Das kann ich! - so erkennen und nutzen Sie Ihre Potenziale
genau untersuche, kann ich mit hoher Wahrscheinlichkeit vorhersagen, welche Persönlichkeit dieser Mensch mit 40 oder auch 50 ist. Das heißt natürlich nicht, dass sich ein Erwachsener nicht weiter entfalten kann. Aber er braucht sehr spezifische Anregung.
Sind Ihnen solche Fälle bekannt, wo sich ein Mensch noch in späteren Jahren – vielleicht wegen ungewöhnlicher Umstände – persönlich spürbar verändert hat?
Oh, ja! Zum Beispiel Charles Darwin. Er war in jungen Jahren ein Taugenichts. Darwin kam aus reichem Hause, hat dies und jenes ausprobiert. Medizin, Theologie, Philosophie studiert. Sein Vater hat sich immer aufgeregt: „Du interessierst dich nur für die Jagd“, hat er ihm immer vorgeworfen. Aber plötzlich – mit 22 Jahren – bekommt Charles Darwin das Angebot, die Weltreise mit dem Schiff HMS Beagle zu unternehmen. Und dann explodiert er förmlich und macht bereits während der fünfjährigen Weltreise riesige naturwissenschaftliche Entdeckungen.
Charles Darwin war in jungen Jahren ein Taugenichts. Menschen, die weniger leisten, als wozu sie fähig wären, nennt man „Under-Achiever“.
So etwas ist nicht selten. Die Intelligenzforschung nennt diese Fälle „Under-Achiever“. Sie bringen aus bestimmten Gründen nicht die Leistungen, die sie eigentlich erbringen könnten, obwohl sie vom Intelligenzquotienten aus betrachtet hochintelligente Menschen sind. Ich kenne Kollegen, die sich mit den Under-Achievern befassen und dabei feststellen, dass sie oft unsicher sind, Konflikte mit sich oder den Lehrern haben. Manchmal reicht ein Lehrer, mit dem sie klarkommen. Dann plötzlich entfaltet sich der Under-Achiever.
Das ist ähnlich einer Pflanze, die das Potenzial zu mächtigem Wuchs hat, aber in schlechten Boden gepflanzt wird. Die wächst nicht richtig, obwohl sie könnte.
Ein berühmtes, aber auch zutreffendes Beispiel. Auch eine Pflanze hat Gene, braucht aber auch eine Umwelt, in der sie sich entfalten kann.
Für den Menschen ist in diesem Zusammenhang die frühkindliche Bindungserfahrung entscheidend. In den ersten drei Jahren will das Kind groß und unabhängig werden. In dieser sogenannten egozentrierten Phase gestaltet sich der allergrößte Teil unserer Persönlichkeit. Es kann sichere, unsichere aber auch desolate Bindungen mit unfähigen Eltern geben. Optimal sind Bezugspersonen, die dem Kind Zutrauen und Wärme geben. Die desolat-desorganisierten Bindungen sind die schwierigsten Fälle.
„Einen aufsässigen kleinen Jungen machen Sie nicht mehr zu einem lammfrommen Wesen.“
Mit vier bis fünf Jahren beginnt die Sozialisierung. Es sind Eltern, Kindergarten und Schule, die uns sozialisieren. Dabei passt sich die egoistische Persönlichkeit zunehmend an die Gesellschaft an. Es entwickeln sich Charaktereigenschaften wie Offenheit, Freundlichkeit, Zutrauen, Entschlossenheit, Zurückhaltung. Die in dieser Phase entwickelte Grundpersönlichkeit ändert sich meist nicht mehr grundlegend. Einen aufsässigen kleinen Jungen machen Sie nicht mehr zu einem lammfrommen Wesen.
Eltern, die mehrere Kinder haben, meinen bereits früh – zum Teil unmittelbar nach der Geburt –, verschiedene Persönlichkeiten in ihren Kindern zu erkennen. Hier die schüchterne Tochter, schüchtern wie die Mutter; da der lebhafte Sohn, extravertiert wie der Vater. Sozialisieren diese Eltern ihre Sprösslinge nach ihren Wünschen?
Die Kernpersönlichkeit, die bereits bei der Geburt vorhanden ist, ist nicht so sehr genetisch bedingt, wie man früher immer meinte. Die Temperamentszüge entwickeln sich aber bereits im Mutterleib vor der Geburt. Wenn dann die werdende Mutter während der Schwangerschaft schwer traumatisiert wird, überträgt sich das direkt auf das Hirn des ungeborenen Kindes und schädigt es. Das ist ganz schlimm!
„Geschwister sind nur zu 50 Prozent miteinander genetisch identisch. Da darf es zu Unterschieden kommen. Das ist selbst bei eineiigen Zwillingen so: genetisch und äußerlich gleich, aber in ihrer Persönlichkeit doch merklich unterschiedlich.“
Die Gene werden außerdem von den Geschlechtshormonen beeinflusst. Dies erzeugt unterschiedliche Persönlichkeitsauswirkungen. Das Testosteron lässt den Jungen anders werden als das Mädchen. Etwas aggressiver zu Beispiel. Es ist auch meine eigene Erfahrung. Meine Kinder sind auch sehr verschieden. Aber das ist alles nichts Aufregendes. Geschwister sind nur zu 50 Prozent miteinander genetisch identisch. Da darf es zu Unterschieden kommen.
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