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Das kalte Gift der Rache

Das kalte Gift der Rache

Titel: Das kalte Gift der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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wartete darauf, dass dieser einzigartige Duft den Raum erfüllte, ohne den kein Tag für mich begann.
    Draußen suchte Jules noch immer nach einem geeigneten Ausstieg aus seiner Freilufttoilette, und ich lachte mich halb schief, als er wie der Blitz schnurstracks auf die Küchentür zuhopste.
    Als er über und über voll Schnee hereinkam, zitterte er am ganzen, fast nackten Körper. Du liebe Güte, er brauchte dringend was zum Anziehen. Schneite es denn in Frankreich nie? Vielleicht war er ja an der Côte d’Azur geboren und hatte sein Geschäft am Strand verrichtet. Er sprang an mir hoch und umklammerte mich mit den Vorderpfoten, als wollte er sagen: »Bitte, bitte, ich frier mir den Püschel ab.« Also nahm ich ihn auf den Arm, wickelte ihn in ein Küchenhandtuch und drückte ihn eng an mich. Irgendwie fühlte er sich an wie eine kalte, sich windende Ratte.
    Bei einem Blick nach oben stellte ich fest, dass sich mein transatlantischer Lieblingsweihnachtsmann noch immer nicht bewegte. Na, den würde ich so schnell nicht wiedersehen, dachte ich. War auch okay. Wir hatten fast die ganze Nacht damit zugebracht, uns wieder näherzukommen, und ich hatte sowieso zu tun. Ich hatte geträumt, ich wäre in diesem roten Koffer mit Christie Foxworthy und den Skorpionen zusammen gewesen, wobei sie immer wieder gesagt hatte: »Was hab ich denn getan? Was hab ich denn nur getan?«
    Ich zitterte allein bei dem Gedanken daran, und fragte mich, was sie wohl getan haben könnte, um so ein schreckliches Schicksal zu verdienen. Ich sah zu, wie der Kaffee durchlief. Rowland könnte es gewesen sein. Vielleicht wollte sie die Beziehung nicht beenden und lauerte ihm und seiner Frau ständig auf. Sollte das jedoch wahr sein, dann war er ein verdammt guter Schauspieler. Und warum sollte er diesen Officer außer Dienst herbeirufen? Könnte auch ein Trick gewesen sein, um uns abzulenken, aber Rowland wirkte nicht unbedingt wie ein zweiter Einstein. Jedenfalls nicht in meinen Augen.
    Als der Kaffee schließlich fertig war, war ich es auch. Ich füllte meinen extra großen weißen Becher, setzte mich an den Tisch und nahm die drei randvollen Ordner zur Hand, die sich über die Mordfälle Classon und Foxworthy bisher angesammelt hatten. Ich drückte auf den Lichtschalter an der Wand, und Blacks neuer Kronleuchter mit schwarzem Organzaschirm ergoss sein Licht über einige besonders grausige Obduktionsbilder. Aber für diese frühe Tageszeit waren Simons Wunden dann doch etwas zu drastisch, und überhaupt war der Anblick von Eiter und faulender Haut zum Kaffee noch nie mein Ding gewesen. Und Christies Augen verstörten mich noch mehr. Buckeye zufolge hatte sie einen Schlag auf den Kopf bekommen, bevor sie in den Koffer gepresst wurde, und er hatte auch die genaue Anzahl der Bisswunden ermittelt, jedoch war nur der Biss des nordafrikanischen Dickschwanzskorpions allein für sich tödlich und letztlich auch für ihren Tod verantwortlich.
    Dann sichtete ich das von Harve gesammelte Material; mithilfe der von ihm markierten Stellen konnte ich mir schnell einen Überblick verschaffen. Pro Jahr wurden am See etwa ein Dutzend Fälle von Spinnenbissen gemeldet, wobei die wirklich ernsten, etwa ein Drittel, von der Braunen Einsiedlerspinne oder der Schwarzen Witwe verursacht wurden. Meist versteckten sich die Biester in Schuhen oder alten Sachen im Keller. Die anderen Opfer waren in der Regel Camper und Kinder in Ferienlagern.
    Ein Zeitungsartikel war rot umrandet. Er war ungefähr zehn Jahre alt und in etwa zu der Zeit von Joe McKays Schulausschluss erschienen. Die Überschrift lautete: BRAUNE EINSIEDLERSPINNE VERSEUCHT HÖHLENSYSTEM-AKADEMIE, SCHÜLER EVAKUIERT . Ich überflog die zwei Spalten. Offenbar wurden Kammerjäger eingesetzt, nachdem eine betroffene Schülerin ins Krankenhaus musste. Zum Zeitpunkt des Berichts war das Mädchen stabil, ihr Zustand jedoch ernst. Dann gab es noch einen wenige Tage später erschienenen Folgeartikel mit Foto. Es zeigte das vierzehnjährige Mädchen aufrecht im Krankenbett sitzend, wie sie einen nackten Arm in die Kamera hielt. Das tiefe rote Loch, das sich in ihr Fleisch fraß, war deutlich zu sehen. Es war nicht so tief wie bei Classon, aber ebenso abstoßend. Ein Zufall? Ich glaube nicht. Jemand, der jahrelang mit der Akademie verbunden war, züchtete Killerspinnen für grausige Racheakte. Wir mussten ermitteln, wer zu dieser Zeit an der Schule gewesen war. Eines wusste ich. Joe McKay war dort gewesen und, dem

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