Das Kapital (Gesamtausgabe)
Entwicklungsstufen der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit ausdrücken. Der bloße Umstand also, daß der Wertzusammensetzung nach das agrikole Kapital auf dem allgemeinen Niveau stände, würde nicht beweisen, daß die gesellschaftliche Produktivkraft der Arbeit gleich hoch <775> bei ihm entwik-kelt ist. Sie könnte nur zeigen, daß sein eignes Produkt, welches wieder einen Teil seiner Produktionsbedingungen bildet, teurer ist, oder daß Hilfsstoffe, wie Dünger, früher nahe zur Hand, jetzt weit hergeschleppt werden müßten u.dergl.
Aber hiervon abgesehn, ist der eigentümliche Charakter der Agrikultur zu erwägen.
Gesetzt, daß Arbeit sparende Maschinerie, chemische Hilfsmittel etc. hier einen größern Raum einnehmen, also das konstante Kapital technisch, nicht nur dem Wert, sondern auch der Masse nach, gegen die Masse der angewandten Arbeitskraft wächst, so handelt es sich bei der Agrikultur (wie bei der Bergwerksindustrie) nicht nur um die gesellschaftliche, sondern auch um die naturwüchsige Produktivität der Arbeit, die von den Naturbedingungen der Arbeit abhängt. Es ist möglich, daß die Zunahme der gesellschaftlichen Produktivkraft in der Agrikultur die Abnahme der Naturkraft nur kompensiert oder nicht einmal kompensiert - diese Kompensation kann immer nur für eine Zeit wirken -, so daß dort trotz der technischen Entwicklung das Produkt nicht verwohlfeilert, sondern nur eine noch größre Verteurung desselben verhindert wird. Es ist auch möglich, daß bei steigendem Getreidepreis die absolute Produktmasse abnimmt, während das verhältnismäßige Surplusprodukt wächst; nämlich bei verhältnismäßiger Zunahme des konstanten Kapitals, das großenteils aus Maschinen oder Vieh besteht, wovon nur der Verschleiß zu ersetzen, und bei entsprechender Abnahme des variablen, in Arbeitslohn ausgelegten Kapitalteils, der stets ganz aus dem Produkt ersetzt werden muß.
Es ist aber auch möglich, daß bei dem Fortschritt der Agrikultur nur ein mäßiges Steigen des Marktpreises über den Durchschnitt nötig ist, damit schlechterer Boden, der bei niedrigerm Stand der technischen Hilfsmittel höheres Steigen des Marktpreises erheischt hätte, bebaut werden und zugleich eine Rente abwerfen kann.
Der Umstand, daß z.B. bei der Viehzucht im großen die Masse der angewandten Arbeitskraft sehr gering ist, verglichen mit dem im Vieh selbst existierenden konstanten Kapital, könnte als entscheidend dagegen betrachtet werden, daß agrikoles Kapital, prozentig berechnet, mehr Arbeitskraft in Bewegung setze als das nicht agrikole gesellschaftliche Durchschnittskapital. Hier ist aber zu bemerken, daß wir bei Entwicklung der Rente von dem Teil des agrikolen Kapitals, der das entscheidende pflanzliche Nahrungsmittel, also überhaupt das Hauptlebensmittel bei zivilisierten Völkern produziert, als bestimmend ausgehn. A. Smith - und das ist eins seiner Verdienste - hat schon nachgewiesen, daß in der Viehzucht und <776> überhaupt im Durchschnitt aller nicht in der Produktion der Hauptlebensmittel, also z.B. des Korns, auf dem Boden angelegten Kapitale eine ganz andre Bestimmung des Preises stattfindet. Dieser ist nämlich hier dadurch bestimmt, daß der Preis des Produkts von Boden, der, sage als künstliche Wiese zur Viehzucht benutzt wird, der aber ebensogut in Ackerbauland von gewisser Güte verwandelt werden könnte, hoch genug steigen muß, um dieselbe Rente abzuwerfen wie gleich guter Ackerboden; die Rente des Kornlands geht hier also bestimmend in den 1223
DAS KAPITAL
Viehpreis ein, weswegen Ramsay mit Recht bemerkt hat, daß in dieser Weise durch die Rente, durch den ökonomischen Ausdruck des Grundeigentums, also durch das Grundeigentum, der Viehpreis künstlich gesteigert wird.
"Infolge der Ausdehnung der Kultur reicht das unbebaute Ödland nicht mehr hin für die Zufuhr von Schlachtvieh. Ein großer Teil der bebauten Ländereien muß verwandt werden auf Züchtung und Mästung von Vieh, dessen Preis daher hoch genug sein muß, um nicht nur die darauf verwandte Arbeit zu zahlen, sondern auch die Rente, die der Grundbesitzer, und den Profit, den der Pächter von diesem Boden hätten ziehn können, wäre er als Ackerland bebaut worden. Das auf den unbebautesten Torfmooren gezüchtete Vieh wird, je nach Gewicht und Qualität, im selben Markt zum selben Preis verkauft wie das auf dem bestkultivierten Land gezüchtete. Die Besitzer dieser Torfmoore profitieren davon und steigern die Rente ihrer
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