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Das kalte Schwert

Das kalte Schwert

Titel: Das kalte Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Morgan
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Füße. Der Hauptmann schwang seinen Säbel. Dem Gesetz der Stadt nach sollte er stumpf sein, damit er keine tödlichen Verwundungen zufügen konnte, aber im Glitzern des Bandlichts und der Fackeln sah es nicht danach aus.
    Darhan stand mit verschränkten Armen daneben und schaute zu. Er wollte Egars Blick nicht begegnen.
    »Wenn einer von euch«, sagte der Hauptmann, während er in einem engen Bogen vor der Menge herumstolzierte, die Stimme laut und oberlehrerhaft, »Zeuge sein möchte, wie dieser Mann die Strafe für seinen Mord an einem anerkannten Reichsoffizier erleidet, dann bei seiner Hinrichtung.«
    Verhaltenes Gemurmel. Aber alle Kraft war daraus gewichen.
    »Für den Augenblick macht ihr der Autorität seiner imperialen Lichtgestalt Jhiral Khimran Platz, die in meiner Person verkörpert ist, oder ihr seht euch selbst der Anklage wegen Bruchs des imperialen Friedens gegenüber. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
    Es blieb weiterhin still. Dem Hauptmann schien das auszureichen.
    »Na gut, Jungs. Dann schaffen wir uns hier mal etwas Platz. Jaran, Tald – führt ihn durch.«
    Durch war der richtige Ausdruck. Die dichtgedrängte Menge
der Freibeuter wich widerstrebend beiseite, als Egars Bewacher ihn in Marsch setzten. Alle wollten einen guten Blick bekommen. Einen Drachentöter am Boden sehen. Einen Mann sehen, der es gewagt hatte einen imperialen Ritter zu töten und seine Frau in ihrem eigenen Schlafzimmer zu vergewaltigen. Den zum Tode verurteilten Mann sehen. Egar, nach wie vor erschöpft und in sich zusammengesunken vom Schlag auf den Kopf, war fast froh darum, dass ihn die beiden Wächter am Oberarm gepackt hielten. Die Menge an Gesichtern drängelte sich vorbei wie etwas aus seinen Träumen in der Flandrijnhöhle.
    »Das ist nah genug«, fauchte der Wächter rechts, als ein Teil der Menge gegen sie drängte. Durch den Stoß war er ebenso wie der Drachentöter ins Stolpern geraten. Egar wandte den Kopf und entdeckte mit einem jähen Schreck, dass ihn der Mann mit dem kahlrasierten Schädel und den Brandverletzungen im Gesicht im Gedrängel eindringlich anstarrte, das vernarbte Gesicht kaum einen Fuß weit entfernt.
    Etwas Kühles fuhr an seinen gefesselten Händen nach oben. Etwas stach in die Kante seiner linken Hand wie ein Insekt. Etwas Dickes und Rundes drückte sich in seine locker gehaltene Rechte. Der Strick um seine Handgelenke glitt davon wie zwei winzige Schlangen.
    »He, Tald, er befr…«
    Aber für Tald war es bereits zu spät.
    Das weitergereichte Messer war scharf wie ein Skalpell, es hatte die Schnüre mit weniger Druck als ein sanfter Kuss durchtrennt, allein durch die Berührung einen dünnen Schnitt in Egars linker Hand hinterlassen und sich in die rechte Hand des Drachentöters geschmiegt, als wäre es für diesen Zweck hergestellt worden.
    Egar fuhr blitzschnell herum. Er verschwendete keine Zeit
damit, die Klinge hochzunehmen, sondern zog sie aus einem Instinkt heraus, der in den Jahren verzweifelter Zweikämpfe auf dem Schlachtfeld geschliffen worden war, nach unten und fand die Innenseite von Talds Oberschenkel und die große Arterie, die dort pulste. Der Wächter jaulte entrüstet auf und sprang zurück, als er den Stich der Klinge spürte. Noch wusste er nicht, wie ihm geschehen war.
    »Er ist frei …«
    Ein Jammern, das Egar jedoch dadurch im Keim erstickte, dass er sich mit einem Ellbogenstoß gegen Talds Brustbein Platz verschaffte und zu Jaran herumfuhr und dem Mann die Stirn aufschlitzte, bevor er auch nur einige Zoll hätte zurückweichen können. Blut quoll aus der Wunde und strömte dem erschrockenen Wächter das Gesicht hinab. Knurrend schlug er blindlings nach seinem plötzlich frei gekommenen Gefangenen und wollte seinen Knüppel schwingen. Egar traf ihn mit dem Stiefel an der Kniescheibe, und der Mann ging zu Boden. Erneut trat der Drachentöter zu, traf auf etwas Weiches. Jaran klappte zusammen.
    Egar bückte sich tief, packte mit der freien Hand Jarans Knüppel und fuhr zu den anderen herum. Sah den glitzernden Säbel des Hauptmanns herabsausen, konnte ihn blocken, sprang herum, schlug die Klinge beiseite und trat dicht an ihn heran. Durchhalteparolen rings umher, die übrigen Wächter mühten sich, die Attacke zu erwidern. Egar versetzte dem Kommandanten einen Hieb ins Gesicht, dessen Kopf flog zurück, und dann rammte er ihm das schreckliche kleine Messer von unten in die Kinnlade. Er drehte es, spürte die schlanke Klinge brechen und ließ los.
    Irgendwo

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