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Das Kellerzimmer - Gesamtausgabe

Das Kellerzimmer - Gesamtausgabe

Titel: Das Kellerzimmer - Gesamtausgabe
Autoren: Lesley Marie Milton
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Gang. Sören kam endlich mal wieder früher nach Hause und Hanna hatte sich tagsüber ausruhen können. Selbst Kimberley wirkte ausgeglichen und gut gelaunt. Wir sollten gemeinsam essen gehen, überlegte Hanna und sprach den Gedanken aus, als ihre Familie in der Küche versammelt stand.
    „Au ja!“, rief Kimberley. „Zum Chinesen!“
    „Okay, dann zieht euch was an, es geht in zehn Minuten los“, sagte Sören und fühlte sich ruhig wie lange nicht mehr. Endlich kehrte wieder Normalität ein und er konnte sich auf die wichtigen Dinge im Leben konzentrieren. Die letzten Wochen waren anstrengend gewesen und er war froh, dass er Chantalle endlich gesagt hatte, welchen Platz sie in seinem Leben einnahm – nämlich ab sofort gar keinen mehr. Eigentlich war er sogar ganz schön anständig gewesen, denn er hatte sich dafür sogar in der Mittagspause eine halbe Stunde Zeit freigeschaufelt. Chantalle tobte und heulte und er musste sie immer wieder ermahnen, sich zusammenzureißen.
    „Es war wirklich schön mit dir, Chantalle, aber ich bin viel zu alt für dich“, hatte Sören auf das Mädchen eingeredet, das tränenüberströmt zu den Enten am Ufer starrte und sich mit beiden Händen an der Parkbank festhielt. Sie drohte fast vorne über zu kippen, so zerbrechlich wirkte sie auf einmal. Sören lehnte sich entspannt auf der Bank zurück und unterstrich seine Worte mit ausladenden Handbewegungen.
    „Sieh es doch mal so, Chantalle, es war eine Lektion fürs Leben. Lass dich lieber nie wieder mit einem verheirateten Mann ein. Das sag ich dir jetzt mal väterlich und nicht als ehemaliger Geliebter.“
    „Du bist so ein Arschloch!“, weinte Chantalle und wirkte rein gar nicht mehr verführerisch, sondern kindisch und naiv. Wie hatte er nur mit solch einer Göre ins Bett gehen können? Sören schämte sich ein wenig vor sich selbst und machte das, was er am besten konnte: reden.
    „Lass es uns so zusammenfassen. Es war eine inspirierende Erfahrung, von der wir beide profitiert haben. Aber nun ist es vorbei und wir sollten vernünftig sein. Kein Wort zu irgendwem. Dich könnte es deinen Job kosten, mich meine Ehe. Das wollen wir doch beide nicht, oder?“
    Wütend sprang Chantalle auf und schimpfte wie ein Rohrspatz:
    „Deinen Job könnte es ebenfalls kosten! Hast du vergessen, wie alt ich bin? Und dass ich eine Schutzbefohlene bin? Mein lieber Sören, pass besser auf, was du sagst, sonst bist du geliefert!“
    „Beruhige dich, du kleine Hexe…“ Weiter kam er nicht, denn sie zeterte wie eine Furie: „Nenn mich nie wieder so, du mieses Stück Scheiße! Was bist du nur für ein ekelhafter alter Sack! Lass mich in Ruhe, sonst plapper ich alles aus. Alles! Verstanden?“
    Ganz kalt ließ ihn das Gespräch nicht und es drohte aus dem Ruder zu laufen, doch insgesamt war er froh, dass sie sauer war. Besser so, als wenn sie ihm ewig hinterher heulte. Hatte er auch schon erlebt – verlassene Geliebte waren unberechenbar. Chantalle würde nichts ausplaudern, dafür hatte sie viel zu viel Angst um ihren Ausbildungsplatz, redete er sich ein. Er musste es nur noch hinbekommen, dass sie etwas weniger wütend war.
    „Ich respektiere deinen Wunsch, Chantalle, natürlich. Bitte versteh auch mich, das ist nicht leicht für mich. Für dich auch nicht. In einem anderen Leben hätte es bestimmt mit uns geklappt, aber so sind die Rahmenbedingungen eher suboptimal. Verstehst du?“
    „Du hast doch die Kappe ab. Die Rahmenbedingungen sind suboptimal – das fällt dir ja früh ein! Und ich dachte… Ach, ist egal.“
    Bevor sie weiterheulte, fiel Sören ein, dass er nun wirklich ganz dringend zurück an seinen Schreibtisch musste. Damit war das Kapitel Chantalle beendet und er nahm sich fest vor zukünftig treu zu sein.
    „Darf ich vorne sitzen?“, fragte Kimberley, als die kleine Familie vor Sörens Wagen stand; bereit zur Abfahrt ins chinesische Restaurant.
    „Klar“, sagte Hanna und quetschte sich auf den Rücksitz.
    „Schieb den Sitz mal ein bisschen nach vorne“, bat Hanna ihre Tochter und diese griff mit beiden Händen unter den Vordersitz, um den passenden Hebel zu finden. Sören wartete mit dem Starten des Motors, damit seine beiden Damen es sich bequem machen konnten. Zufrieden lächelte er im Rückspiegel seine Frau an, während Kimberley immer noch unter ihrem Sitz rumfischte.
    „Was ist denn los, Kimmy, bekommst du den Hebel nicht zu fassen?“, fragte Sören. Er drehte sich zur Seite seiner Tochter und Hanna beugte
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