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Das Kind der Stürme

Das Kind der Stürme

Titel: Das Kind der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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Dorf gehen und dir ein wenig die Beine vertreten. Nimm diesen jämmerlichen Raben mit auf deinen Ausflug; er scheint irgendwo in der Nähe zu sein. Und dann kannst du es tun. Du musst sie allein erwischen.«
    »Ja, Großmutter.«
    »Und konzentriere dich gefälligst. Erinnere dich, dass du nur eine kleine Veränderung vornimmst. Im Vergleich zum großen Ganzen ist das eine Kleinigkeit.«
    Ich wählte den Zeitpunkt so, dass die Boote immer noch draußen und die Frauen in den Hütten waren. Wenn mich überhaupt jemand sah, dann würden sie wahrscheinlich leicht zwei und zwei zusammenzählen können. Ich konnte mich nicht unsichtbar machen, denn man hatte uns, wie meine Großmutter gesagt hatte, die höhere Magie genommen. Dennoch, ich konnte von einem Felsvorsprung zu einem windgepeitschten Busch zu einer Steinmauer schlüpfen, ohne Aufmerksamkeit zu erregen, verkrüppelter Fuß oder nicht, und es schien, dass Fiacha recht gut wusste, was ich vorhatte, denn er benahm sich genau wie jeder andere Rabe, der an diesem Tag zufällig in der Siedlung war. Die meiste Zeit saß er auf einem Baum und beobachtete mich.
    Das Mädchen war vor seinem Haus damit beschäftigt, Wäsche zu waschen. Sie hatte das glänzende braune Haar zurückgebunden, und sie wirkte irgendwie normaler und unscheinbarer, als ich sie in Erinnerung hatte. Zwei Kleinkinder spielten in der Nähe im Gras. Ich sah eine Weile zu, aus dem Schatten eines Schuppens, wo sie mich nicht sehen konnten. Aber ich beobachtete nicht lange, ich ließ mir nicht zu viel Zeit zum Nachdenken. Das Mädchen blickte auf und sagte etwas zu den Kindern, und eins vor ihnen kreischte vor Lachen, und das Mädchen grinste und zeigte die weißen Zähne. Ich bewegte die Hand und bereitete in meinem Kopf den Bann vor, und einen Augenblick später zappelte ein dicker fetter Kabeljau auf dem Weg und schnappte nach Luft, und das Mädchen war verschwunden. Die beiden Kinder schienen es gar nicht zu bemerken, so sehr waren sie in ihrem Spiel versunken. Ich sah zu, wie sich der Fisch wand und wie er zuckte. Ich würde sie nur lange genug in diesem Zustand lassen, um zu zeigen, dass ich stark war; gerade lange genug, um meiner Großmutter zu demonstrieren, dass ich zu so etwas in der Lage war. Dann würde ich mit dem Finger auf den Fisch zeigen und den Bann rückgängig machen. Vielleicht jetzt. Ich begann mich wieder zu konzentrieren und die Worte heraufzubeschwören. Aber bevor ich sie aussprechen konnte, kam eine Frau aus dem Haus, ein scharfes Küchenmesser in der Hand, das faltige Gesicht nachdenklich verzogen. Sie war eine große, kräftige Person, und sie stand direkt vor mir und blockierte meinen Blick auf den zappelnden Fisch. Und solange ich das Geschöpf, das ich verändert hatte, nicht sehen konnte, konnte ich den Gegenzauber nicht wirken.
    Beweg dich, wollte ich die Frau mit reiner Gedankenkraft zwingen. Schnell, beweg dich!
    »Brid!«, rief die Frau. »Mädchen. Wo steckst du?«
    Geh weg, bitte!
    »Wo ist eure Schwester?« Die Frau hatte die beiden Kinder angesprochen, aber anscheinend erwartete sie keine Antwort. »Und was soll das hier?« Vor meinem entsetzten Blick bückte sie sich und hob etwas vom Weg auf. Wenn sie sich doch nur ein wenig bewegen würde! Alles, was ich brauchte, war ein einziger Blick auf den silbrigen Fischschwanz oder ein glotzendes Auge oder das klaffende Maul, und ich würde das Mädchen zurückverwandeln können. Ich würde es tun, selbst wenn das bedeuten würde, dass alle die Wahrheit erfuhren. Wenn ich es nicht tat, wäre ich eine Mörderin.
    »Ist jemand hier gewesen?«, fragte die Frau ihre Kinder. »Haben die Jungen Dummheiten gemacht? Wenn eure Schwester wiederkommt, muss ich ein ernstes Wörtchen mit ihr reden, das könnt ihr mir glauben. Euch beide hier mit einem Zuber Wäsche allein zu lassen, das gibt Ärger. Trotzdem, der da wird gut zum Kohl und den Klößen schmecken.« Sie machte eine rasche Bewegung mit der Hand, in der sie das Messer hielt, und dann erst drehte sie sich halb, und ich sah den Fisch schlaff in ihrem Griff hängen, in der Tat verwandelt in nichts anderes als eine willkommene Ergänzung für den Tisch einer hungrigen Familie. Ich war machtlos. Es war zu spät. Der größte Zauberer auf der Welt kann kein Lebewesen wieder erwecken, das einmal tot war. Entsetzen schüttelte mich. Es ging nicht nur darum, dass ich etwas Unverzeihliches getan hatte. Es war viel schlimmer. Hatte ich nicht gerade bewiesen, dass meine Großmutter

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