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Das Kettenlädenmassaker

Das Kettenlädenmassaker

Titel: Das Kettenlädenmassaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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ist meine Pflicht und Schuldigkeit als Scholar, Forscher, Schriftsteller und Gentleman, alles in meiner Macht Stehende zu unternehmen, um absolute Korrektheit in dem Werk zu garantieren, das ich verfasse. Das ist der Standard, den ich mir selbst gesetzt habe — ein Standard, der, könntest du ihn aus einem objektiveren Blickwinkel sehen, selbst dir bewunderns- und nachahmenswert erscheinen würde.«
    »Das bezweifle ich«, sagte Jim und schnitt eine mißmutige Grimasse.
    Mister Compton-Cummings drehte die rosigen Handflächen nach außen. »Was soll ich noch sagen, Jim? Schließlich warst du es, der auf meine Anzeige im Brentforder Merkur geantwortet hat, als ich nach Einheimischen mit Vorfahren suchte, von denen ebendiese Einheimischen glaubten, daß sie Anteil an der Entstehung dieser schönen Gemeinde gehabt haben. Du wolltest, daß ich deine Ahnen zurückverfolge, und zwar gratis. Du warst es, der mich überhäuft hat mit seinem Gerede von blauem Blut, das durch deine Adern kreist. Du hast beim Leben deiner Mutter geschworen, daß ein Pooley das Land gewonnen hat, auf dem heute Brentford steht, in einem Wettbewerb mit niemand Geringerem als Richard Löwenherz persönlich. Du warst es …«
    »Genug!« kreischte Jim und wedelte abwehrend mit den Händen. »Meine Motive waren durch und durch altruistischer Natur!«
    »Dann sind wir verwandte Seelen.«
    Einmal mehr nahm Jim den Computerausdruck hoch und überflog die bedrückenden Details. Da war sie, eine ununterbrochene Linie von Pooleys, die direkt durch die Zeit marschierte. Nun ja, marschieren war wohl kaum der richtige Ausdruck. Schlurfen paßte schon eher, mit gesenkten Köpfen und hängenden Schultern — wahrscheinlich, um den schlechten Atem zu vertuschen. Tagelöhner und Bauern, Klempner und Schaufler von Sch-
    »Ah, da kommt der Tee«, sagte Mister Compton-Cummings.
    Die Sekretärin hielt Jim die Tasse auf Armeslänge hin, wobei sie das Gesicht abwandte.
    »Danke sehr«, sagte Jim.
    »Sieh es von der guten Seite«, lächelte der Genealoge und nippte an seinem Earl Grey. »Mein Buch wird eine ziemlich kostspielige Angelegenheit, vorbehalten einer kleinen, elitären Minorität. Die Gelehrtenzunft, Mitglieder der Royal Society, die Intellektuellen. Kaum die Bevölkerungsschicht, die im Fliegenden Schwan mit Dartpfeilen um sich wirft. Die Chancen stehen sehr gut, daß deine rabaukenhaften Kumpane niemals eine Ausgabe in die Finger bekommen, ganz zu schweigen davon, eine käuflich zu erwerben und zu lesen. Das Geheimnis deiner übelatmigen Vorfahren wird höchstwahrscheinlich genau das bleiben: ein Geheimnis.«
    Jim trank von seinem eigenen Tee. Die Tasse roch stark nach Dettol. Mister Compton-Cummings hatte vermutlich recht. John Omally las kaum jemals etwas, das schwieriger war als sein Jetzt-helfe-ich-mir-selbst-Handbuch über den Morris Minor. Archroy war ein Zane-Grey-Fan, und Neville der Teilzeitbarmann hatte das SFX-Magazin abonniert. Der Alte Pete las nur die Gazette der Gartenfreunde, und Norman vom Eckladen die Modellbauzeitung. Im Fliegenden Schwan wurden zwar oft weise Worte gesprochen, doch diese Worte stammten nicht aus Büchern, sondern aus persönlichen Einsichten und Erfahrungen, gewonnen durch Beobachtung und intuitives Verständnis der Überlieferung. Jim war gerettet. Ganz bestimmt sogar.
    »Nun ja und so«, sagte er, »Sie haben ganz ohne Zweifel recht, da bin ich sicher.«
    Der Genealoge entbot Jim ein Lächeln und wünschte ihm Glück, dann reichten sie sich die Hände, und Jim ging seiner Wege.
    Während er über die Moby Dick Terrace inRichtung der Ealing Road und des Fliegenden Schwans trottete, seufzte er innerlich so manches Mal; trotzdem setzte er tapfer einen Fuß vor den anderen. Was machte es schon, daß er nicht von edlen Vorfahren abstammte? Was, daß seine Vorfahren eine einzige lange Reihe von Niemanden waren? Was, daß der einzige Pooley, der sich aus der namenlosen Masse von Geburtsdaten, Berufen und Todeseinträgen in den Gemeindebüchern hervorhob, ein schwefelatmendes Monster gewesen war? Was machte das alles schon! Jim, obwohl oft entmutigt und noch häufiger am Boden zerstört, war im Grunde seines Herzens ein unverbesserlicher Optimist. Er öffnete kaum jemals am Morgen die Augen ohne ein Gefühl von Wunder und Begeisterung über den neuen Tag. Sicher, diese Augen waren zu mehr als einer Gelegenheit ein wenig verquollen und blutunterlaufen und das Gehirn dahinter noch immer vom Vorabend benebelt — doch das Leben

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