Das Kinder-Gesundheitsbuch
sind diese Verhältnisse relativ stabil, aber nach dem neunten Lebensjahr ändert sich das: Bei Jungen und Mädchen unterschiedlich greift das Seelische tiefer in den wachsenden Organismus ein – nicht nur im Bereich der Geschlechtsorgane. Die Gestalt des Körpers verändert sich, sie wird allmählich geschlechtstypisch, seelisch ausdrucksvoller und individueller. Parallel dazu ändert sich der Hormonhaushalt und auch der Blutdruck steigt an. Diese Durchdringung von seelischer und körperlicher Entwicklung kann zu »heftig« und »krankhaft intensiv« sein, was sich an einem erhöhten Blutdruck zeigt. Sie kann aber auch zu schwach sein, so dass der Blutdruck zu niedrig wird und dem Bedarf des wachsenden Körpers nicht mehr genügt.
Jungen und Männer verbinden sich generell etwas intensiver mit dem Lebendig-Leiblichen.
Das lässt sich an verschiedenen Phänomenen aufzeigen wie etwa dem Aufbau größerer Körpermasse, Vertiefung der Stimme ab der Pubertät und größeres körpergebundenes Schmerzempfinden.
Bei Mädchen und Frauen ist die Verbindung des Seelisch-Geistigen mit dem Lebendig-Leiblichen generell etwas weniger intensiv. Das sollte nun auf keinen Fall so verstanden werden, dass Mädchen seelisch weniger selbstständig sind als Jungen – das ist natürlich nicht der Fall.
Es geht hier vielmehr um die Verbindung des Seelischen mit dem Körperlichen, die bei Jungen vor allem in der Pubertät intensiver, bei Mädchen dagegen etwas »lockerer« ist, was sich bis in die größere Labilität beim Blutkreislauf zeigt. Interessanterweise sind nämlich gerade Mädchen bzw. junge Frauen in der Pubertät davon betroffen, dass der Blutdruck »wegsackt«, vor allem, wenn es darum geht »aufzustehen«.
Sind die verschiedenen organischen Ursachen abgeklärt worden, kann man besonders Mädchen in dieser wichtigen Phase, in der es darum geht, selbstständig zu werden, helfen. Man sollte dabei auf die inneren Entwicklungsschritte achten und sie ganzheitlich unterstützen.
Wann zum Arzt?
Wiederholten Schwindel, der auch bei alltäglichen Belastungen wie Fahrradfahren oder Treppensteigen auftritt, sollten Sie von einem Arzt abklären lassen. Wenn Ihr Kind nicht nur morgens Anlaufschwierigkeiten hat, sondern sich den ganzen Tag über schlapp und müde fühlt, sollten Sie ebenfalls zum Arzt gehen.
Was macht der Arzt?
Der Arzt wird den Blutdruck messen und testen, ob Ihr Kind an einem Orthostase-Syndrom leidet, einer typischen Regulationsstörung des Blutdrucks beim Übergang vom Liegen oder Sitzen zum Stehen. Weiterhin wird er vor allem einen Eisenmangel durch eine Blutentnahme ausschließen. Gegebenenfalls kann er zur weiteren Abklärung ein EKG und eine Ultraschalluntersuchung des Herzens durchführen. Er wird mit Ihnen besprechen, wie Ihr Kind seinen Kreislauf ankurbeln kann und wie Sie ihm dabei helfen können, dass sich diese alters typische und an sich harmlose, aber doch belastende Störung bessert.
Die Schulmedizin verfügt über keine wirklich befriedigenden Medikamente zur Blutdrucksteigerung im Kindesalter. Mit Anthroposophischer Medizin ist in vielen Fällen eine Besserung des niedrigen Blutdrucks möglich. Eine kleine Auswahl an Medikamenten finden Sie im Folgenden. Ansonsten wird der Arzt eine individuelle Therapie wählen.
ANTHROPOSOPHISCH-HOMÖOPATHISCHE THERAPIE
Bei Kreislaufschwäche und Ohnmachten
Veratrum e radice D6 Glob. WALA
im akuten Zustand alle 15 Min. 10 Globuli, dann 3-mal tägl. 5 Globuli
Vor allem bei Neigung zum Frieren, zur Ohnmacht und in Phasen von starkem Wachstum
Skorodit Kreislauf Glob. WALA
3-mal tägl. 5–10 Globuli
Bei schwankendem Blutdruck, Neigung zu Herzklopfen, nervösem Schwitzen, Störungen im Schlaf-Wach-Rhythmus
Cardiodoron WELEDA
3-mal tägl. 5–15 Tropfen sowie äußerlich
Rosmarinus, Oleum aethereum 10 % WALA/WELEDA
damit morgens den ganzen Körper vom Kopf abwärts einreiben.
Wie Sie als Eltern helfen können
Sackt Ihr Kind in sich zusammen oder verliert es das Bewusstsein, legen Sie es am besten auf den Boden und heben die Beine in einem Winkel von etwa 45 Grad an. So fließt Blut in seinen Kopf, und es kommt normalerweise wieder rasch zu Bewusstsein. Ist dies nicht der Fall, handelt es sich nicht um ein Orthostase-Syndrom und Sie müssen Erste-Hilfe-Maßnahmen einleiten (siehe > ).
Gegen Schwindel hilft Lavendeltee oder Lavendelöl zum Riechen. Regen Sie Ihr Kind zu Ausdauersport, Rosmarinbädern, Wechselduschen und Wassertreten (nach Kneipp) an
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