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Das Kind der Stürme

Das Kind der Stürme

Titel: Das Kind der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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gleichgültige Familie, sondern die Zauberin selbst, Ciaráns eigene Mutter. Die Augen meines Vaters waren wie dunkles Eis. Seine Stimme war tödlich ruhig.
    »So weit ist es also gekommen«, sagte er und sah seine Mutter über den Kreis hinweg an. »Eine Prüfung der Willenskraft, eine Prüfung der Fähigkeiten. Aber zunächst …«
    Er warf einen Blick zu Johnny, der neben mir stand, und zu Edwins Sohn, der sich auf die Schulter meines Vetters stützte. Ich konnte den schweren Atem der beiden jungen Männer hören, und man hätte kaum sagen können, wer von ihnen bleicher war. »Verlasst den Kreis«, sagte Ciarán ruhig. »Geht unter meinem Schutz.« Ich spürte die Wirkung des Zaubers, den er benutzte, mehr, als ich ihn sah; es war wie ein schützender Umhang, unsichtbar, unzerreißbar, der sich um beide junge Krieger legte. Er würde sie nicht lange so beschützen können, aber im Augenblick war dies ein Schirm, den keine Waffe durchdringen konnte, kein Pfeil, kein Speer und auch nicht der Fluch einer Zauberin. In diesen Zauber gehüllt, konnten die beiden das Flammenmeer durchschreiten. Johnny zögerte, denn er spürte zweifellos die Magie, begriff aber durch die Wolken von Erschöpfung und Schmerz kaum, was es bedeutete.
    Ich blickte zu meinem Vetter auf. »Geh lieber«, sagte ich kalt, und meine Stimme war heiser, denn ich musste immer noch weinen. »Geht, lasst euch helfen, schließt Waffenstillstand. Alle müssen diesen Ort bei Einbruch der Nacht verlassen haben. Es wird eine Flutwelle kommen, und danach kommt der Nebel; niemand wird hier mehr sicher sein.« Wieder Worte, die von außerhalb meiner selbst zu kommen schienen; Worte, die auf seltsame Weise sinnvoll waren.
    Johnny starrte mich an. »Aber –«, sagte er schwach.
    »Still«, sagte ich. »Alles wird gut. Geh und bitte Möwe, eure Wunden zu verbinden. Versöhnt euch mit diesen Männern. Es ist deine Aufgabe, sie auch in Zukunft anzuführen. Hier wirst du jetzt nicht mehr gebraucht.«
    »Fainne –«
    »Geh, Johnny. Verlass dich auf mich. Wir sind Verwandte.« Ich sah, wie die Zauberin den Kopf zu mir herumriss, als ich diese Worte sprach. Sie kniff die Augen zusammen. Sobald ihre Aufmerksamkeit abgelenkt war, erstarben die Flammen ein wenig, und die beiden Krieger taumelten hindurch, umhüllt vom Schutzzauber meines Vaters, und brachen in den Armen der wartenden Heiler zusammen. Bran von Harrowfield und Edwin von Northwoods eilten zu ihren Söhnen, sie brachten die verwundeten Männer an einen sicheren Ort. Immer noch hielten die Männer aus Inis Eala die Menge unter Kontrolle; aber die Krieger wurden immer ruheloser und verängstigter. Sie waren hierher gekommen, weil sie einen ehrlichen Kampf erwarteten, nicht diese unheimliche Zurschaustellung von Zaubertricks, die vor ihren Augen den Tag zur Nacht machten. Vater hob abermals die Arme, dann flackerte das Feuer erneut. Die Zauberin lächelte dünn; ihre spitzen Zähne glitzerten rötlich in den Flammen. Sie machte einen, dann zwei Schritte in den Kreis hinein. Sie hatte nicht lange gebraucht, um einen Weg hindurchzufinden.
    Ciarán stand ruhig da, die Flammen im Rücken. Auf seiner Schulter saß Fiacha wie aus Stein gemeißelt. Hinter meinem Vater brannte das Feuer immer noch lebhaft. Conor verharrte still und schweigend wie zuvor; mit ausgestreckten Armen hielt er den Kreis aufrecht, und auf der anderen Seite spielte Finbar seine Rolle, wenn auch geduckt am Boden und mit geisterhaft bleichem Gesicht und schmerzdunklen Augen. Mutter und Sohn standen einander gegenüber, keine sechs Schritte von der Stelle entfernt, an der ich kniete. Mein Kopf drehte sich immer noch von dem Wissen, dass Großmutter meine Mutter ermordet hatte und wir alle so viele Jahre eine Lüge geglaubt hatten – eine Lüge, die das Leben meines Vaters mit Schuldgefühlen und Scham erfüllt hatte. Die ganze Zeit hatte er geglaubt, seine Liebe hätte Niamh nicht ausgereicht, die ganze Zeit hatte er geglaubt, sie hätte ihn freiwillig verlassen. Unterhalb dieser neuen Trauer schmerzte mein Herz immer noch vor Leere, von einem Verlust, der nie wieder gutgemacht werden konnte, nicht einmal, wenn ich dreimal so lange leben würde, wie es normalen Sterblichen vergönnt ist. Ich schrie meinen Schmerz zwar nicht mehr hinaus, aber in mir erklang das Lied der Trauer weiter wie der Schrei einer Kriegsfee, klagend, kreischend, schrill und wild, wie ein Eissplitter, der sich tief in die Eingeweide bohrt. Und die ganze Zeit spürte

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