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Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT

Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT

Titel: Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Feindschaften wie einen Orden. Sie sind ein Teil seiner Orden.«
    »Wer ist das?«
    »Sein Name ist Pablo Ramirez. Er kommt aus San Juan, einer der ersten Puertorikaner, der in West Point ausgebildet wurde.
Wahrscheinlich könnte man ihn den Vorzeige-Puertorikaner nennen, nur daß man damals diesen Ausdruck noch nicht kannte.«
    »Kannte er deinen Vater?«
    »Ja, sie haben zusammen gedient. Ramirez hat zwei Jahre nach ihm sein Examen gemacht.«
    Peter berührte sie am Arm. »Haben sie zusammen in Korea gedient?«
    »Du meinst Chasŏng?«
    »Ja.«
    »Ich weiß nicht. Korea, ja. Auch in Nordafrika im Zweiten Weltkrieg und vor ein paar Jahren in Vietnam. Aber ob in Chasŏng, weiß ich nicht.«
    »Das würde ich gern wissen. Warum mochte er deinen Vater nicht?«
    »Ich weiß nicht, ob er ihn nicht gemocht hat. Auch nicht mehr, als er andere nicht mochte. Ich habe Feindschaften gesagt. Plural.«
    »Warum?«
    »Er ist immer noch Major. Die meisten seiner Altersgenossen sind schon Oberstleutnant oder richtige Oberste oder Brigadegeneräle. «
    »Ist seine Feindschaft berechtigt? Hat man ihn übergangen, weil er Puertorikaner ist?«
    »Oh, wahrscheinlich schon. Das ist eine ziemlich geschlossene Gesellschaft. Und ich habe schon oft die Witze gehört: ›Du mußt aufpassen, wenn du Ramirez zu einer Cocktailparty bei der Marine mitnimmst. Die könnten ihm einen Kellnerfrack anziehen.‹ In der Marine sind die Puertorikaner immer noch Ordonnanzen und so etwas. «
    »So etwas erzeugt natürlich Feindschaft.«
    »Sicher tut es das. Das ist nicht alles. Ramirez hatte viele Chancen — mehr als die meisten — wahrscheinlich eben, weil er Angehöriger einer Minderheit ist. Er hat nicht viel aus seinen Chancen gemacht.«
    Peter sah zum Fenster hinaus, er war etwas beunruhigt. Der Blick, den er in Ramirez’ Augen gesehen hatte, war gezielter Haß gewesen, ein Haß, der sich auf bestimmte Gegenstände oder Personen richtete. MacAndrews Sarg. MacAndrews Grab. MacAndrew.
    »Was hat dein Vater von ihm gehalten?« fragte er.
    »Etwa das, was ich dir gerade gesagt habe. Er war ein Leichtgewicht, hitzköpfig und zu leicht erregbar. Überhaupt nicht verläßlich.
Dad hat es zweimal abgelehnt, Beförderungen für ihn zu befürworten. Davon abgesehen, hat er nicht viel gesagt.«
    »Was meinte er damit, wenn er sagte ›überhaupt nicht verläßlich‹? «
    Alison runzelte die Stirn. »Da müßte ich nachdenken. Hauptsächlich, wenn es um Recap und Recon ging, denke ich.«
    »Das ist nett. Ich hab’ nicht die leiseste Ahnung, wovon du redest. «
    Sie lachte. »Entschuldige. So nennt man die schriftlichen Berichte ans Feldhauptquartier. Zusammenfassende Kampfberichte und Aufklärung, ›rekognoszieren‹, wie die alten Militärs das nennen.«
    »Das hilft mir auch nicht weiter, aber ich glaube, ich weiß schon, was du meinst. Dein Vater wollte damit sagen, daß Ramirez ein Lügner ist. Entweder gefühlsmäßig oder absichtlich.«
    »Wahrscheinlich. Er ist nicht wichtig, Peter.« Alison legte die Hand auf die seine. »Das ist jetzt vorbei. Erledigt, vergangen, vorbei. Dank dir, mehr als ich je sagen kann.«
    »Das mit uns ist noch nicht vorbei«, sagte er.
    Sie hielt seinen Blick fest. »Hoffentlich nicht.« Dann lächelte sie. »Ein Hotel ist eine herrliche Idee. Wir werden uns einen ganzen Tag lang verwöhnen lassen und an überhaupt nichts denken. Ich bin es einfach leid, nachzudenken. Und dann, morgen, gehe ich zu dem Anwalt und erledige alles. Du sollst nicht das Gefühl haben, daß du bleiben mußt. Ich bin in ein paar Tagen wieder in New York.«
    Kastler erschrak; ob sie es wohl vergessen hatte? So abrupt. So völlig. Er hielt ihre Hand, wollte nicht, daß sie sie ihm entzog. »Aber da ist doch das Haus in Maryland. Man ist in das Haus eingebrochen und — «
    »O Gott! Laß es doch! Er ist tot. Die haben bewiesen, was sie beweisen wollten.«
    »Wir sprechen später darüber«, sagte er.
    »Meinetwegen«, sagte sie.
    »Meinetwegen.« Peter verstand. Peter hatte dem Tod ihres Vaters ins Auge gesehen und dem Leid, das es bedeutete, diesen Tod näher zu untersuchen. Bei der Beerdigung hatte sie den Männern gegenüber gestanden, die versucht hatten, ihn zu zerstören. Die Zeremonie in Arlington war für sie ein Symbol gewesen: der gordische Knoten war durchtrennt worden; sie war jetzt frei und konnte sich ihre eigene Welt suchen. Und jetzt forderte er sie auf, zurückzukehren.

    Das mußte er. Weil es noch nicht vorbei war. Das wußte er,

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