Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT
daß ich Ihnen je sagen kann, wie wichtig mir das im Augenblick ist.«
»Lassen Sie nur«, unterbrach O’Brien. Plötzlich war er wieder ganz geschäftsmäßig. »Jetzt rede ich nämlich. Denken Sie an das, was ich gesagt habe. Identifizieren Sie sich nicht. Aber verwenden Sie die Namen von allen anderen, die an Sie herangetreten sind, oder die man Ihnen geschickt hat — Leute, die Sie bisher nicht kannten. Die anderen Namen können Sie mir später geben, nicht auf dem Band. Ich möchte nicht, daß man Sie auffinden kann. Sprechen Sie langsam; überlegen Sie sich, was
Sie sagen. Wenn Sie irgendwelche Zweifel haben, brauchen Sie mich bloß anzusehen; ich werde das dann wissen. Ich fange jetzt an. Lassen Sie mir einen Augenblick Zeit, um mich selbst und die Umstände darzulegen.
O’Brien drückte zwei Knöpfe auf dem kleinen Recorder und sprach dann mit abgehackter, harter Stimme. »Dieses Band wird von Senioragent C. Quinlan O’Brien vorbereitet. Identfreigabe Siebzehn Zwölf, in der Nacht des achtzehnten Dezember um etwa dreiundzwanzig Uhr. Der Mann, den Sie hören werden, ist ins Nachtdienstbüro gebracht worden. Ich habe seinen Namen aus den Sicherheitslogbüchern entfernt und den Agenten von der Pforte gebeten, mir jegliche Anfragen gemäß der vorerwähnten Siebzehn-Zwölf-Freigabe zu berichten.« O’Brien hielt inne, griff nach einem Bleistift und kritzelte sich eine Notiz. »Nach meiner Ansicht unterliegen die Informationen auf diesem Band der höchsten Geheimhaltungspriorität, und ich kann aus Sicherheitsgründen keinen Einspruch dulden. Mir ist völlig bewußt, daß die von mir angewandten Methoden höchst ungewöhnlich sind, und übernehme dafür — aus persönlichen Gründen — die volle Verantwortung.«
Der Agent hielt das Gerät an und sah zu Peter hinüber. »Fertig? Beginnen Sie im letzten Sommer. In Malibu, bei Ihrem Zusammentreffen mit Longworth.« Er drückte den Knopf, und das Band setzte sich in Bewegung.
Wie durch einen Nebel begann Kastler langsam zu sprechen und versuchte, den Instruktionen dieses Mannes zu folgen, den er plötzlich auf so seltsame Weise so gut kannte. C. Quinlan O’Brien. Alexander Meredith. Rechtsanwalt. Rechtsanwalt. Das Buch. Das Bureau. Frau und Kinder ... Frau und Kinder ...
Männer in Angst.
O’Brien war sichtlich erschüttert, als die Geschichte sich langsam entwickelte, von den Ereignissen, die Peter beschrieb, gleichzeitig schockiert und verstört. Jedesmal, wenn er Hoovers Privatarchive erwähnte, konnte man sehen, wie sich in dem Agenten etwas spannte, wie seine Hände zitterten.
Als Peter zu Phyllis Beschreibung der schrecklichen, ausdruckslosen, hohen Flüsterstimme am Telefon kam, konnte O’Brien seine Reaktion nicht verbergen. Er stöhnte, sein Kopf fuhr zurück, und seine Augen schlossen sich.
Peter hielt inne; das Band drehte sich weiter. Im Raum herrschte Schweigen. O’Brien schlug die Augen auf, starrte zur Decke. Langsam wandte er sich Kastler zu.
»Weiter«, sagte er.
»Sehr viel mehr gibt es nicht. Sie haben ihren Brief gelesen.«
»Ja. Ja, ich habe den Brief gelesen. Schildern Sie mir, was geschehen ist. Die Schüsse, das Feuer. Weshalb Sie weggelaufen sind.«
Das tat Peter. Und dann war es vorbei. Er hatte alles gesagt. Oder beinahe alles. Er hatte Alison nicht erwähnt.
O’Brien hielt das Band an, ließ es ein paar Sekunden zurücklaufen und spielte die letzten paar Wörter ab, um sich zu vergewissern, daß sie gut aufgezeichnet waren. Dann schaltete er befriedigt ab. »Okay. Jetzt haben Sie aufgezeichnet, was Sie wollten. Jetzt sagen Sie mir das übrige.«
»Was?«
»Ich habe Sie aufgefordert, mir zu vertrauen. Aber Sie haben nicht alles berichtet. Sie befanden sich in Pennsylvania und schrieben dort; dann sind Sie plötzlich nach Washington gekommen. Warum? Nach dem, was Sie sagten, weil Ihre Recherchen abgeschlossen waren. Sie sind vor beinahe fünf Stunden aus einem brennenden Haus an der Fünfunddreißigsten Straße gelaufen. Hierher sind Sie vor zwei Stunden gekommen. Wo waren Sie in den fehlenden drei Stunden? Bei wem? Füllen Sie die Lücken aus, Kastler. Sie sind wichtig.«
»Nein. Das schließt unser Handel nicht ein.«
»Was für ein Handel? Schutz?« O’Brien stand verärgert auf. »Sie verdammter Narr. Wie kann ich denn Schutz anbieten, wenn ich nicht weiß, wen ich beschützen soll? Und machen Sie sich bloß nichts vor. Schutz ist der Handel, den ich Ihnen anbiete. Außerdem würde es mich — oder jeden
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