treppe herunter, Jules Verne trug er auf einer Hand vor sich her. Der Schwanz des Hunds sah aus wie ein wild gewordenes Metronom.
    »Wo ist sie denn?«
    »Auf dem Kaminsims.«
    »Meinst du, sie ist giftig?«
    »Mir wäre es lieber, wenn nicht.«
    Black blickte verkniffen drein, er hatte also die gleichen beunruhigenden Gedanken wie ich. Besorgt fragt er: »Hast du hier im Huas viele Spinnen?«
    »Keine fetten, ekligen, behaarten Vogelspinnen. Schon gar nicht mitten im Winter. Aber vielleicht hat sie ja der Weihnachtsmann gebracht?« Ich machte einen auf lustig, aber beide fanden wir es nicht zum Lachen.
    Ich sah, wie er vor dem Glas in die Hocke ging. »Mein Gott, es ist wirklich eine Tarantula. Sieht aus wie die hier am See heimische Art. Ich hab sie schon auf den Straßen von Cedar Point gesehen, besonders im Herbst. Ist das die einzige, die du hier im Haus gesehen hast?«
    »Ja, Gott sei Dank.« Die Vorstellung, dass sich noch mehr davon hier herumtrieben, beunruhigte mich über die Maßen. Ich bekam regelrecht Angstzustände und wäre am liebsten auf den Tisch gesprungen, hielt mich aber im Zaum. Black hätte mich ausgelacht, denn Vogelspinnen waren ja nicht giftig. Reiß dich zusammen, Claire.
    »Vielleicht hat sie in den Wänden Winterschlaf gehalten, die die Zimmerer beim Umbau entfernt haben«, sagte Black.
    »Das machen vielleicht Einsiedlerspinnen oder Schwarze Witwen, aber doch nicht Vogelspinnen von draußen aus den Wäldern.«
    »Wie sollte sie sonst hereingekommen sein? Bei der Menge Schnee.«
    »Vielleicht hat sie jemand reingebracht. Um mich zu erschrecken oder um mich zu töten. Vielleicht ist sie ja doch giftig, und wir wissen es nur

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