Das Kellerzimmer - Gesamtausgabe
schauen wir mal. Warten Sie bitte kurz, wir sind gleich wieder da.“
„Kann ich zur Toilette gehen? Ich muss mal!“ Lisa stellte sich an wie ein Kleinkind, aber ihr war das Krankenhaus schon jetzt zuwider. Sie wollte so schnell wie möglich hier raus.
„Wir gehen gleich, wenn ich zurück bin. Bleiben Sie bitte liegen, Frau Suhrhoff.“ Genervt hob Schwester Beate die Augenbrauen und verließ das Zimmer. Wieder dauerte es, bis man sich endlich um Lisa kümmerte. Irgendwann kamen Schwester Beate und ein kleiner Doktor herein. Er war kaum größer als Sebastian und Lisa schaute skeptisch. Ingmar hätte denen hier aber was gehustet.
„Wie geht es Ihnen? Haben Sie Schmerzen?“, fragte der namenlose Arzt, der weder ein Namensschild noch irgendeinen anderen Hinweis auf seinen Berufsstand bei sich trug. Vielleicht war er auch nur ein Pfleger.
„Mir geht es gut, ich möchte aber gerne zur Toilette, wenn es möglich ist.“
„Schwester Beate, helfen Sie der Patientin bitte. Ich bin gleich wieder da.“
Schon war der Arzt wieder verschwunden. Hatte Lisa nur einen kleinen Kreislaufzusammenbruch erlitten oder was war hier los? Wieso standen keine Psychologen um ihr Bett herum und überhaupt, wo waren die Blumen? Lisa war enttäuscht und schwor sich, dass sie dem nächsten Kranken auch nichts mehr zukommen lassen würde.
„Ach, Sie haben ja gar keine Hausschuhe dabei“, stöhnte Schwester Beate.
„Nein, entschuldigen Sie, daran hab ich in der Eile gar nicht gedacht“, gab Lisa sarkastisch zurück. „Ich gehe hier sicherlich nicht barfuß über den dreckigen Boden.“
„Hier wird täglich geputzt. Ziehen Sie Ihre Straßenschuhe an.“
Nachdem Lisa sich endlich erleichtert hatte, befragte sie der Arzt oberflächlich und uninteressiert. Er wolle einen Psychologen ins Zimmer schicken, das sei aber erst am nächsten Tag möglich, weil heute schon alle Externen Feierabend hätten.
„Ruhen Sie sich aus, Frau Suhrhoff. Und Kopf hoch, das wird schon. Depressive Phasen sind etwas ganz Normales, für das sich keiner schämen muss. Sie werden sehen, in ein paar Stunden sieht es schon wieder ganz anders aus.“
Nachdem Lisa das Abendbrot verweigert hatte und es auf dem Flur ruhiger wurde, bekam sie Besuch von Hanna und Elaine. Beide machten sehr besorgte Gesichter und Lisa fühlte sich sofort hundeelend. Blass und traurig lag sie unter der hellblauen Krankenhausbettwäsche und starrte ihre Nachbarinnen an.
„Lieb, dass ihr Zeit habt. Kommt rein. Da drüben sind zwei Stühle, die könnt ihr ja neben mich schieben.“
„Was machst du denn für Sachen?“, fragte Hanna besorgt und fing an zu heulen. „Wir haben dir ein paar Klamotten mitgebracht. War gar nicht so einfach, in dein Haus zu kommen, deine Schwiegermutter hat einen Wahnsinnsaufstand gemacht. Guck, hier sind Nachthemden, Unterwäsche und ein Jogginganzug. Ach ja, und deine Latschen.“
„Danke. Dieses Engelshemd hier macht mich noch unglücklicher“, versuchte Lisa einen Witz.
Elaine beobachtete ihre neuen Freundinnen. Wobei sie Lisa nicht als Freundin bezeichnen würde. Trotzdem tat sie ihr leid. Irgendwie lief doch bei allen Dreien derzeit nichts rund.
„Wie geht es dir denn jetzt?“, fragte Elaine. „Haben sie dir den Magen ausgepumpt oder musstest du einfach nur kotzen?“
„Keine Ahnung, wie die das gemacht haben. Jedenfalls geht es mir eigentlich ganz gut. Mir ist nur schlecht und ich hab Kopfschmerzen, aber nicht so schlimm. Aber es ist mir so peinlich! Und die Kinder, wo sind denn jetzt Julia und Sebastian? Oh Mann…“, schluchzte Lisa verzweifelt.
Betroffen griffen Elaine und Hanna nach Lisas Händen und streichelten sie vorsichtig.
„Wir müssen besser aufeinander aufpassen“, meinte Hanna. „Hörst du, Lisa, wir halten zusammen. Schau, bei uns ist doch auch alles scheiße. Wir helfen uns mit unseren Problemen und sind offen zueinander. Vielleicht passiert dann so was nicht mehr. Was meint ihr?“
Lisa schniefte. „Aber keiner kann mit mir mithalten. Mein Leben ist eine Katastrophe. Wisst ihr, was Ingmar gemacht hat? Er, also… er erzählt Lügen über mich. Sogar sein eigener Anwalt warnt mich vor meinem Mann!“
„Was denn für Lügen?“
„Wegen Vivien“, flüsterte Lisa. Die Freundinnen nickten nur und sagten nichts.
„Hey, guck doch mal mich an“, sagte Elaine, „ich bin pleite, meine Tochter ist ein Flittchen und zu allem Überfluss ist meine Internetaffäre ein mieser Lügner!“
Lisa schaute erstaunt und es
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