Das Kinder-Gesundheitsbuch
Beispiel kann auf chirurgische (Entfernung des Blinddarms) oder medikamentöse Maßnahmen (etwa Antibiotika) nicht verzichtet werden. Ebenso muss ein Insulinmangel nach der Zerstörung der insulinbildenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse (Diabetes mellitus) durch eine Insulinzufuhr ausgeglichen werden.
Die Lebensorganisation
Außer den chemischen und physikalischen Gesetzmäßigkeiten gibt es Kräfte, die wir als Selbstheilungskräfte kennen, als Vitalität oder Regenerationsfähigkeit. Hierbei handelt es sich um dynamische Lebensprozesse, die in den einzelnen Organen und Geweben sehr unterschiedlich sein können. So ist die Regenerationsfähigkeit in den Leberzellen oder den Keimdrüsen (Eierstöcke und Hoden) anders als in den Gehirnzellen oder in der Hornhaut der Augen. Die verschiedenen dynamischen Lebensprozesse gehören zu einer »Lebensorganisation«, die das harmonische und sinnvolle Zusammenwirken der verschiedenen Lebensprozesse ermöglicht. Jeder Mensch hat seine eigene »Lebensorganisation«, genauso wie er seinen eigenen physischen Leib hat. Rudolf Steiner nannte diese Lebensorganisation auch »Lebens-Leib« oder »Ätherleib«, wobei der Ausdruck »Leib« immer bedeutet, dass etwas eine Gestalt und Form hat. Der Ausdruck »Äther« bezeichnet – in Anlehnung an die jahrtausendealten Naturphilosophien – die aus dem Kosmos auf die Erde einwirkenden Kräfte.
Damit kommt zum Ausdruck, dass alle Lebensprozesse auf der Erde und natürlich im Menschen mit den Kräften aus dem Kosmos in Zusammenhang stehen.
Von den klassischen vier Elementen Erde, Wasser, Luft und Feuer (Wärme) ist das Wasser das Element, das für alle Lebensprozesse und damit für den »Lebens-Leib« eine besondere Rolle spielt. Alle Lebensprozesse entwickeln sich aus dem Element des Flüssigen heraus. So ist das Leben im Meer entstanden, aber auch wir haben uns während der Embryonalphase zunächst ganz aus dem Wässrigen heraus entwickelt. Außerdem hängen die Selbstheilungskräfte, die Vitalität und Regenerationsfähigkeit eng damit zusammen, ob der Organismus genügend Flüssigkeit hat. Nicht umsonst wird im Krankheitsfall immer wieder darauf hingewiesen, dass der Patient ausreichend trinken soll.
Erst die Lebensorganisation lässt also das Seelisch-Geistige im Körper wirksam werden.
Ohne sie kann das Seelische sich gar nicht mit dem Körperlichen verbinden. Besonders aktiv ist sie im Kindesalter, denn Stoffwechsel, Wachstum und Regeneration sind allesamt Erneuerungsprozesse. Die Lebensorganisation bildet die Grundlage für die Entwicklung von Gesundheit, da sie die Selbstheilungskräfte in sich trägt: Keine Wunde heilt ohne sie, kein Chirurg könnte Patienten erfolgreich behandeln, wenn nicht deren Lebensorganisation die Operationswunden heilen ließe. Therapeutisch unterschiedet sich die Anthroposophische Medizin von der reinen Schulmedizin gerade dadurch, dass sie Medikamente, äußere Anwendungen wie Wickel oder Einreibungen und Bewegungstherapien wie die Heileurythmie (siehe > ) entwickelt hat, die vorrangig die Aktivität der Selbstheilungskräfte fördern und lenken.
Die Seelenorganisation
In der Freude am Malen äußert sich die erwachende Seele des Kindes unmittelbar.
Ob Kummer oder Freude, Angst oder Stolz – gerade beim Kind lässt sich jede seelische Regung unmittelbar an der Mimik ablesen. Das heißt mit anderen Worten: Das Seelische ist beim Kind besonders intensiv mit dem Körper und den dynamischen Lebensprozessen verbunden. Das zeigt sich auch an der Appetitlosigkeit oder Verdauungsstörung bei Kummer, oder an einer besonders schnellen Atmung bei Aufregung und Freude.
Unterschiedliche Gefühle wie Leid und Freude, Sympathie und Antipathie, die Fähigkeit, überhaupt etwas bewusst wahrnehmen zu können, etwas zu wünschen und zu wollen sind Ausdruck verschiedener seelischer Kräfte. Sie alle gehören zur »Seelenorganisation«, die das harmonische und sinnvolle Zusammenwirken der verschiedenen seelischen Regungen ermöglicht.
Jeder Mensch hat seine eigene »Seelenorganisation« wie er auch seine eigene »Lebensorganisation« und seinen eigenen physischen Leib hat.
Die Seelenorganisation schafft in uns einen Innenraum, der uns das Gefühl von Selbstständigkeit gibt. So erleben wir alle in unserem Inneren, dass wir unser Denken, unsere Gefühle und unsere Willenskräfte selbst beeinflussen können. Die dynamischen Lebensprozesse wie Vitalität und Regenerationskraft können wir dagegen im Allgemeinen
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