Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT
haben mit ihnen gearbeitet; sie hatten Zugang. Deshalb konnte ich nicht von meinem Büro aus mit Ihnen sprechen; meine Leitung ist angezapft. Das mußten sie. Und jetzt sagen Sie mir, um Himmels willen, was geschehen ist.«
»Einverstanden. Ich habe ihren Varak gefunden.«
»Was?«
»Ich kannte ihn unter dem Namen Longworth.«
»Longworth? Der 1. Mai ... Die Logbücher der Sicherheitsabteilung! Er hat die Akten! « O’Brien schrie unwillkürlich in die Sprechmuschel seines Telefons.
»Das gibt doch keinen Sinn! « sagte Peter verwirrt. »Er ist tot. Er hat sein Leben aufs Spiel gesetzt, um jene Akten zu finden.« Kastler berichtete dem Agenten alles, was geschehen war, angefangen bei Varaks Telefonanruf über Varaks Tod und die Überzeugung des Sterbenden, daß O’Brien die Wahnsinnigen aufhalten werde. Aber Chasŏng erwähnte er nicht. Für den Augenblick wollte er das für sich behalten.
»Varak ist also weg«, sagte O’Brien leise. »Ich kann es immer noch nicht glauben. Er war einer von denen, auf die wir gebaut hatten. Es sind nicht mehr viele übrig.«
»Dieser CIA-Mann — wir kannten einander. Er sagte, eine Anzahl von Ihnen würde zusammenarbeiten. In ganz Washington. Sie hätten gar keine andere Wahl.«
»Doch, die haben wir. Das Verteufelte daran ist nur, daß es niemanden gibt, bei dem man sich juristischen Rat holen kann.
Im ganzen Justizministerium gibt es keinen einzigen Staatsanwalt, dem ich vertrauen würde.«
»Vielleicht gibt es doch jemanden. Einen Senator. Varak hat davon gesprochen. Aber noch nicht jetzt. Noch nicht ... Sie verstehen sich darauf, Befehle zu geben, O’Brien. Können Sie auch welche annehmen?«
»Das ist nicht gerade meine Stärke. Sie müssen schon Hand und Fuß haben.«
»Reichen diese Archive?«
»Eine dumme Frage.«
»Dann bitte ich Sie um zwei Dinge. Holen Sie Alison MacAndrew aus dem Hay-Adams heraus, bleiben Sie bei ihr und schaffen Sie sie irgendwohin, wo sie sicher ist. Die wollen mich haben. Sie würden sie dazu benutzen, um an mich heranzukommen.«
»Okay, das kann ich machen. Und was noch?«
»Ich brauche die Adresse eines Majors Namens Pablo Ramirez. Er ist im Pentagon stationiert.«
»Augenblick.«
Plötzlich erschrak Peter. Er konnte durch das Telefon das Rascheln von Papier hören. Papier! Seine Hand griff nach der Telefongabel, er würde gleich die Verbindung unterbrechen und wegrennen. »O’Brien. Ich dachte, Sie hätten gesagt, Sie seien zehn Blocks entfernt in einer Telefonzelle!«
»Das bin ich auch. Ich sehe im Telefonbuch nach.«
»O Gott ...« Kastler schluckte.
»Da ist es. Ramirez, P. Er wohnt in Bethesda.« Der Agent las die Adresse vor; Peter prägte sie sich ein. »Ist das alles?«
»Nein. Ich will Alison im Lauf des Abends oder spätestens morgen sehen. Wie erfahre ich, wo Sie sind, wo Sie sie hingebracht haben? Haben Sie irgendeine Vorstellung.«
Schweigen. Fünf Sekunden später sagte O’Brien: »Kennen Sie Quantico?«
»Den Marinestützpunkt?«
»Ja, aber ich meine nicht das Camp. An der Bucht ist ein Motel. Es nennt sich The Pines. Dort bringe ich sie hin.«
»Ich werde einen Wagen mieten.«
»Tun Sie das nicht. Mietagenturen lassen sich zu leicht überprüfen. Es gibt da einen Zentralcomputer, an den sämtliche Agenturen in der Stadt angeschlossen sind. Die würden Sie sofort finden. Das gilt übrigens auch für die Taxigesellschaften; niemand hält die Zielorte geheim. Sie würden wissen, wohin Sie gefahren sind.«
»Was, zum Teufel, soll ich denn tun? Zu Fuß gehen?«
»Ungefähr jede Stunde fährt ein Zug nach Quantico. Das ist die beste Lösung für Sie.«
»Also gut. Bis später.«
»Augenblick noch.« O’Briens Stimme klang eindringlich, aber der Agent hatte sich wieder völlig unter Kontrolle. »Sie verschweigen mir da etwas, Kastler. Es ist MacAndrew.«
Peters Kopf fuhr zurück; er starrte die Menschenmenge an, die sich an der Telefonzelle vorbeischob. »Das sind Vermutungen. «
»Reden Sie doch keinen Unsinn. Dazu gehört wirklich nicht viel Fantasie. Ramirez arbeitet im Pentagon; das tat MacAndrew auch.«
»Setzen Sie mich nicht unter Druck, O’Brien. Bitte .«
»Warum sollte ich das eigentlich nicht? Sie haben mir das Wichtigste verschwiegen, das Varak Ihnen gesagt hat, warum er Sie sprechen mußte.«
»Das habe ich nicht . Er hat mir seine Strategie erklärt. Wie man mich programmiert hat.«
»Das wäre doch Zeitverschwendung gewesen; er wußte doch, daß er nicht mehr lange zu leben hatte.
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