Das Kind der Stürme
Blick wurde schärfer. Ihre Miene erschreckte mich. Ich spürte das Kribbeln der Angst in meinem Nacken.
»Ah«, sagte sie mit einer sehr leisen Stimme, die mich berührte wie eine kalte Hand. »Du wirst gehen, Fainne. Und du wirst genau das tun, was ich von dir will. Ich werde nicht zulassen, dass meine Pläne ein zweites Mal vereitelt werden.«
»Ich werde es nicht tun«, sagte ich wütend. »Ich werde meinen Vater nicht verlassen. Es ist mir gleich, wie stark deine Magie ist. Du kannst mich nicht dazu zwingen.«
Großmutter lachte. Diesmal war es nicht das wohlklingende Glöckchenlachen, sondern das raue Gackern triumphierender Heiterkeit. »O Fainne! Du bist noch so jung. Warte, bis du erst die Macht in dir spürst, warte, bis Männer sich um deinetwillen gegenseitig umbringen, ihre besten Freunde verraten und sich gegen alles wenden, was ihnen bis dahin wichtig war. Es gibt keine größere Freude als diese. Warte, bis du erkennst, was in dir steckt. Denn du bist vielleicht Ciaráns Tochter und von seiner druidischen Art und von seinem übertriebenen Gewissen beeinflusst, aber du bist auch meine Enkelin. Vergiss das nicht. Du wirst immer einen kleinen Teil von mir in dir tragen. Das kannst du nicht leugnen.«
»Du kannst mich nicht dazu zwingen, etwas Böses zu tun. Du kannst mich nicht dazu zwingen, gegen den Willen meines Vaters zu handeln. Ich muss ihn zumindest zuerst fragen.«
»Du wirst feststellen, dass ich genau das tun kann, Mädchen. Genau das. Von diesem Augenblick an wirst du tun, was ich von dir will. Du wirst meine Sache bis zu ihrem bitteren Ende verfolgen und den Triumph erreichen, der mir versagt wurde. Du glaubst vielleicht, wenn du mir nicht gehorchst, würde ich dich leiden lassen. Ein kleiner Kopfschmerz hier, ein wenig Peinigung dort. Warzen vielleicht, oder ein ekliger Eiterpickel an einer unangenehmen Stelle. Ich bin nicht so einfältig, Fainne. Wenn du gegen meine Befehle verstößt, wirst nicht du es sein, die bestraft wird. Es wird deinen Vater treffen.«
Ich war entsetzt. »Das kannst du nicht tun!«, flüsterte ich. »Das würdest du nicht tun! Dein eigener Sohn? Ich glaube dir nicht.« Aber das stimmte nicht; ich hatte ihren Blick gesehen. Sie grinste und entblößte ihre kleinen spitzen Zähne: die Zähne eines Raubtiers. »Mein eigener Sohn, ja, und wie sehr hat er mich enttäuscht! Und was meine Wünsche angeht, du hast bereits eine Demonstration davon erhalten. Die Krankheit deines Vaters ist nicht etwas, womit er sich irgendwie angesteckt hat, und sie ist auch nicht das Ergebnis seiner Erschöpfung. Sie ist einzig und allein mein Werk. Ich habe das alles schon seit ein paar Jahren geplant und euch beide beobachtet. Er hat es vielleicht gespürt, aber ich habe ihn überrascht, und jetzt kann er mich nicht mehr abschütteln. Also schickt er dich an einen Ort, wo er dich in Sicherheit glaubt: direkt zu Conor, seinem Erzfeind. Was für eine Ironie!«
»Du lügst!«, entgegnete ich, hin und her gerissen zwischen Entsetzen und Zorn. »Vater ist zu schnell mit seinem Gegenzauber, er würde so etwas nicht geschehen lassen. Es gibt auf der Welt keinen stärkeren Zauberer als ihn.« Meine Stimme war trotzig, aber mein Herz war von Angst erfüllt; sie hatte uns beide in der Falle, und der Hebel, uns gefügig zu machen, war die Liebe, die wir zueinander verspürten. Großmutter war die Stärkste, und sie war es die ganze Zeit gewesen.
»Hast du nicht zugehört?«, fragte sie nun. »Ciarán hätte all das sein können. Er hätte der Mächtigste von allen sein können. Aber er hat es weggeworfen. Er hat sich von der Hoffnung zerstören lassen. Er praktiziert das Handwerk vielleicht noch, aber er hat nicht mehr die Willenskraft. Er war eine leichte Beute. Du solltest ausgesprochen vorsichtig sein. Ich werde dir genaue Anweisungen geben, bevor du gehst. Die kleinste Abweichung von meinen Befehlen, und es wird deinem Vater schlechter gehen. Du hast gesehen, wie es ihm ging. Es würde nicht viele Fehler deinerseits brauchen, um ihn wirklich sehr krank zu machen, beinahe so sehr, dass er nicht mehr zu retten ist. Andererseits, wenn du tust, was ich will, könnte es ihm auch besser gehen. Siehst du, welche Macht ich dir gebe?«
»Du wirst nicht wissen, was ich tue.« Meine Stimme bebte. »Ich werde in Sevenwaters sein, und du hast selbst gesagt, dass du keine Gedanken lesen kannst. Ich könnte ungehorsam sein, und du würdest es nie erfahren.«
Sie zog verächtlich die Brauen hoch. »Du
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