Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT
ursprünglichen Gedanken. Alles, was geschehen war — von Malibu bis Rockville, bis zu dem alten Haus an der Fünfunddreißigsten Straße — war das Resultat heftiger Richtungskämpfe innerhalb des FBI. Und Longworth war wieder aufgetaucht.
»Wir sind uns einig«, sagte er. »Ich will Schutz. Für das Mädchen und mich.«
»Den sollen Sie haben.«
»Von wo? Wer?«
»Sie erwähnten Richter Sutherland. Vor einigen Jahren hat er einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, die abgerissene Verbindung zwischen dem Bureau und dem Rest der Abwehrinstitutionen wieder herzustellen. Hoover hatte den Informationsfluß zum CIA und dem Nationalen Sicherheitsrat abgeschnitten.«
»Das weiß ich«, unterbrach Kastler leise. »Ich habe ein Buch darüber geschrieben.«
»Das war Gegenschlag!, nicht wahr? Ich glaube, ich sollte es lesen.«
»Ich werde Ihnen ein Exemplar schicken. Sie werden mich also beschützen lassen. Ich wiederhole: Wer wird es tun, und woher wird er kommen?«
»Es gibt einen Mann Namens Varak. Sutherlands Mann. Er ist mir verpflichtet.«
O’Brien sank in seinem Sessel zusammen. Sein Kopf fiel nach hinten, und sein Atem ging schnell und unregelmäßig, als könnte er nicht genügend Luft in seine Lungen bekommen. Er legte das Gesicht in die Hände; er konnte das Zittern mit den Fingern spüren.
Er war nicht sicher gewesen, ob er es durchstehen würde. Einige Male im Lauf der letzten zwei Stunden hatte er geglaubt, er würde zerbrechen.
Die Panik des Schriftstellers war es, die ihn die letzten Minuten aufrecht erhalten hatte. Die Erkenntnis, daß Kastler unter Kontrolle gebracht werden mußte; man durfte nicht zulassen, daß er die Wahrheit erfuhr.
Hoovers Archive waren nicht vernichtet worden, weil O’Brien wußte , daß das nicht der Fall war. Soviel schien sicher. Und jetzt wußte es noch jemand. Wie viele? Wie viele Anrufe hatte es gegeben? An wie viele andere war jene schreckliche, hohe Flüsterstimme herangetreten? Ein toter General, ein ermordeter Kongreßabgeordneter, eine verschwundene Journalistin — wie viele noch?
Nichts war mehr so, wie es vor zwei Stunden gewesen war. Peter Kastlers Bericht bedeutete, daß es Arbeit gab, Arbeit, die schnell getan werden mußte. Und O’Brien begann jetzt zu seiner großen Erleichterung zu glauben, daß er wieder imstande war, diese Arbeit zu leisten.
Er griff nach dem Telefon und wählte die Nummer des Nationalen Sicherheitsrats. Aber Stefan Varak war nicht zu erreichen.
Wo war Varak? Welche Art von Auftrag konnte dazu führen, daß die Verbindung zwischen dem NSC-Agenten und dem Bureau abriß? Ganz besonders die Verbindung zu ihm? Varak und er waren Freunde. Vor zwei Jahren hatte O’Brien ein ungeheures Risiko für Varak auf sich genommen. Er hatte ihm Profildaten geliefert, deren Weitergabe Hoover verboten hatte; das hätte ihn seine Stellung kosten können.
Jetzt brauchte er Varak. Von allen Leuten bei sämtlichen Abwehrorganisationen
war Varak der beste. Das Ausmaß seiner Erfahrung und die bloße Zahl seiner Kontaktpersonen war außergewöhnlich. Er war der Mann, dem Quinn Kastlers Band als erstem vorspielen mußte. Varak’ würde wissen, was zu tun war.
Unterdessen genoß der Schriftsteller Schutz. Sein Name war aus den Sicherheitslogbüchern getilgt, alle Anfragen würden zu O’Brien wandern. Es gab einige Männer beim CIA, denen er während Hoovers Embargo Informationen geliefert hatte. Als O’Brien ihnen sagte, daß das zu bewachende Subjekt der Autor von Gegenschlag! war, hätten sie sich am liebsten geweigert. Aber das taten sie natürlich nicht. Vernünftige Männer im unvernünftigsten aller Berufe mußten einander helfen. Sonst bestand die Gefahr, daß unvernünftige Männer an die Schalthebel der Macht gelangten, und das war der sichere Weg zur Katastrophe.
Aber vielleicht war es dazu bereits gekommen. Vielleicht war die Katastrophe bereits hereingebrochen.
24
Der FBI-Begleiter tätigte seine Lieferung in der Lobby des Hay-Adams. Kastler war das Paket. Ein Kopfnicken und ein »Okay ... Gute Nacht«, begleitet von einem höflichen Lächeln des Mannes von der Central Intelligence Agency war die Quittung.
Im Lift versuchte Peter mit dem Fremden, der sich bereit erklärt hatte, ihn zu beschützen, Konversation zu machen. »Mein Name ist Kastler«, sagte er linkisch.
»Ich weiß«, erwiderte der Mann. »Ich habe Ihr Buch gelesen. Sie haben uns ganz schön durch die Mangel gedreht.«
Das war nicht gerade eine
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