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Das Kind, das tötet: Roman (German Edition)

Das Kind, das tötet: Roman (German Edition)

Titel: Das Kind, das tötet: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Lelic
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Ihre Großzügigkeit sicher zu schätzen. Nicht wahr, Daniel?«
    Daniel begriff offenbar, dass diesmal keine Antwort von ihm erwartet wurde.
    »Wir haben Sandwiches für Sie vorbereitet«, sagte Bobby. Er drehte sich um und hielt Daniel den Arm hin, und der Junge ließ sich von ihm führen. »Daniel hat geholfen, sie zu schmieren. Heißgetränke sind außerhalb des Bedienstetenbereichs leider nicht mehr erlaubt, aber ich lasse einen Krug Wasser bringen. Oder möchten Sie lieber Orangensaft?«

    Die Sandwiches – ein Tablett voll rindenloser Dreiecke – standen in Daniels Zimmer. Es hatte tatsächlich wenig Ähnlichkeit mit einer Zelle, da hatte die Presse schon recht. Es war größer, als Leo erwartet hätte, vielleicht zwei Drittel der Fläche von Ellies Zimmer. Daniel hatte den Raum für sich allein – hinten in der Ecke stand nur ein einzelnes Bett –, und er hatte sogar ein eigenes Bad, wie die Zeitungen es bezeichnet hätten, auch wenn es mehr eine Nasszelle war, ganz simpel und durch kaum mehr als eine Behelfswand abgetrennt. An der Wand war ein Schreibtisch festgeschraubt, und es gab einen CD-Player, einen Sessel und einen Stapel abgegriffener Zeitschriften: Top Gear, Autocar, Bike. Vor dem Fenster waren Gitter, aber das Fenster selbst war gekippt. Es ging auf den hohlen Kern des Gebäudes hinaus: Man sah hauptsächlich Klimaanlagen. Auf Leo wirkte der Raum wie ein billiges Hotelzimmer. Nicht gerade schick, aber weit von dem entfernt, was er befürchtet hatte.
    »Gar nicht übel«, sagte er und blickte um die Trennwand herum auf das deckellose WC. Auf dem Waschbecken standen Haargel, eine unverschlossene Zahnpastatube und eine Buzz-Lightyear-Zahnbürste. Eine polierte Edelstahlplatte an der Wand diente als Spiegel.
    Als Leo wieder herauskam, war der Junge auf einem Stuhl zusammengesunken, dem einzigen im Zimmer. Garrie beobachtete sie vom Flur aus durch die geöffnete Tür, so dass sich Leo einen Platz aussuchen konnte.
    Als er sich auf Daniels Bettkante setzte, spürte er unter sich das unverwechselbare Rascheln von gummibeschichteten Bettlaken. War das Standard?, fragte er sich, oder bekamen das nur diejenigen, bei denen es nötig war?
    »Also, wie gefällt es dir hier?«, fragte Leo. Er versuchte, unbeschwert zu klingen, sich keine Sorgen zu machen, weil er Daniel erlaubt hatte, sich zwischen ihm und dem einzigen Weg aus dem Zimmer zu positionieren. Er sah kurz zu Garrie, der den Blick abgewendet hatte, aber ganz sicher nicht seine Aufmerksamkeit. »Ein schönes Zimmer hast du da«, hörte Leo sich sagen. »Schön groß. Bestimmt mindestens so groß wie dein Zimmer zu Hause, nicht wahr?«
    Ruckartig ging der Blick des Jungen zu ihm. »Sie waren bei mir zu Hause?«
    »Was? Nein. Das war nur so eine Vermutung.«
    Stille.
    »Wie sind denn die Leute hier? Die anderen? Und Bobby? Bobby macht ja einen ganz … äh … coolen Eindruck.«
    Daniel, gebückt, zuckte mit den Schultern. »Er ist okay.«
    »Und die anderen Jungs? Kommst du mit denen zurecht?«
    Wieder ein Schulterzucken. »Die meisten sind ja älter. Größer.«
    Leo nickte. Die meisten hier waren schon achtzehn, und mit seinen zwölf Jahren wäre Daniel normalerweise gar nicht hier aufgenommen worden. Aber die Richter hatten nur die Wahl gehabt, Daniel hier unterzubringen oder noch weiter von seiner Familie entfernt.
    »Du kommst so weit klar?«
    Leo wartete auf eine Antwort, aber der Junge erwiderte nichts. Leo tippte mit den Fingern auf seine Aktentasche.
    »Wo ist Mum?«, fragte Daniel, und dabei fuhr er so ruckartig hoch, dass Leo zusammenzuckte. »Kommt sie auch?«
    »Ja, Daniel«, sagte Leo, während der Schreck nachließ. »Sie kommt heute Nachmittag. Aber ich dachte, es ist vielleicht gut, wenn du und ich mal allein reden können.«
    »Allein«, wiederholte der Junge. »Ohne ihn, meinen Sie?«
    Genau. Ohne ihn.
    »Er hat zu mir gesagt …« Daniel sah hoch, so als wüsste er nicht genau, ob er weiterreden sollte. Leo nickte, ganz leicht nur. »Er hat zu mir gesagt, ich soll Sie in die Wüste schicken. Nach dem letzten Mal. Er hat gesagt … er hat gesagt, Sie …«, seine Stimme wurde dünn, »Sie taugen nichts.«
    »Wer hat das gesagt? Dein Vater?«
    Daniels Gesicht glühte. »Stiefvater.«
    Leos Daumen lagen auf den Verschlüssen seiner Aktentasche. »Stiefvater«, wiederholte er. »Entschuldige.«
    »Er hat gesagt …« Daniel setzte sich ein wenig aufrechter hin. »Er hat gesagt, er bezahlt mir jemand Besseren. Nimmt einen

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