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Das Kind der Stürme

Das Kind der Stürme

Titel: Das Kind der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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nicht selbst tun konntest. Du konntest es nicht tun, weil deine Kraft nachlässt und Tag für Tag, Jahreszeit für Jahreszeit schwächer wird. So, wie meine Tochter wuchs, während sie arbeitete und lernte und stärker wurde, sind deine eigenen Kräfte geschwunden. Du hast dich nie von der Niederlage erholt, die die Menschen dir zugefügt haben. Du wirst nie wieder sein, was du einmal warst. Du kannst die Geheimnisse der Inseln nicht zerstören. Gib es doch zu! Dies sollte der Augenblick deines größten Triumphs sein, aber du hast bereits verloren.«
    Lady Oonagh blinzelte. Einen winzigen Augenblick schien sie die Konzentration zu verlieren, und nun flatterte Fiacha auf, breitete die dunklen Flügel weit aus und flog wie ein Speer auf ihr Gesicht zu. Aber Großmutter war schnell; ihr Blick wurde wieder schärfer, und mit einem Fingerschnippen errichtete sie einen Schild. Sie riss eine Hand hoch, und nun folgte eine Kugel aus grünem Licht dem Raben, als er ihren Kopf umkreiste, aufstieg und niederstieß, um dem Feuer zu entkommen; Sie hatte Fiacha mit einem Zauber an sich gebunden, und der Vogel konnte nicht mehr fliehen. Die Kugel würde ihn verbrennen, sobald sie ihn berührte. Ich bewegte die Finger unmerklich, und nun war Fiacha ein viel kleinerer Rabe, nicht größer als eine Fliege, ein Fleck Dunkelheit, der sich dem Klebezauber so schnell entziehen konnte wie ein winziges Fischlein dem Netz und in den Schutz eines kleinen Busches schlüpfte, der einen Augenblick zuvor vielleicht nicht einmal dagewesen war. Mein Vater schaute nicht einmal zu mir hin. Lady Oonagh starrte ihren Sohn an.
    »Was soll denn das werden?«, fauchte sie. »Ein Wettzaubern? Hund frisst Katze, Katze frisst Ratte, Ratte frisst Käfer und so weiter? Über solche Jahrmarktstricks sind wir doch wirklich erhaben. Und du hast Unrecht. Meine Macht reicht weit über deine und ihre hinweg.« Ihr verächtlicher Blick umfasste den großen Kreis verblüffter Krieger, sah den bleichen Conor, den grimmigen Sean, den knienden, keuchenden Finbar und schweifte schließlich zu den hoch gewachsenen Gestalten aus der Anderwelt, die immer noch als schweigende, ernste Beobachter hinter den Kriegern standen. »Du hast nie begriffen, wie man einen Feind besiegt, Ciarán; du hast es nie verstanden, und das wirst du auch nie.«
    Dann veränderte sie sich. Was solche Zauber anging, war sie eine Meisterin, noch besser als mein Vater; ich hatte das oft gesehen, wenn sie zu Hause in der Honigwabe vor dem Spiegel stand und mir das schmachtende Mädchen und die wunderbare Königin vorführte, die gleitende Schlange und die anmutig jagende Katze. Aber dies hier hatte ich nie gesehen: Innerhalb eines Herzschlags hatte sie sich verändert, und vor mir stand ein Mädchen von achtzehn Jahren, die bleichen Wangen zart gerötet, die großen, unschuldigen Augen blau wie der Sommerhimmel, das Haar, das ihr auf die nackten Schultern fiel, rotgold wie feinster Kleehonig. Sie trug ein Kleid von der Farbe der Waldveilchen und Tanzschuhe aus Ziegenleder. Ich hörte Onkel Seans entsetzten Schrei, ich hörte das reizende Mädchen, das nicht meine Mutter war.
    »Ciarán?« Das wurde mit einer leisen, süßen Stimme ausgesprochen, die von zögernder Freude zitterte. Ich sah den Blick meines Vaters, sah, wie seine Wachsamkeit nachließ, und für einen Augenblick war er verwundbar. Das Mädchen hielt etwas in der Hand, halb verborgen in den seidigen Falten ihres Gewands, etwas Glitzerndes, etwas Tödliches. Ich öffnete den Mund, um ihn zu warnen, um einen Zauber auszusprechen, um irgendetwas zu unternehmen, aber auch ich zögerte; das Mädchen sah mich an, ihre Augen voller Liebe. Es war meine Mutter …
    Finbar bewegte sich. Schnell wie Sonnenlicht kam er von den Knien hoch in den Kreis, laufend, fliegend, den Flügel ausgebreitet, um den tödlichen Blitz abzufangen, den das Mädchen auf die Brust meines Vaters zuschleuderte. Er sackte zusammen, wand sich, getroffen von dem tödlichen, brennenden Zauber, der für seinen Bruder gedacht gewesen war, und lag schließlich vor Lady Oonaghs Füßen. Ein Teil der weißen Flügelfedern war verkohlt, und er hatte eine blutende, klaffende Wunde in der Brust, wo Umhang und Hemd und Haut von der Wucht des tödlichen Blitzes weggerissen worden waren. Das Ding selbst lag nun harmlos an seiner Seite, qualmend und verbraucht. Ciarán stand starr da, den Blick nicht auf den Mann gerichtet, der sterbend vor ihm lag, sondern auf die Gestalt, die ihm

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