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Das Kindermädchen - Herrmann, E: Kindermädchen

Das Kindermädchen - Herrmann, E: Kindermädchen

Titel: Das Kindermädchen - Herrmann, E: Kindermädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Herrmann
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für ungut. Kann ja mal passieren. Und jetzt sei endlich zufrieden, und hör auf mit der Kläfferei. Unglaublich, dass du darauf reinfällst. Aber vermutlich haben dir deine beruflichen wie auch privaten Karriereaussichten das Hirn vernebelt.«
    »Die Frau ist tot.«
    »Wer sagt das?«
    »Das Sondergericht.«
    »Schöne Zeugen.«
    Marie-Luise lachte verächtlich und legte ein Zwei-Euro-Stück auf den Tisch. Ich übernahm den Rest.

    »Hör auf damit«, sagte ich. »Für mich ist der Fall erledigt.«
    Ich wollte aufstehen, aber jetzt hielt Marie-Luise mich zurück. »Eine alte Frau ist ermordet worden …«
    »Das sagst du.«
    »Und Milla ist verschwunden. Ich an deiner Stelle würde Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um sie zu finden. Bevor es zu spät ist.«
    Sie drückte meinen Unterarm. Ich spürte wieder die warme Welle, die durch meinen Körper rollte. Beim letzten Mal war ich betrunken gewesen. Dieses Mal war es anders.
    »Wenn dir Gerechtigkeit und Wahrheit und alles, auf das du heute scheißt, jemals wichtig waren …«
    Sie senkte die Stimme. »Wenn das, woran wir beide einmal geglaubt haben, dir noch irgendetwas bedeutet, dann tu was.«
    Sie ließ mich los. Ich stand auf und ging.
    Auf dem Weg zu meinem Wagen klingelte das Handy. Der Nachtportier aus dem Hotel in der Meinekestraße meldete sich. Was er mir sagte, veranlasste mich, auf der Stelle umzudrehen und wieder hineinzugehen. Marie-Luise sah erstaunt hoch, als ich plötzlich wieder vor ihr stand.
    »Ist noch was?«, fragte sie.
    »Komm mit.«
    »Wohin?«
    Ich wusste es nicht. Ich wusste nur, dass Milla gestern Nacht von einem großen, dunklen Wagen abgeholt worden war. Und dass ich genau die gleiche Geschichte schon einmal gehört hatte, kurz nachdem man eine alte Frau aus Kiew tot aus dem Landwehrkanal gefischt hatte.
     
    Als Erstes fuhren wir in die Pension. Den Nachtportier hatte ich noch nicht kennen gelernt, aber nach einer Schlafwandlerin und einem Experten in theoretischer Physik konnte mich nichts mehr überraschen. Dachte ich.

    Er war Mitte fünfzig, trug einen ergrauten Halbafrolook, hieß Herr Wilhelm und hatte das gütige Gesicht eines Menschen, der schon viel gesehen und eine Menge verziehen hatte.
    »An die genaue Uhrzeit kann ich mich natürlich nicht erinnern«, sagte er.
    »War es denn vor oder nach Mitternacht?«
    Marie-Luise lächelte ihn mit so großen Augen an, dass sogar ich einen Staubsauger von ihr gekauft hätte. Der Portier dachte nach, und er tat es gründlich. »Ja«, sagte er schließlich.
    »Ja was?«, fragte sie.
    »Ich denke, es war kurz nach Mitternacht. Ich habe nebenan einen Fernseher stehen. Moment.«
    Er holte eine Fernsehzeitschrift hervor und fand anscheinend, was er gesucht hatte. Er schaute glücklich lächelnd hoch. »Romy Schneider. Das Mädchen und der Kommissar. Ein phantastischer Film. Göttliche Schauspieler! Michel Piccoli, kalt und berechnend, zerbricht an seiner Obsession zu dieser wunderbaren, heiligen Hure …«
    Herr Wilhelm räusperte sich. »Ich habe früher mal Filmkritiken geschrieben. Für den Tip. Und ein Drehbuch. Einmal hat der Holander hier übernachtet, während der Filmfestspiele. Ich habe es ihm gegeben. Aber ich habe nie wieder etwas von ihm gehört. – Haben Sie was mit Film zu tun?«
    Wir verneinten. Herr Wilhelm kam hinter seinem Tresen hervor und stellte sich in die geöffnete Tür. Sie ging direkt auf die Meinekestraße hinaus. Es war kurz vor elf, die Stadt atmete gerade die Hitze des Tages aus, und immer noch waren Menschen unterwegs, angelockt vom Kurfürstendamm und seinen nie gehaltenen Versprechen.
    »Null Uhr zwanzig«, sagte er und drehte sich zu uns um. »Nachts verschieben sie gerne die Anfangszeiten ein bisschen. Das muss am Programmschema liegen. Zeit aufholen, den ganzen Ablauf wieder auf Vordermann bringen. Ich habe in den
Semesterferien öfter mal in der Sendekontrolle des SFB gearbeitet. Damals hieß er noch SFB. Ich kenn mich aus.«
    Er sah wieder auf die Straße. Marie-Luise warf mir einen Blick zu, in dem die ganze Ungeduld des Abendlandes stand. Bevor Herr Wilhelm weitere Details aus seinem Lebenslauf ausbreitete, trat sie auf ihn zu.
    »Null Uhr zwanzig also. Und dann?«
    »Sie kam von oben runter. Ich höre das immer. Ist ein altes Haus hier, trotz der dicken Teppiche. Sie hat den Schlüssel abgegeben und ist rausgegangen.«
    »Und dann?«, fragte ich.
    »Dann hat sie gewartet. Ungefähr zehn Minuten. In der Zeit fing der Film an, und ich konnte ja

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