Das Karussell der Spitzbuben
Fiedler. Es stellt sozusagen ein winziges Mosaiksteinchen dar! Ich danke Ihnen vielmals, daß Sie mir so bereitwillig Auskunft gegeben haben.“
Fiedler verzog sein Gesicht zu einem höflichen Grinsen. Dazu wedelte er mit dem leeren Glas:
„Jetzt muß ich aber wirklich was trinken...“
Als der Detektiv Bernd Martin in die Hermannsgasse einbog, war es 11 Uhr 15. Der Regen hatte aufgehört, und am Himmel erschien verschämt ein Stück Blau. Angestrahlt von einer noch unsichtbaren Sonne.
Ludwig-Franz Otto hatte er auf seinem Zettel notiert. Und daneben Hermannsgasse 1. Fünf Minuten später stand Martin jenem freundlichen Ludwig-Franz Otto gegenüber. „Wie, sagten Sie, ist Ihr Name?“
„Martin!“
Otto strahlte über alle Backen.
„Also, Herr Martin, nehmen Sie Platz und freuen Sie sich, daß Sie so ein Glückspilz sind!“
Martin blickte etwas irritiert auf den kleinen rundlichen Mann, der so ganz das Gegenteil seines letzten Gesprächspartners war.
„Wieso Glückspilz, Herr Otto?“
„Wären Sie nur fünf Minuten später gekommen, hätten Sie nur noch den Geruch meines Rasierwassers vorgefunden. Ich wollte nämlich gerade zum Angeln fahren. Das ist meine Lieblingsbeschäftigung, wenn ich Strohwitwer bin...“
Martin war beruhigt.
„Dann bin ich Ihnen doppelt dankbar, daß Sie mir ein paar Minuten schenken wollen. Es geht um Ihren Kollegen Eberhard Bühler.“
„Bühler?“ stutzte Otto. „Warum kommt er nicht selbst? Oder ist er krank?“
„Sie arbeiten zusammen in einem Zimmer mit den Herren Gerlach, Fiedler und Maier...“
„Maier mit a i!“ warf Otto grinsend ein.
Martin nickte.
„Einer von ihnen beobachtete beim vorgestrigen Büroschluß, wie Herr Bühler eine kleine elektronische Rechenmaschine in seiner Tasche verstaute, um sie übers Wochenende privat zu verwenden. Der Betreffende nahm diese Beobachtung zum Anlaß, Herrn Bühler vor die Wahl zu stellen: entweder tausend Mark — oder aber Anzeige bei der Firmenleitung.“
Otto hatte sich erhoben und ging mit auf dem Rücken verschränkten Armen im Zimmer auf und ab. Dann blieb er mit einem Ruck vor dem Detektiv stehen.
„Man würde ihn auf der Stelle entlassen!“
„Ich weiß. Deshalb versuchen wir den wenig freundlichen Zeitgenossen zu finden, bevor es zu spät ist. Herr Otto, denken Sie einmal scharf nach. Ist Ihnen am Freitag, kurz vor Büroschluß, irgend etwas Ungewöhnliches in Ihrem Zimmer aufgefallen?“
Otto überlegte. Martin fuhr fort:
„Haben Sie zum Beispiel jemand dabei ertappt, wie er zu Bühler hineinsah und die Tür leise wieder schloß?“
„Nein. Nun sitze ich aber auch mit dem Rücken zur Tür. Wenn ich mich bei jedem Geräusch umdrehen wollte, dann würde ich wie ein Kreisel rotieren.“
„Man sagte mir, Sie seien sehr musikalisch, Herr Otto
Ludwig-Franz Otto betrachtete Martin wie eine seltsame Kuriosität. Oder wie jemanden, der behauptete, auf dem Mond gäb’s Eis am Stiel. Dann hielt er den Kopf ein bißchen schief und brummte:
„Der Ihnen das erzählt hat, war ein Schwindler ersten Grades. Ich bin musikalisch wie ein Regenschirm...“
Es war vier Minuten vor zwölf Uhr mittags, als der Detektiv die vierte und letzte Adresse erreichte. Klosterallee 12. Ein sechsstöckiger Wohnblock.
Bernd Martin entdeckte den gesuchten Namen im zweiten Stockwerk. Da die Haustür nur angelehnt war, stieg er ohne Aufenthalt zur zweiten Etage hinauf.
Er klingelte.
Von innen rief eine Stimme: „Komm herein, die Tür ist nicht abgeschlossen!“
Bernd Martin beschloß, der Aufforderung Folge zu leisten, obgleich er wußte, daß sie nicht ihm galt. Als er die Tür hinter sich zugeklinkt hatte, rief es aus einem Nebenzimmer erneut:
„Ich bin gleich soweit, Fred. In der Küche steht Cola Martin klärte das Mißverständnis auf, indem er zurückrief:
„Das trinke ich zwar auch ganz gern, doch heiße ich weder Fred, noch scheine ich derjenige zu sein, den Sie erwartet haben.“
Der Detektiv hatte den Satz noch gar nicht ganz zu Ende gesprochen, als eine Tür aufflog und ein Mann in den Korridor trat. In seinen Augen blitzte es mißtrauisch. „Verzeihung, ich dachte, es sei mein Neffe.“
Martin verbeugte sich kurz.
„Wenn sich einer zu entschuldigen hat, dann wohl ich... Herr Maier?“
„Ja.“
„Mein Name ist Martin, ich bin Detektiv und hätte Sie gern in einer dringenden Angelegenheit gesprochen. Es handelt sich um Ihren Kollegen Bühler.“
Peter Maier nickte kurz und machte eine einladende
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