Das Kinder-Gesundheitsbuch
lange die eingeforderte Temperatur noch nicht erreicht ist, friert das Kind. Durch vermehrte Stoffwechsel- und Muskeltätigkeit (Zittern) sowie durch Verengung der Blutgefäße in der Haut (Peripherie) erhöht sich im Fieberanstieg die Körperkerntemperatur. Die Reizschwelle im Gehirn wird dabei herabgesetzt, sodass es zum Fieberdelir (Halluzinationen) und bei starken Schwankungen der Temperatur zu Fieberkrämpfen kommen kann, was glücklicherweise nur selten passiert. Im Hinblick auf die Dreigliederung des menschlichen Organismus (siehe ab > ) dominiert also in der Anfangsphase der Krankheit, während das Fieber steigt, eine starke Aktivität im Stoffwechsel-Gliedmaßen-System. Gleichzeitig kommt es zu einer größeren Labilität im Nerven-Sinnes-System: Daher vermeidet das Kind in diesem Zustand freiwillig zu viele Sinneseindrücke und zieht sich auch in seinem Verhalten »in sich zurück«. Ist die neue »Solltemperatur« erreicht, wird die Wärme vom Körperkern wieder nach außen an die Haut abgegeben, »das Kind glüht« und fühlt sich nun heiß an. Bei den hohen Temperaturen ist das Immunsystem besonders aktiv. Wenn genügend Krankheitserreger überwunden worden sind, sinkt das Fieber allmählich und es kehrt wieder mehr Leben in das Kind zurück.
Der Allgemeinzustand zählt
In seltenen Fällen kann sich hinter dem Fieber eine ernst zu nehmende Erkrankung verbergen wie eine Hirnhautentzündung, eine Gehirnentzündung, eine Lungenentzündung, eine Nierenbeckenentzündung, eine Knochenmarksentzündung, eine Herzmuskelentzündung, eine Kehldeckelentzündung oder auch eine Autoimmunerkrankung. Das Leitsymptom für all diese schweren Erkrankungen ist nicht die Höhe des Fiebers, sondern die Beeinträchtigung des Allgemeinzustands:
Ihr Kind erscheint Ihnen – meistens plötzlich – schwer krank, vielleicht so krank, wie Sie es noch nie erlebt haben. Bei diesem Empfinden sollten Sie sofort den Arzt aufsuchen. Wenn Ihr Kind dagegen hoch fiebert, dabei aber gut bei Kräften und klar ansprechbar ist sowie etwas trinken kann, ohne sofort zu erbrechen, können Sie in Ruhe Rat einholen und gegebenenfalls einen Termin beim Arzt vereinbaren. Achten Sie also in erster Linie auf Ihr Kind, in zweiter Linie auf Ihr Fieberthermometer!
Wichtig: Fieber in den ersten drei Lebensmonaten muss immer unverzüglich ärztlich abgeklärt werden!
Fieberkrampf erkennen und behandeln
Vor allem beim ersten Fieberkrampf haben viele Eltern Angst um das Leben ihres Kindes und denken, dass es sterben wird. Die gute Nachricht ist, dass Fieberkrämpfe in der Tat dramatisch erscheinen, in der Regel aber keine akute Gefahr für das Kind darstellen und auch für sein weiteres Leben bis auf extrem wenige Ausnahmen folgenlos bleiben. 4 Prozent aller Kinder in Deutschland im Alter zwischen sechs Monaten und sechs Jahren bekommen Fieberkrämpfe. Typische Symptome sind wie bei einem epileptischen Anfall Muskelkrämpfe symmetrisch an beiden Armen und Beinen, steif werden, Bewusstseinsverlust, Verdrehen der Augen, Speichelfluss, zum Teil Einnässen, anschließend tiefer Schlaf. Im Hinblick auf die Ursachen scheint es eine genetische Veranlagung zu geben, zumindest hat jedes vierte Kind mit Fieberkrämpfen enge Familienangehörige, die auch Fieberkrämpfe in der Kindheit hatten. Wichtiger scheinen jedoch als Ursache Schwierigkeiten im Umgang mit Temperaturänderungen zu sein, denn vor allem beim schnellen Fieberanstieg treten die Krämpfe auf. Bei jedem dritten Kind kommt es zu einer Wiederholung innerhalb eines Jahres. Die meisten Fieberkrämpfe sind unkompliziert, sie dauernd im Schnitt ein bis zwei Minuten und nach einem Schlaf von 20 bis 30 Minuten sind die Kinder (bis auf das Fieber) wieder »ganz die alten«. Nur wenige Anfälle sind so genannte komplizierte Fieberkrämpfe, das heißt sie dauern über 15 Minuten, wiederholen sich innerhalb von 24 Stunden oder treten nicht symmetrisch, sondern nur an einem Körperteil auf.
Der gerufene (Not-)Arzt gibt Ihrem Kind ein Medikament, mit dem die Krampfbereitschaft reduziert werden kann (Diazepam) und senkt (nur) bei anhaltend hohem Fieber die Körpertemperatur mit Paracetamol oder Ibuprofen.
Je nach Ausprägung und Alter können zur Abklärung extrem seltener anderer Ursachen in der Klinik Blut- und Urin, evtl. das Gehirnwasser untersucht oder eine Magnetresonanztomographie durchgeführt werden. Das EEG, das bei unkomplizierten Fieberkrämpfen ein bis zwei Wochen nach dem Anfall
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