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Das Kellerzimmer - Gesamtausgabe

Das Kellerzimmer - Gesamtausgabe

Titel: Das Kellerzimmer - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Marie Milton
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hob mit einer Hand ihr Gesicht hoch und spuckte ihr mitten ins Gesicht. Kimberley zog scharf die Luft ein. Alles schaute auf die beiden, doch der Fiesling machte nichts weiter, stand nur da und grinste – und hielt die Frau fest. Nach einigen Sekunden stieß er sie mit voller Wucht gegen die Wand und schnaubte verächtlich.
    „Miese Schlampen, alles Nutten hier!“ Das Wort Nutten spie er regelrecht aus. Dann verließen die beiden Männer wortlos den Raum. Kimberley und Lea blieben zurück bei den fremden Frauen, die alle älter als sie selbst waren, aber auch noch nicht sehr alt. Man hörte, wie sich der Schlüssel in der Eingangstür umdrehte.
    „Hallo“, sagte Kimberley wenig geistreich. Drei Augenpaare musterten Lea und Kimberley neugierig. Eine von den Frauen ging zur Toilette und ließ die Tür offen, während sie pinkelte. Die anderen beiden setzten sich nach und nach auf den Fußboden, nur Kimberley und Lea blieben unsicher stehen.
    „Setz euch man auch hin“, sagte eine Frau in breitem Norddeutsch. „Hier passiert nichts mehr heute Nacht. Erst morgen wieder. Na los, ruht euch aus, es wird noch anstrengend genug.“
    Die Mädchen setzten sich auf den Teppichboden, der irgendwann einmal beige gewesen sein musste, aber jetzt fast nur noch aus Flecken und Löchern bestand.
    „Was machen die mit uns, die Penner?“, fragte Lea.
    Wortlos tauschten die Älteren Blicke aus. Besonders nett sahen sie nicht aus, aber richtig gemein auch nicht. Immerhin konnten sie vielleicht nachts hier ihre Ruhe haben, bis der Albtraum vorbei war.
    „Wie alt seid ihr?“, fragte die Norddeutsche.
    „Dreizehn“, antwortete Kimberley.
    „Ach du Scheiße, diese Drecksäcke. Wenn sie das mit meiner Tochter machen würden! Ich bin Rosie“, sagte eine Dunkelhaarige, die noch am freundlichsten von allen aussah.
    „Ich bin Julia und das ist Lea.“
    „Ich bin fünfzehn. Hab aber trotzdem keinen Bock auf den Strich zu gehen. Das ist es doch, oder?“, sagte Lea.
    „Sie schleppen uns jeden Tag woanders hin und da werden wir dann durchgefickt, bis wir ohnmächtig sind. Manchmal bis nachts, manchmal bis morgens. Wenn wir alle nur noch kotzen, bringen sie uns hier her, dann pennen wir. Und ein paar Stunden später geht es weiter. Gangbang-Partys. Tut mir leid, aber so sieht’s aus. Vielleicht machen sie bei euch ja noch eine Ausnahme, weil ihr noch so jung seid.“ Diese Worte kamen aus dem Mund einer sehr abgewrackten Frau. Sie war so dünn, dass sie magersüchtig sein musste. Ihre Unterarme waren mit Schnittwunden übersät, das Gesicht war leichenblass und fleckig. Kimberley überlegte, ob man hier auch noch Drogen nehmen musste und wünschte sich, dass endlich lauter Polizisten das Gebäude stürmten und sie hier rausholten.
    Die Frauen fingen an durcheinander zu reden. Zwei von ihnen waren fast mütterlich besorgt, die dritte machte anzügliche Sprüche und sprach von lauter versauten Dingen, die Kimberley zwar verstand, aber nicht verstehen wollte. Alle saßen oder lagen zusammengekauert herum, hatten sich eine Jacke als Kissen unter den Kopf geschoben. Die wenigen richtigen Decken waren vergeben – für Kimberley und Lea war nichts über. Stumm hörten sie den Schilderungen zu. Nur Lea fragte noch manchmal etwas.
    „Wie lange geht das bei euch schon so?“
    „Über einen Monat bei Nadja, ich bin erst eine Woche hier. Ich hoff ja immer noch, dass wir mal mittendrin abhauen können, aber die Dreckschweine stehen immer vor der Tür, wenn wir vergewaltigt werden, damit wir nicht wegkönnen. Wenn die Freier fertig sind, geben sie den Dreckschweinen das Geld. Wir kriegen natürlich nichts. Ist klar, ne?“, sagte Rosie.
    „Das halte ich nicht aus. Dann bringe ich mich um“, weinte Kimberley leise.
    „Nein, Kleine“, tröstete die eine Mütterliche halbherzig. „Das hört schon irgendwann auf. Außerdem kann man sich hier eh nicht umbringen. Womit denn?“
    Darüber wollte Kimberley sich Gedanken machen, sobald sie wieder aufwachte. Immerhin gab es Chips und Cola. Sie teilte sich mit den anderen die Flasche und nickte irgendwann ein, als es draußen bereits wieder hell wurde.
    ***
    Es war perfekt. Nie zuvor in ihrem Leben hatte Elaine so gefühlt und geliebt wie jetzt ihren Leo. Alles an ihm stimmte, es gab einfach nichts, was Elaine störte. Sie kannte Frauen, die solche Dinge über ihre Kinder behaupteten. Hanna zum Beispiel. „Ohne mein Kind fühlte ich mich nicht vollwertig. Erst als ich Mutter wurde, war endlich

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