Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT
meiner linken Hand tragen. So wie du deinen.«
Alison trank und wich seinem Blick aus. »Was ich vor ein paar Stunden gesagt habe, war mir ernst. Ich brauche keine Verpflichtungen. «
Kastler sah sie erschrocken an. Er stellte sein Glas weg und ging zu ihr. Er kniete neben ihrem Sessel nieder und legte die Hand an ihre Wange. »Was soll ich jetzt sagen? ›Danke, Miß MacAndrew. Es war eine hübsche Episode.‹ Das werde ich nicht sagen. Ich kann es auch nicht denken. Ich glaube auch nicht, daß du das kannst.«
Sie starrte ihn an und ihre Augen wirkten verletzbar. »Es gibt viel, was du nicht über mich weißt.«
Peter lächelte. »Was denn? Daß du die Tochter des Regiments bist? Die Hure des Zwölften Bataillons? Eine Jungfrau bist du nicht, aber das andere paßt auch nicht. Du bist nicht der Typ dazu. Dazu bist du viel zu unabhängig.«
»Du urteilst zu schnell.«
»Gut! Ich bin froh, daß du so denkst. Ich pflege mich sehr schnell zu entscheiden, das ist eine Eigenschaft von mir, die ich auf lange Zeit aufgegeben hatte ... ehe ich dir begegnete.«
»Du warst dabei, dich von etwas sehr Schmerzlichem zu erholen. Ich war da. Und hatte selbst Ärger.«
»Danke, Madame Freud. Aber sieh mal, ich habe mich erholt, und ich bin entschlußkräftig. Probier’s doch mal mit dieser Entscheidung. Mir ist schon klar, daß Heiraten zur Zeit nicht in ist, das riecht so nach Mittelstand.« Er schob sich näher an sie. »Aber siehst du, mir war das, was ich vorhin gesagt habe, ernst. Ich brauche eine Bindung. Ich glaube an die Ehe, und ich möchte den Rest meines Lebens mit dir leben.«
Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie schüttelte den Kopf und hielt sein Gesicht mit beiden Händen. »O Peter. Wo warst du so viele Jahre?«
»In einem anderen Leben.«
»Ich auch. Wie heißt dieses dumme Gedicht? ›Komm, leb mit mir, sei meine Liebe ...‹«
»Marlowe. Das ist gar nicht so dumm.«
»Und ich werde kommen und mit dir leben, Peter. Und deine Liebe sein. Solange es für uns beide einen Sinn abgibt. Aber heiraten werde ich dich nicht.«
Er entzog sich ihr, erschrak. »Ich möchte mehr als das.«
»Ich kann dir nicht mehr geben. Es tut mir leid.«
»Ich weiß, daß du es kannst! Ich fühle es! Fühle es so vollkommen, so wie ... Er hielt inne.
»Wie sie? Wie deine Cathy?«
»Ja! Das kann ich nicht einfach begraben.«
»Ich würde nie wollen, daß du es begräbst. Vielleicht können wir etwas haben, das genauso schön ist. Aber keine Ehe.«
»Warum?«
Tränen rollten ihr über die Wangen. »Weil eine Ehe bedeutet — ich werde keine Kinder haben, Peter.«
Damit sagte sie versteckt mehr, und Kastler wußte es. Er war nur nicht sicher, was es war. »Jetzt machst du einen Sprung. Ich hatte noch überhaupt nicht an ...« Plötzlich war es ihm klar. »Es ist deine Mutter. Ihre Krankheit.«
Alison schloß die Augen. Ihr Gesicht war von Tränen überströmt. »Mein Liebster, versuche mich zu verstehen.«
Peter rührte sich nicht von der Stelle; er blieb an ihrer Seite und zwang sie, ihn anzusehen. »Hör mir zu. Ich verstehe noch etwas. Du hast nie geglaubt, was man dir gesagt hat. Was dein Vater dir gesagt hat. Daß die Krankheit deiner Mutter daher kam, daß sie beinahe ertrunken wäre. Du hast das nie akzeptiert. Warum nicht?«
Ihr Blick war kläglich. »Ich konnte nicht sicher sein. Ich weiß nicht, warum. Das ist das Schreckliche.«
»Warum konntest du nicht sicher sein? Warum hätte dein Vater dich denn angelogen?«
»Ich weiß nicht! Ich kannte ihn so gut, jede Nuance seiner Stimme, jede Geste. Er muß mir diese Geschichte fünfzigmal erzählt haben. Immer unter einem Drang, als wollte er, daß ich sie liebte, so wie er sie einmal geliebt hatte. Aber daran war immer irgend etwas Falsches, etwas fehlte. Schließlich begriff ich. Sie war einfach nur eine verrückte Frau. Sie war das ganz natürlich geworden. Natürlich. Und er wollte nicht, daß ich das wußte. Verstehst du jetzt?«
Kastler griff nach ihrer Hand. »Vielleicht hat er etwas anderes vor dir verborgen.«
»Was? Warum sollte ...?«
Das Telefon klingelte. Peter sah auf die Uhr. Es war nach drei Uhr morgens. Wer, zum Teufel, rief um diese Zeit an? Es mußte O’Brien sein. Er nahm den Hörer ab.
»Sie glauben wohl, Sie haben mich aufgehalten, aber das haben Sie nicht!« Die Stimme am anderen Ende der Leitung klang eindringlich, ihr Atem ging schwer.
»Bromley?«
»Sie sind ein Tier. Schmutziger, verkommener Abschaum!« Aus der Stimme war
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