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Das Kindermädchen - Herrmann, E: Kindermädchen

Das Kindermädchen - Herrmann, E: Kindermädchen

Titel: Das Kindermädchen - Herrmann, E: Kindermädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Herrmann
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jetzt etwa drei Meter vom Eingang entfernt und sah zu uns herüber. Sie wusste alles. Ihr war ganz offensichtlich nicht wohl bei dem Gedanken, dass sie dieses Wissen gleich mit der ganzen Abendgesellschaft teilen würde. Schmiedgen strich sich nervös die flatternden Haare
hinter die Ohren. Zumindest mit ihren Frisuren hatten die beiden im Laufe ihres Zusammenlebens eine erstaunliche Ähnlichkeit erreicht.
    »Was willst du?«, fragte er.
    Ich drückte sanft Marie-Luises Arm.
    Doch sie schüttelte mich ab. »Nur mal sehen«, nuschelte sie. Schmiedgen zog die Augenbrauen hoch und sah mich an. Ich deutete ihm mit einer Kopfbewegung an, dass er sich am besten ganz schnell verdrückte.
    »Dann darf ich wohl vorbei?«
    Er stieg um Marie-Luise herum. Sie rückte keinen Millimeter zur Seite. Er ging hinein und wurde von seiner Frau mit einem sehr distanzierten Wangenkuss begrüßt.
    »Komm, wir gehen«, sagte ich.
    »Ich – kann – nicht …«, stöhnte sie. Dann holte sie aus und schmetterte die Flasche mit voller Wucht gegen die Stufe. »Ich bring sie um. Alle beide. Wie sie da stehen und mich anstarren. Wer bin ich denn? Wer bin ich denn?«
    Die letzte Frage brüllte sie. In der Galerie war es still geworden. Alle Gäste starrten zur Tür. Frau Schmiedgen hatte ihren Gatten am Arm gefasst. Ob sie sich stützen oder ihn daran hindern wollte hinauszueilen, war nicht ganz klar. Ich zog Marie-Luise auf die Füße und wollte sie wegziehen. Sie machte sich los und hielt jetzt mir den abgeschlagenen Flaschenhals unter die Nase.
    »Wer bin ich?«, schrie sie. »Dass ich das mit mir machen lasse? «
    »Hör auf«, sagte ich leise. »Lass das sein. Du machst es nur noch schlimmer.«
    Zwei Männer mit breiten Schultern im dunklen Anzug und zurückgegelten Haaren kamen zur Tür. »Können wir helfen?« Die Frage war eine Drohung.
    »Nein!«, brüllte Marie-Luise. »Das können Sie nicht! Hauen Sie ab, und sagen Sie dieser … dieser …«

    »Es ist gut«, antwortete ich. »Wir haben Stress. Das kommt öfter vor.«
    »Aber nicht hier«, sagte der Jüngere von den beiden. Sie hatten sonnengebräunte Gesichter und sahen nicht so aus, als ob sie sich viel aus Moderner Kunst machten. »Zieht Leine.«
    Ich krallte Marie-Luise und zog sie gegen ihren energischen Protest hinaus auf die Straße. Sie fuchtelte noch ein bisschen mit dem Flaschenhals herum, trat und kratzte, aber ich behielt sie im Griff. Langsam beruhigte sie sich. »Das hättest du nicht tun sollen«, sagte sie endlich eine Straßenecke weiter und übergab sich. Ich wartete, bis das Unvermeidliche vorüber war. »Die hätten dich anzeigen können«, sagte ich.
    »Egal.«
    Sie würgte noch ein bisschen nach, aber es kam nichts mehr. Ich reichte ihr ein Taschentuch, eines meiner letzten gebügelten, das sie ohne Reue vollschnodderte und mir dann zusammengeknäuelt wieder in die Hand drückte.
    »Oh Gott, ist mir schlecht.«
    »Wo steht dein Wagen?«
    »Dahinten.«
    Sie gab mir die Schlüssel und stolperte hinter mir her. Ich öffnete die Tür, und sie sank mit einem Stöhnen in den Sitz.
    Dann schlief sie ein. In der Mainzer Straße holte ich sie heraus und trug sie nach oben.
    »Geh nich weg«, murmelte sie. »Was für Blumen?«
    Ich legte sie ins Bett und deckte sie zu. »Jetzt nicht.«
    Sie war schon wieder eingeschlafen.
    Ich wollte ihr noch die Autoschlüssel in den Briefkasten werfen. Aber die Gelegenheit für einen Ausflug nach Reinickendorf war nicht schlecht. Ich schrieb Marie-Luise einen Zettel, warf ihn in ihren Briefkasten, stieg ins Auto und fuhr nach Hause.

32
    Ich fand meine Mutter und Hüthchen vor dem Fernseher, der mit einer Affenlautstärke lief. Beide schliefen. Ich weckte sie, indem ich einen Knopf auf der Fernbedienung drückte. Stille, Ruhe, Frieden.
    »Du bist schon da?«, fragte meine Mutter und rieb sich die Augen. Dann griff sie reflexartig nach ihrer Armbanduhr, die sie vor sich auf dem Couchtisch liegen hatte, setzte ihre Brille auf und musterte das Zifferblatt.
    »Zehn Uhr!«
    Hüthchen scharrte mit den Füßen, um ihre Pantoffeln zu finden. Dann wuchtete sie sich ächzend hoch.
    »Wollen Sie noch etwas essen?«
    »Nein danke.«
    Ich hielt Marie-Luises Autoschlüssel hoch. »Wie wär’s mit morgen Vormittag? Reinickendorf?«
    »Das glaub ich erst, wenn wir da sind«, sagte Hüthchen, ohne mit der Wimper zu zucken. Dafür, dass ich sie unlängst vor der Bahnhofsmission gerettet hatte, wurde sie ganz schön frech.
    »Morgen Vormittag?«, fragte

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