Das Kapital (Gesamtausgabe)
Lohnarbeit, der Profit das Kapital. Diese bestimmten Verteilungsformen unterstellen also bestimmte gesellschaftliche Charaktere der Produktionsbedingungen und bestimmte gesellschaftliche Verhältnisse der Produktions agenten. Das bestimmte Verteilungsverhältnis ist also nur Ausdruck des geschichtlich bestimmten Produktionsverhältnisses.
Und nun nehme man den Profit. Diese bestimmte Form des Mehrwerts ist die Voraussetzung dafür, daß die Neubildung der Produktionsmittel in der Form der kapitalistischen Produktion vorgeht; also ein die Reproduktion beherrschendes Verhältnis, obgleich es dem einzelnen Kapitalisten scheint, er könne eigentlich den ganzen Profit als Revenue aufessen. Indessen findet er dabei Schranken, die ihm schon in der Form von As-1285
DAS KAPITAL
sekuranz- und Reservefonds, Gesetz der Konkurrenz usw. entgegentreten und ihm praktisch beweisen, daß der Profit keine bloße Verteilungskategorie des individuell konsumierbaren Produkts ist. Der ganze kapitalistische Produktionsprozeß ist ferner reguliert durch die Preise der Produkte. Aber die regulierenden Produktionspreise sind selbst wieder reguliert durch die Ausgleichung der Profitrate und die ihr entsprechende Verteilung des Kapitals in die verschiednen gesellschaftlichen Produktionssphären. Der Profit erscheint hier also als Hauptfaktor, nicht der Verteilung der Produkte, sondern ihrer Produktion selbst, Teil der Verteilung der Kapitale und der Arbeit selbst in die verschiednen Produktionssphären. Die Spaltung des Profits in Unternehmergewinn und Zins erscheint als Verteilung derselben <890> Revenue. Aber sie entspringt zunächst aus der Entwicklung des Kapitals als sich selbst verwertenden, Mehrwert erzeugenden Werts, dieser bestimmten gesellschaftlichen Gestalt des herrschenden Produktionsprozesses. Sie entwickelt aus sich heraus den Kredit und die Kreditinstitutionen und damit die Gestalt der Produktion. Im Zins usw. gehn die angeblichen Verteilungsformen als bestimmende Produktionsmomente in den Preis ein.
Von der Grundrente könnte es scheinen, daß sie bloße Verteilungsform ist, weil das Grundeigentum als solches keine oder wenigstens keine normale Funktion im Produktionsprozeß selbst versieht. Aber der Umstand, daß 1. die Rente beschränkt wird auf den Überschuß über den Durchschnittsprofit, 2. daß der Grundeigentümer vom Lenker und Beherrscher des Produktionsprozesses und des ganzen gesellschaftlichen Lebensprozesses herabgedrückt wird zum bloßen Verpachter von Boden, Wucherer in Boden und bloßen Einkassierer von Rente, ist ein spezifisches historisches Ergebnis der kapitalistischen Produktionsweise. Daß die Erde die Form von Grundeigentum erhalten hat, ist eine historische Voraussetzung derselben. Daß das Grundeigentum Formen erhält, welche die kapitalistische Betriebsweise der Landwirtschaft zulassen, ist ein Produkt des spezifischen Charakters dieser Produktionsweise. Man mag die Einnahme des Grundeigentümers auch in andren Gesellschaftsformen Rente nennen. Aber sie ist wesentlich unterschieden von der Rente, wie sie in dieser Produktionsweise erscheint.
Die sogenannten Verteilungsverhältnisse entsprechen also und entspringen aus historisch bestimmten, spezifisch gesellschaftlichen Formen des Produktionsprozesses und der Verhältnisse, welche die Menschen im Reproduktionsprozeß ihres menschlichen Lebens untereinander eingehn. Der historische Charakter dieser Verteilungsverhältnisse ist der historische Charakter der Produktionsverhältnisse, wovon sie nur eine Seite ausdrücken. Die kapitalistische Verteilung ist verschieden von den Verteilungsformen, die aus andren Produktionsweisen entspringen, und jede Verteilungsform verschwindet mit der bestimmten Form der Produktion, der sie entstammt und entspricht.
Die Ansicht, die nur die Verteilungsverhältnisse als historisch betrachtet, aber nicht die Produktionsverhältnisse, ist einerseits nur die Ansicht der beginnenden, aber noch befangnen Kritik der bürgerlichen Ökonomie.
Andrerseits aber beruht sie auf einer Verwechslung und Identifizierung des gesellschaftlichen Produktionsprozesses mit dem einfachen Arbeitsprozeß, wie ihn auch ein abnorm isolierter Mensch ohne alle gesellschaftliche Beihilfe verrichten müßte. Soweit der Arbeitsprozeß nur ein bloßer Prozeß <891> zwischen Mensch und Natur ist, bleiben seine einfachen Elemente allen gesellschaftlichen Entwicklungsformen desselben gemein. Aber jede bestimmte historische Form dieses Prozesses
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