Das Karussell der Spitzbuben
Neun Hundertmarkscheine fehlten.
Zuerst schüttelte Helgers nur verstört den Kopf, dann ging er auf die offene Tür des Sekretariats zu.
„Fräulein Busch, wer war in den letzten zwei oder drei Minuten in meinem Zimmer?“
Olga Busch sah ihren Chef verständnislos an. Dann stotterte sie: „In... Ihrem Zimmer?“
„Ja, in meinem Zimmer!“
„Niemand, Herr Direktor!“
„Aber es muß jemand hiergewesen sein!“
Olga schüttelte energisch den Kopf. „Es war niemand da. Ich hätte es doch hören müssen. Wie kommen Sie darauf, daß jemand in Ihrem Zimmer war?“
„Aus meiner Brieftasche wurde das gesamte Geld entwendet. Der Dieb muß sich völlig geräuschlos bewegt haben.“
Während es Olga Busch vor Schreck und Entsetzen die Sprache verschlug, handelte Direktor Arne Helgers. Auf einen Knopfdruck hin schlossen sich sämtliche nach unten führenden Türen ab der fünften Etage. Gleichzeitig wurden automatisch die drei Hausdetektive alarmiert.
Bereits 10 Uhr 22 nahmen sie im siebten Stockwerk einen Mann fest, der sich durch etwas sehr Ungewöhnliches verdächtig gemacht hatte.
Innerhalb weiterer sieben Minuten wurden noch zwei unbekannte Herren festgenommen. Zwei dieser insgesamt drei Männer durften nach einer halben Stunde ihren Weg fortsetzen. Der dritte aber bestieg genau eine Stunde nach dem Hausalarm einen Streifenwagen der Polizei. Er konnte eindeutig als der gesuchte Dieb überführt werden.
Und jetzt aufgepaßt, Detektive!
Wir werden nun aufzählen, was diese drei Männer trugen und bei sich führten, als man sie festnahm. Danach sollt ihr herausfinden, welcher der drei Männer der Täter war.
Mann A: Dr. Andreas Burtollig
Dunkelblauer Anzug aus feinstem Kammgarn, weißes Oberhemd, blaue weißgepunktete Krawatte, weiße Unterwäsche, kurze blaue Socken, einen Schirm, schwarze Lackschuhe , eine Aktenmappe, darin enthalten verschiedene Papiere und zwei Packungen Schmerztabletten.
In der Bekleidung:
Ein Schlüsselbund mit sechs Schlüsseln, zwei Taschentücher, davon eins blau-weiß gemustert, das andere weiß, Brieftasche mit 1400 Mark in Hundertmarkscheinen, Schreibzeug, Taschenuhr und Notizheft in Ledereinband.
Mann B: Ernst K. Ulmenau
Schokoladenbrauner Anzug, beiges Oberhemd, saharagelbe Krawatte mit Nadel, weiße Unterwäsche, braune Woll-socken, leicht gemustert, Diplomatenkoffer mit verschiedenen Papieren, Stadtplan und Schreibetui.
In der Bekleidung:
Schlüsselbund in Lederhülle mit insgesamt drei Schlüsseln, Taschentuch, Brieftasche mit 1300 Mark, davon zehn Hundertmarkscheine, Taschenmesser mit Elfenbeingriff, sowie mehrere lose Geldmünzen.
Mann C: Oskar Weitenescher
Dunkelblauer Anzug, weißer Rollkragenpullover, dunkelblaue Wildlederschuhe, weiße Unterwäsche, weiße Socken mit perlonverstärkten Fersen und Spitzen, Kollegmappe mit diversen Drucksachen, dunkle Handschuhe aus Nappaleder.
In der Bekleidung:
Schlüsselbund mit Anhänger (Bremer Stadtmusikanten) und vier Sicherheitsschlüsseln, Taschentuch, Brieftasche mit 1224 Mark, davon elf Hundertmarkscheine, Stoppuhr, Schere in Lederetui, eine Kastanie (wahrscheinlich gegen Rheuma) und ein Miniaturkartenspiel.
Welcher der Männer kam als Dieb in Frage? A-B-C??
Fall 11: Der Schokoladendieb
Eigentlich war Pelle Muschel Scheck- und Paßfälscher. Diesem „Gewerbezweig“ verdankte er auch alle Gefängnisstrafen, die er bisher in seinem fünfzigjährigen Leben absitzen mußte. Wenn sein Spitzname trotzdem „Praline“ war, so lag das einzig und allein daran, daß ihn ständig eine unstillbare Leidenschaft für Schokolade plagte.
Ganz gleich ob Mokka, ob Nuß, ob Vollmilch,
egal ob Weinbrandbohnen, mit Marzipan Gefülltes oder vornehm Getrüffeltes —
Pelle Muschel verschlang alles mit der gleichen genüßlichen Hingabe. Mit einem Wort (in diesem Fall mit mehreren): für Schokolade war Pelle zu jeder Schandtat bereit.
So zum Beispiel stahl er sich jeden Monat einmal den Vorrat für die nächsten vier Wochen zusammen. Und obwohl die Polizei von dieser Leidenschaft wußte, war es ihr noch nie gelungen, Pelle auf frischer Tat zu ertappen oder aber Indizien zu finden, die ihn handfest überführten. Doch dann kam der 10. März.
Ein Datum, an dem „Praline“ beschloß, wieder einmal seinen zu Ende gegangenen Vorrat aufzufüllen. Als Ort der Handlung wählte er die BONBONNIERE, ein Schokoladengeschäft am anderen Ende der Stadt.
Zwanzig Minuten nach Mitternacht bestieg er seinen Wagen...
Sicher waren es
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