Das Kinder-Gesundheitsbuch
Säulen der Therapie bei Ess-Störungen ist die Systemische Familientherapie. Sie soll dabei helfen, die sozialen Beziehungen der betroffenen Jugendlichen zu stärken. Denn die Heilung einer Ess-Störung hängt stark von einem stabilen vertrauensvollen Verhältnis zu nahe stehenden Menschen ab.
Wie Sie als Eltern helfen können
Seien Sie besonders aufmerksam, wenn Ihr Kind modelt oder bestimmte Sportarten plötzlich übertrieben ausübt, etwa Turnen, Eislaufen oder Ballett. Auch wenn es zunehmend häufiger auf die Waage steigt, nach den Kalorien fragt, das Essen auf dem Teller »zerpflückt« oder nach dem Essen »mal auf die Toilette geht«.
Fühlen Sie sich nicht persönlich angegriffen, wenn sich Ihr Kind gerade Ihnen gegenüber nicht persönlich im Gespräch öffnen möchte.
Machen Sie das Essen oder Körpergewicht nicht unentwegt zum Gesprächsthema.
Die Mahlzeiten sollten in gemütlicher Atmosphäre eingenommen werden, ohne dabei das Essen zu kommentieren. Vor allem Ihr Vorbild beim Essen ist gefragt, damit Ihre Tochter nicht vom ständigen Zwang zum Diäthalten angesteckt wird. Erkennen Sie an, dass eine Sucht-Erkrankung vorliegt, bei der mit Reden allein und womöglich mit Vorwürfen nichts erreicht werden kann.
Dagegen hilft eine Umgebung, in der Zuverlässigkeit herrscht, sowohl in der inneren Zuwendung zu dem suchenden Kind, als auch in der kompromisslosen Ablehnung seiner krankhafter Gewohnheiten.
Zögern Sie nicht, früh genug fachliche Hilfe in Anspruch zu nehmen!
Übergewicht: eine wachsende Gefahr für die Gesundheit
Auch Übergewicht ist eine Form der Ess-Störung, deren Langzeitfolgen verheerend sind:
Die Gefahr von Diabetes, Bluthochdruck und anderen Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems wächst rapide. Nicht zu vergessen die orthopädischen Schäden, die starkes Übergewicht besonders an den Knie- und Hüftgelenken nach sich zieht.
Bereits jedes fünfte Kind ist bei Schuleintritt übergewichtig, in der Pubertät sind es schon über ein Viertel aller Kinder. Es greift zu kurz, nur falsches Essen und zu wenig Bewegung anzuprangern, die beim Übergewicht eine zentrale Rolle spielen. Tatsache ist, dass bei fast allen übergewichtigen Kindern mindestens ein Elternteil selbst ein Gewichtsproblem hat. Eine Therapie des Übergewichts, die nur am Kind ansetzt, wird deshalb immer scheitern. Erfolgreich sind dagegen kompetent angeleitete Gruppentherapien für Kinder mit begleitender Elternschulung.
Dicke Kinder sind oft Außenseiter, sie werden gehänselt und können wegen ihres Gewichts mit vielen Gleichaltrigen bei körperli chen Betätigungen nicht mithalten. Niemand weiß dies besser als die Übergewichtigen selbst.
Doch dieses Wissen, genauso wie das schlechte Gewissen alleine motivieren nicht zu erfolgreichen Veränderungen. Motivation und Anerkennung müssen hinzukommen. Dafür sind Gruppentherapien besser geeignet als Einzelberatungen.
Die Gegenmaßnahmen sind schließlich nicht so ohne weiteres umzusetzen, denn sie verlangen von der ganzen Familie meist eine komplette Umstellung ihrer Lebensgewohnheiten: Weniger Süßes, weniger Fett, mehr Obst, Gemüse und Vollkornprodukte, vor allem aber natürliche, selbst zubereitete Nahrungsmittel, nicht Fertigprodukte, müssen auf den Speiseplan.
Darüber hinaus heißt es, Computer und Fernseher ausgeschaltet lassen und stattdessen Gespräche in der Familie führen, zusammen spielen, wenn es geht im Freien, mit den Kindern wandern (statt Fahrrad fahren) oder in den Sportverein gehen.
Einnässen
Enuresis
Typische Symptome
unwillkürliches Einnässen mehrmals die Woche
mangelhafte Blasenkontrolle bei Kindern ab fünf Jahren
gestörter Ablauf beim Wasserlassen tagsüber, wie Einnässen trotz des Versuchs, den Urin zurückzuhalten oder starkes Pressen am Anfang und dann »stotterndes« Wasserlassen
Viele Kinder, Jungen häufiger als Mädchen, nässen bis zum sechsten Lebensjahr gelegentlich noch ein, obwohl sie eigentlich bereits »sauber« sind. Das passiert, weil sie tagsüber den Urinabgang nicht bewusst wahrnehmen (Enuresis diurna), zum Beispiel beim Spielen abgelenkt sind, oder weil sie nachts den Blasendruck nicht spüren (Enuresis nocturna). Erst wenn ein Kind älter als fünf Jahre ist und mehrmals einnässt, liegt eine Enuresis vor: mindestens zweimal im Monat bei Kindern unter sieben Jahren oder einmal im Monat bei Kindern über sieben Jahren. In der Regel steckt eine Reifeverzögerung dahinter, auch hormonelle oder genetische
Weitere Kostenlose Bücher