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Das Kettenlädenmassaker

Das Kettenlädenmassaker

Titel: Das Kettenlädenmassaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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Pete. »Wenn du meine Meinung hören willst, es klang eigentlich mehr nach einem Inkubus.«
    »Einem was ?«
    »Inkubus. Das ist eine Art Dämon, der menschliche Gestalt annimmt, in die Schlafzimmer einsamer Frauen eindringt und die alte Sache macht.«
    »Die alte Sache?«
    »Du weißt schon, die halt. Meine Frau, Gott hab’ sie selig, hat schrecklich unter diesen Biestern gelitten, während ich im Krieg war. Damals sind sie in Gestalt amerikanischer Soldaten dahergekommen.«
    »Ehrlich?« fragte Omally. »Und du meinst, Mrs. Bryant hatte Besuch von so einem?«
    »Ich denke zumindest, daß diese Version wahrscheinlicher ist als irgendein dahergelaufener außerirdischer Fremdling. Du nicht?«
    Omally nickte. Ihm fiel eine sehr viel wahrscheinlichere Erklärung ein, eine, für die er sogar persönlich bürgen konnte. »Und sie hat ihrem Ehemann erzählt, daß dieser Eindringling in das eheliche Schlafgemach ein Fremdling aus dem Weltraum war, ja?«
    »Sobald er das Bewußtsein wiedererlangt hat, ja. Der Eindringling in das eheliche Schlafgemach, wie du ihn nennst, hat ihm nämlich einen Nachttopf über den Schädel gezogen, bevor er geflüchtet ist.«
    »In einem Raumschiff?«
    »Nach Mrs. Bryants Worten — ja.«
    »Bringt einen zum Nachdenken, wie?« sagte Omally.
    »Nachdenken? Über was?«
    »Nichts Besonderes. Bringt einen eben einfach zum Nachdenken. Eine Redensart.«
    »Nun, ich denke wirklich, es sollte ein Gesetz gegen so was geben«, sagte der Alte Pete. »Wenn eine ehrbare Frau schon in ihrem eigenen Bett nicht mehr sicher ist, ohne daß ein Inkubus sich zu ihr schleicht, der behauptet, ein Fremdling aus dem Weltraum zu sein … wo soll das nur alles enden?«
    »Frag mich.«
    »Warum?«
    »Nein, das war nur eine andere Redensart.«
    »Aber du meinst doch sicher auch, daß es ein Gesetz dagegen geben sollte?«
    »Absolut«, sagte John Omally. »Das Parlament sollte ein Gesetz verabschieden.«
    »Dann glaubst du diesen Unsinn also tatsächlich, Omally?«
    »Verzeihung?«
    »Von wegen Fremdlingen aus dem Weltraum und Inkubussen 1 und so? Du glaubst ehrlich, daß es stimmt und daß das Parlament was dagegen unternehmen sollte?«
    »Zufälligerweise: ja.«
    »Ich verstehe.« Der Alte Pete leerte seinen Rum und stellte das Glas auf dem Tresen ab. »Und was würdest du davon halten, wenn ich dir sage, daß ich persönlich diesen ›Inkubus‹ dabei beobachtet habe, wie er am Regenrohr hinunter seinen Abgang gemacht hat? Tatsächlich habe ich ihn sogar erkannt!«
    Omallys Gemütsruhe war schier unglaublich. »Würde mich nicht überraschen«, sagte er.
    »Würde es nicht?«
    »Überhaupt nicht. Nicht einmal dann, wenn du mir erzählen würdest, daß dieser gestaltwandlerische Inkubus das Aussehen von … von …« Omally blickte sich in der Schenke um, als suchte er nach einem geeigneten Kandidaten. »Na, sagen wir meinetwegen: mir selbst angenommen hätte. Nicht im geringsten überraschen würde mich das.«
    Der Alte Pete biß die Zähne zusammen. Die Dinge entwickelten sich überhaupt nicht so, wie er sich das ausgerechnet hatte. Den Ballon aufzublasen, um ihn dann mit einer Nadel zum Platzen zu bringen, das hatte er vorgehabt — es wäre gut gewesen für wenigstens eine Flasche Rum, wenn nicht mehr.
    »Möchtest du vielleicht noch einen Drink?« erkundigte sich Omally. »Diesmal vielleicht einen Doppelten? Du siehst ein wenig wacklig aus. Begegnungen mit dem Übernatürlichen haben diesen Effekt auf uns normale Sterbliche.«
    Der Alte Pete nickte wortlos, und Omally gab die Bestellung auf. Der Alte Pete nahm sein Glas mit einem mürrischen Grunzen entgegen, und Omally drückte ihm eine Fünf-Pfund-Note in die Hand. »Warum holst du dir nicht einfach eine halbe Flasche Rum?« fragte er. »Aus medizinischen Gründen, wenn du verstehst?«
    »Du bist ein echter Gentleman«, antwortete der Alte Pete.
    »Ich bin ein Halunke«, entgegnete Omally. »Genau wie du.«
    Die beiden hoben ihre Gläser und tranken auf ihr gegenseitiges Wohl.
    »Aber ich sag’ dir was«, nahm Omally den Faden wieder auf. »Daheim im guten alten Irland haben wir uns nicht lustig gemacht über Inkuben und Feenvolk und derlei Dinge.«
    »Wirklich nicht?« fragte der Alte Pete.
    »Ganz bestimmt nicht. Im guten alten Irland herrscht ein fester Glaube an diese Dinge.«
    »Herrscht er?« fragte der Alte Pete.
    »Er herrscht. Und soll ich dir auch verraten warum?« entgegnete Omally.
    »Bitte ja«, sagte der Alte Pete.
    »Die Seelen«, sagte Omally.

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