Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Kind der Priesterin

Das Kind der Priesterin

Titel: Das Kind der Priesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
Vom Netzwerk:
verging wie eine Blüte im Frost. Sanft streichelte ich sie, aber vergeblich, und als ich sie schließlich ins Schlafgemach brachte, lag sie kraftlos und tödlich unempfänglich da wie zuvor. Als sie ihr Gesicht aus einem letzten Kuß wegdrehte, ergriff ich sie bei den Schultern und schüttelte sie. „Du verdammte, ungläubige Hure!“ Ich ließ sie in die Kissen zurückfallen, weil mir einfiel, daß sie mich nicht verstand und erhob meine Hände in das Lampenlicht. Sie hob ihre voller Abwehr, als fürchte sie, ich würde sie schlagen; ich wischte sie zur Seite. Sieh mich an! Glaubst du, ein Mann findet an einem Leichnam im Bett Gefallen? Ich weiß, was du für dein eigenes Volk bist, warum also solltest du dich so von mir abwenden? Ich werde einen Erben von dir haben, was du auch tun wirst; du gehörst jetzt mir, da kannst du genauso gut deinen Spaß haben …
    Ihre Faust schnellte hervor und schlug mir übers Kinn. Ich zuckte in schmerzvollem Unglauben zurück, während ihre Hände in hysterischer Wut sprangen.
    Ich diene meiner Göttin in Frömmigkeit! Ich bin keine neaanische Hure! Du hast eine Priesterin geraubt, du hast Sie besudelt, du Mörder, Sie wird dir niemals einen Erben geben. Neaa, du hast meinen Mann ermordet, den ich liebte! Seelendieb! Ich will lieber tausendmal verbrennen und ewig in den Wind weinen, bevor ich dir Vergnügen bereiten werde! Niemals werde ich … nie … Hywel … Schluchzend krümmte sie sich unter unverständlichen Gesten und begrub das Gesicht in der Decke.
    Nach meinen Augengläsern greifend, erhob ich mich langsam vom Bett und verzieh der einzigen Frau, die je einen König von Tramaine geschlagen hatte.
     
    Ich schlief weiterhin mit ihr, sooft ich konnte, obwohl ihr Elend mir jeglichen Genuß dabei vertrieben hatte. Mochte sie auch Priesterin der Fruchtbarkeit sein und ich König, so waren doch Kinder eine rare Glücksgabe seit der Großen Seuche, und die Götter haben nichts unternommen, um das zu ändern. Indessen war ich die meiste Zeit nach unserer Ankunft in Newham nicht in ihrer Nähe, weil mich wie gewöhnlich Staatsgeschäfte in Anspruch nahmen, und so wollte ich kaum meinen Augen trauen, als die fette, alte Mabis, die ich Etaa als Bedienerin geschickt hatte, mir vergnügt mitteilte, es gäbe Anzeichen dafür, daß ich Vater werden würde. Als ich klein war, war sie mein Kindermädchen gewesen (daher nahm sie die meisten meiner Launen hin, einschließlich einer gottlosen Mätresse), und versicherte mir, daß, wenn irgend jemand es wissen müßte, Mabis dies wäre. Benommen vor Stolz vergaß ich sowohl die Zankereien meiner Edlen wie auch die Klagen meiner Bürger, ich ließ sogar meinen Wächter stehen und rannte wie ein Junge los, um Etaa zu finden.
    Sie saß, wie sooft, einfach da und blickte zu den hohen Fenstern hinaus, ihr Haar hing in einer schweren Flechte den Rücken herab, weil Mabis sie nicht dazu bewegen konnte, eine Haube zu tragen. Sie sah erstaunt auf, als ich eintrat. Ich riß mich mit Mühe zusammen. Es gelang mir, den Augenblick nicht zu zerstören, und ich schloß sie in meine Arme. Sie schien zu wissen, warum ich gekommen war, und wie mir vorkam, war sie erleichtert darüber, daß mögliche Anzeichen von Stolz hinter ihren dunklen Augen verborgen blieben, als ich meine Knie vor ihr beugte. Ich dankte ihr aus vollem Herzen und fragte, welches Geschenk ich ihr im Tausch für das ihre geben könnte.
    Einen Augenblick lang schaute sie zum offenen Fenster hinaus, ihr Gesicht erleuchtet durch die Regenbogenfarben des bunten Glases; als sie zurücksah, waren ihre Hände steif vor Erregung. Laß mich hinausgehen!
    Ist das alles, was du willst?
    Sie nickte.
    Dann sollst du es bekommen. Vorsichtig nahm ich ihre Hand und geleitete sie hinaus in den Palastgarten, nachdem ich meinem Wächter befohlen hatte, Abstand zu bewahren. Irgendwie gehörte Etaa zwischen die Schönheit von Rosen und blassen Ringelblumen, wo ihre eigene, wilde Anmut befreit war von den grauen Steinfesseln der Palastwände. Ich nahm sie mit bis an das Ende der grünen Hänge, die den friedlichen Aton und einen Teil von Newham-Town auf dem anderen Ufer überblickten. Ich versuchte ihr die Stadt, die das Herz von Tramaine war, zu beschreiben, die bunte, summende Menschenmenge, die Marktplätze, den Neujahrsaufzug und das Fest am Tag von Armageddon. Sie schaute und stellte Fragen in zögernder Verwunderung, die mir gefiel; trotzdem schien sie mir froh zu sein, als ihre friedvollen Gemächer sie

Weitere Kostenlose Bücher