Das Kind der Stürme
ich, wie die Magie in mich zurückströmte, stärker und stärker, mächtig und wahr, und dennoch konnte ich mich nicht regen; ich sackte zu Boden, festgehalten von Entsetzen und Elend.
Hinter den Flammen schwiegen die Krieger, wenn man von dem einen oder anderen geflüsterten Gebet einmal absah. Dies war weit mehr, als gewöhnliche Männer erwartet hatten, ob sie nun abgehärtete Krieger, christliche Priester oder einfach Fischer oder Hirten waren, die ihr Häuptling zu den Waffen gerufen hatte. Sie waren bleich vor Angst, aber sie beobachteten fasziniert, wie dieses seltsame Spiel vor ihren Augen weiterging.
»Ah!«, sagte Lady Oonagh, und es kam mir vor, als würde sie noch mehr finstere Macht aus sich heraufbeschwören, als sie sich ihrem Sohn nun wieder zuwandte. Sie wurde größer und großartiger, und ihre rotbraunen Augen glitzerten in dem glatten, schrecklich schönen Gesicht vor Bösartigkeit. »Du glaubst also, du kannst gegen mich bestehen, mein Schwächlingssohn, korrumpiert von Druiden, vergiftet von der Familie, verkrüppelt von Liebe? Hast du vergessen, wer dich zur Welt gebracht hat, du jämmerlicher Ersatz für einen Zauberer, dass du jetzt hier erscheinst und vergeblich versuchst, diese Narren und ihren erbärmlichen Felsen zu retten? Oder willst du einfach nur deine Tochter beschützen, die sich als kein wirkungsvolleres Werkzeug für meine Ziele erwiesen hat, als du es selbst gewesen bist? Sieh doch, wie sie dahockt, kläglich und schaudernd! Das ist vielleicht eine Zauberin! Sie hat sich mehr für ihren gewöhnlichen kleinen Hausierer interessiert als für die große Aufgabe, die vor ihr lag, hat am Ende alles durcheinander gebracht und verdorben. Jetzt ist ihr nichts geblieben, keine Macht, kein Einfluss, kein Geliebter, keine Familie, denn sie werden sie ausstoßen, nun, da sie wissen, was sie getan hat. Sie hat Kinder verstümmelt, Druiden getötet, spioniert, beobachtet und sich ihnen mit dem Ziel aufgedrängt, sie zu zerstören. Deine kostbare Schülerin wird nicht zurückkehren können, Ciarán. Du hättest dein süßes kleines Mädchen in Eamonns Armen sehen sollen! Das hätte dir vielleicht die Augen geöffnet. O ja, sie hat das eine oder andere von ihrer Mutter geerbt. Im Bett war Niamh nicht schlecht, oder? Wieso sonst hättest du eine so dumme Person haben wollen?«
Während der ganzen Zeit, in der sie sprach, beobachtete Großmutter ihren Sohn, hatte den Blick auf sein Gesicht geheftet. Er hatte die Lippen fest zusammengekniffen, die Zähne zusammengebissen, und in seinen Augen glühte der Zorn. Aber er verlor die Beherrschung nicht. Ich spürte, dass beide auf den Augenblick warteten, in dem die Wachsamkeit des anderen nachließ; den Augenblick, den sie nutzen würden. Die Luft schien vor Magie zu knistern, Zauber und Gegenzauber im Kopf, aber noch nicht auf den Lippen, hingen in der Luft über dem feurigen Kreis. Fiachas dunkle Gestalt war von glühenden Funken umgeben. Mein eigener Körper kribbelte vor Magie; ich spürte die Kraft in meinen Händen, meinen Füßen, das Brennen in meinem Kopf.
»Es ist vorbei, Mutter«, sagte Ciarán leise. »Gegen dich stehen Kräfte, die du dir kaum träumen ließest. Du hast versagt. Der junge Krieger wird weiterleben, um seine Männer vorwärts zu führen; ich sehe Frieden in seinen Augen, Waffenstillstand in der Kraft seiner Hand. Dein Unternehmen ist sinnlos. Und Fainne konnte nicht tun, was du von ihr wolltest – sag mir, sag uns allen: Warum hast du es nicht selbst getan?«
Oonagh starrte ihn an. Ihr Gesicht war nun nicht mehr das einer schönen, königlichen Dame, sondern hatte sich wieder verändert; ich sah den Schädel unter der fest gespannten Haut, ich sah ihren Blick und wusste, dass sie Angst hatte.
»Das hat nichts zu bedeuten!«, fauchte sie. »Der Junge war nutzlos! Kind der Prophezeiung, wie? Er ist nicht dafür gemacht, er kann die Aufgabe, die ihm vorhergesagt wurde, nicht erfüllen. Was zählt es, ob er lebt oder stirbt? Ihr habt verloren, ihr alle! Das hier kann nur zu Staub und Asche werden, was immer ihr tut, Staub und Asche, Verwüstung und Verzweiflung.«
»Antworte mir«, sagte Vater vollkommen ruhig, und ich sah, wie Fiacha begann, langsam von seiner Schulter und über seinen ausgestreckten Arm zu gehen, als bereitete er sich zum Auffliegen vor. »Beantworte meine Frage. Nein? Dann will ich es für dich beantworten, Mutter. Du hast meine Tochter ausgeschickt, um das Kind der Prophezeiung zu töten, weil du es
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