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Das Kettenlädenmassaker

Das Kettenlädenmassaker

Titel: Das Kettenlädenmassaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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»Die Seelen der Verstorbenen.«
    »Erzähl weiter.«
    »Die Menschen im guten alten Irland glauben fest daran«, berichtete Omally weiter, »daß das Feenvolk aus nichts anderem besteht als aus den Seelen der Verstorbenen. Jede Fee und jeder Elf ist ein exaktes Faksimile der menschlichen Gestalt, wenn auch viel kleiner und vollkommen anderen Gesetzen und Prinzipien unterworfen. Und Feen sind nun mal berüchtigt für ihre Streiche, oder nicht?«
    »So sagt man jedenfalls.« Der Alte Pete nahm einen tiefen Schluck Rum.
    »Und weißt du auch, woher das kommt? Es sind die Seelen von Menschen, die weder gut noch böse genug waren, um zu einem anderen Ort zu gelangen.« Omally bekreuzigte sich. »Es sind die Seelen der Ausgelassenen, der Schelmen, der Leute, die das Leben nie ernst genommen haben.«
    »Also im Grunde genommen Leute wie du«, schlug der Alte Pete vor.
    Omally ignorierte seine Antwort. »Warum glaubst du eigentlich«, fuhr er unbeirrt fort, »daß nur ganz bestimmte Leute Feen zu sehen bekommen?«
    »Da kommen mir gleich mehrere Antworten in den Sinn«, entgegnete der Alte Pete. »Möglicherweise liegt es daran, daß es nicht so viele Feen gibt. Oder daß sie eine fortgeschrittene Form von Tarnung benutzen. Oder daß sie die meiste Zeit über einfach unsichtbar sind. Oder, was ich für die wahrscheinlichste Antwort halte, daß Leute, die behaupten, Feen zu sehen, im Grunde genommen geistig daneben sind.«
    Omally schüttelte den Kopf. »Es hat was mit Empfänglichkeit zu tun«, sagte er. »Rein psychisch betrachtet natürlich.«
    »Ah ja, psychisch. Natürlich.« Der Alte Pete verdrehte die Augen.
    »Um das Feenvolk zu sehen, braucht es ganz bestimmte geistige Fähigkeiten.«
    »Wenn ich mich nicht irre, war das eine von meinen Antworten.«
    »Daher die Iren.«
    »Daher die Iren was? Oder war das wieder nur so eine Redensart?«
    »Die größte Proliferation von Feenkunde und Feenglaube auf der ganzen Welt, das ist Irland. Und du wirst zugeben müssen, daß die irische Mentalität ein wenig von der allgemein akzeptierten Norm abweicht.«
    »Mit Freuden«, sagte der Alte Pete. »Deine Theorie würde selbstverständlich noch mehr an Glaubwürdigkeit gewinnen, wenn du mir eine überzeugende Geschichte von einer Begegnung liefern könntest, die du persönlich mit dem Feenvolk gehabt hast.«
    Omally grinste. »Na selbstverständlich könnte ich das nicht, könnte ich?«
    »Du könntest nicht? Das ist aber mal eine Überraschung.«
    »Weil nämlich«, fuhr John Omally fort, »weil nämlich die Art von Mentalität, die erforderlich ist, um das Warum und Wofür des Feenvolks zu verstehen, nicht die Art von Mentalität ist, die für die eigentliche Beobachtung desselben nötig ist. Ich bin viel zu anspruchsvoll, leider! Um dem Feenvolk zu begegnen, braucht es ein einfaches Gemüt. Ein kindliches Gemüt.«
    »Hmmm«, sagte der Alte Pete und starrte in sein inzwischen leeres Glas.
    »Aber sag mir doch, Pete — hast du jemals eine Fee gesehen?«
    Der Alte Pete spähte über den Rand seines Glases hinweg auf Omallys burschikose tweedgekleidete Gestalt. Während der gesamten Unterhaltung hatte er einen Ring aus Kobolden beobachtet, die wild um Omallys Kopf herumtanzten, und Gespenster und Wolpertinger rings um seine Füße, die laut grölende Lieder über das Schusterhandwerk sangen, den fetten Elf, der auf seiner Schulter saß, und die ungebärdige Fee, die in seinem Rockschoß kuschelte.
    »Ach, vergiß es«, sagte der Alte Pete. »Es gibt keine Feen und Gespenster.«
    Und sie lebten glücklich und zufrieden bis ans Ende aller Tage.

1
     
    Wenn man Doktor Stefan 2 Malone jemals einem Menschen beschreiben sollte, der ihm nie begegnet war, mußte man nichts weiter sagen als: »Das ist der Typ, der aussieht wie Sherlock Holmes auf den Zeichnungen von Sidney Paget.« Natürlich gibt es immer wieder Leute, die augenblicklich fragen werden: »Sidney wer? «Und vielleicht sogar Leute, die fragen werden: »Sherlock wer? «Und jede Wette, daß eine ganze Reihe anderer fragen wird: Doktor wer? Aber denen antwortet man eben einfach: Doktor Malone. Doktor Stefan Malone. (Huh?)
    Es war nicht gerade ein Fluch, auszusehen wie eine Sidney-Paget-Zeichnung von Sherlock Holmes, selbst wenn es bedeutete, daß man nur schwarzweiß war und den größten Teil seines Lebens im Profil verbrachte und auf irgend etwas deutete, das außerhalb der Zeichnung lag. Jedenfalls hatten sich nie Vögel auf den ausgestreckten Arm gesetzt, und es hatte

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