Das Kinder-Gesundheitsbuch
besonderen Schutz und Geborgenheit, etwas, was ihm schon als Baby besonders guttat – etwa wiegen im Arm oder ähnliches. Wichtig sind wärmende Maßnahmen, und zwar innerlich wärmend durch Zuwendung und äußerlich durch Anwendungen (siehe > ) sowie eine entsprechende Kleidung.
Manchmal hilft es, Ihr Kind noch einmal auf die Toilette zu setzen, bevor Sie selbst ins Bett gehen, damit es die Nacht besser durchhält. Verzichten Sie möglichst auf Windeln, wenn Ihr Kind bereits trocken war. Dadurch signalisieren Sie ihm, dass Sie ihm den Erfolg zutrauen. Geeigneter ist eine Gummiunterlage auf der Matratze und griffbereite Ersatzwäsche.
Sind die obigen Maßnahmen nicht erfolgreich oder finden Sie keine Ursache, sollten Sie eine psychotherapeutische Behandlung, vielleicht eine Familientherapie, in Erwägung ziehen, um Ihrem Kind zu helfen. Sie bringt in den meisten Fällen gute Erfolge.
ADS: Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom und ADHS: ADS mit Hyperaktivität
Typische Symptome
Ein Kind mit ADS ist
schnell unaufmerksam
leicht ablenkbar
impulsiv
Ein Kind mit ADHS hat zusätzlich
einen erhöhten Bewegungsdrang (motorische Hyperaktivität)
Bemerkbar wird ADHS
Im Säuglingsalter:
lang dauernde Schreiphasen, motorische Unruhe, leichte Irritierbarkeit
Störungen im Aufbau einer für die Eltern befriedigenden seelischen Beziehung (Bindung) zum Kind
Im Kleinkindalter:
häufig regelverletzendes, »hereinplatzendes« kindliches Verhalten
Störung familiärer und freundschaftlicher Bindungen
auffallende Verspätung einzelner »Teilleistungen« (zum Beispiel der Geschicklichkeit, des Sprachverständnisses, des Gleichgewichtssinnes, der Schreibbewegung), eventuell kombiniert mit Verfrühung anderer Fähigkeiten
gehäuftes Vergessen, Unaufmerksamkeit vor allem im Zuhören
getriebenes Bewegungsbedürfnis, gehäufte Unfälle
Im Schulalter:
leichte Ablenkbarkeit, Vergesslichkeit, kurze Aufmerksamkeitsspanne
fehlende Übersicht zum Beispiel über die eigenen Hausaufgaben
schlecht lesbare Schrift
impulsives, regelverletzendes und die Gruppe störendes Verhalten (bei ADHS) oder:
stilles »Wegträumen« (bei ADS)
geringes Selbstwertgefühl, soziale Außenseiterstellung
In der Pubertät:
vorzeitige/wiederholte Schulabbrüche
soziale Isolation, »falsche Freunde«
Suche nach riskanten Sportarten, »riskanter Lebensstil«
stetes Bedürfnis nach Ablenkung, innere Ruhelosigkeit
Die Definition Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom und ihre Einordnung als psychische Störung sagt über das Kind wie über seine Umgebung etwas aus. Im Unterschied zu einer Lungenentzündung oder auch einer Schizophrenie sind ADS und ADHS keine Krankheiten, sondern vor allem ein Anpassungsproblem des Kindes an soziale Forderungen seiner Umwelt. Dabei steht die Schule ganz oben an, und am häufigsten wird heute ADS und ADHS im Grundschulalter diagnostiziert und behandelt.
Man spricht von der heute häufigsten psychischen Störung im Kindes- und Jugendalter, mit steigender Tendenz. Während vieles darauf hindeutet, dass Mädchen und Jungen gleichermaßen von Aufmerksamkeitsstörungen (ADS) betroffen sind (»Träumerle«), fallen Jungen bis zu neunmal häufiger durch Hyperaktivität auf als Mädchen (ADHS). Vor allem die Impulsivität und Hyperaktivität betroffener Kinder führt zu Spannungen in der Familie, im Kindergarten, in der Schule, im Freundeskreis und später in der Ausbildung und im Berufsleben. Impulsives, überaktives, manchmal unvorhersehbar aggressives Verhalten irritiert Erwachsene ebenso wie gleichaltrige Kinder.
Die Ursachen für AD(H)S sind vielfältig, auch wenn sie von manchen gern auf eine Funktionsstörung im Gehirn reduziert werden. Doch schon der auffallende Geschlechtsunterschied kann nicht mit einem reinen »Gehirnproblem« erklärt werden. Erbliche Faktoren spielen oft eine erhebliche Rolle: In der Mehrzahl der Fälle ist das hyperaktive Kind in der Familie nicht der einzig Betroffene. Es hilft den Kindern sehr, wenn sich die Erwachsenen ehrlich an ihre eigene Kindheit erinnern. Dann bringen die Eltern oft mehr Geduld und Verständnis auf, und das Kind fühlt sich weniger allein. Auch bei den reinen Aufmerksamkeitsstörungen spielen die genetischen Faktoren eine wichtige Rolle – aber längst nicht die einzige. Gerade in der vom westlichen Lebensstil geprägten Umgebung sind viele weitere Einflüsse zu finden, die AD(H)S begünstigen (siehe Kasten > ).
Außerdem gibt es eine Reihe von frühen Risikofaktoren. Dazu gehören eine zu frühe
Weitere Kostenlose Bücher