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Das Kleine Buch Der Wahren Liebe

Das Kleine Buch Der Wahren Liebe

Titel: Das Kleine Buch Der Wahren Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Gruen
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zu sehen – ist entscheidend für das Gelingen einer Beziehung.

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    Wenn ich achtsam bin, achte ich auf den anderen. Ich nehme ihn wahr in seinen Gefühlen, in seinen Reaktionen. Ich spüre mich in ihn hinein, wie es ihm geht. Und ich frage mich, was er braucht. Das tut ihm gut. Aber wenn ich achtsam bin, gehe ich gut auch mit meinen eigenen Gefühlen um.
     
    Viele Beziehungen kranken daran, dass der Partner nicht beim anderen ist, sondern bei seiner Arbeit oder bei den Sorgen, die er sich um die Zukunft macht. Lebendig wird eine Beziehung durch Achtsamkeit. Das bedeutet: Ich achte auf mich, auf meine Gefühle und Regungen. Und ich achte auf die Regungen und Bedürfnisse des anderen. Ich spüre mich in ihn hinein. Ich lege ihn nicht fest auf ein Bild, sondern bin bereit, mich in sein Inneres zu versetzen, mir vorzustellen, wonach er sich sehnt, wie es ihm geht, was er fühlt.
     
    Achten hat mit Wachen zu tun. Wir schlafen oft. Wir haben uns eingelullt mit irgendwelchen Vorstellungen vom Leben und vom anderen. Achtsam leben heißt: aufwachen, die Augen aufmachen und den anderen so anschauen, als ob man ihn noch nie gesehen hat. Es bedeutet: jemanden nicht nur mit äußeren Augen anzuschauen, sondern mit den Augen des Herzens.

|95| Antoine de Saint-Exupéry enthüllt in seiner Parabel vom „Kleinen Prinzen“ das Geheimnis des Glücks: „Adieu, sagte der Fuchs. Hier mein Geheimnis: Es ist ganz einfach: Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“
    Die Augen sehen die Oberfläche. Sie nehmen wahr, wie die Gesichtszüge des andern sind. Sie nehmen den Ärger wahr, die Unzufriedenheit, die Verschlossenheit, die Härte, den Gram und das Leid. Das Herz sieht tiefer. Es sieht hinter das Antlitz eines Menschen. Es sieht in sein Herz. Und im Herzen eines jeden Menschen erkennt es die Sehnsucht, gut zu sein, im Frieden mit sich und der Welt zu sein, die Sehnsucht, sich und sein beschädigtes Leben Gott hinzuhalten und in Gott Heilung zu finden und in Einklang zu kommen mit sich selbst. Das Wesentliche eines Menschen ist unsichtbar. Aber auch das Wesentliche der Welt. Lebenskunst besteht darin, mit dem Herzen zu sehen.
    Nur wenn ich mit dem Herzen sehe, begegne ich in der Blume der Schönheit ihres Schöpfers und im Baum meiner eigenen Sehnsucht, fest verwurzelt zu sein in einem tieferen Grund. Nur das Herz sieht in allem die Spuren jener letzten Wirklichkeit und Gewissheit, die mich aus dem Antlitz jedes Menschen und aus jedem Stein und jedem Grashalm anblickt, um mir zu sagen: „Du bist geliebt. Die Liebe umgibt dich in allem, was du siehst.“

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    Wir sind dankbar für die Liebe, die Gott uns geschenkt hat, für den Partner, dass er uns annimmt und für uns da ist, dass sie treu ist und fair mit uns umgeht. Wir sind dankbar für die Liebe, die wir spüren dürfen. Wir erleben, dass die Liebe letztlich immer ein Geschenk ist, das wir uns nicht anrechenbar verdient haben. Sie ist ein Geheimnis, das uns in der Tiefe miteinander verbindet. Diese Dankbarkeit braucht – wie in der Spiritualität immer – wieder einen Ausdruck. Die Möglichkeiten dazu sind viele.   … Dankbarkeit ist freilich keine Sonntagshaltung. Es geht auch darum, die Dankbarkeit im Alltag zu üben und dem anderen immer wieder durch ein kleines Zeichen – verbal ausdrücklich oder zeichenhaftsymbolisch – zu zeigen, dass wir wahrnehmen, was er oder sie für uns tut. Wir danken aber nicht nur für das, was er tut, für das, was er uns sagt, sondern auch für sein
Sein .
Manchmal tut es gut, dem anderen einfach zu danken, dass er so ist, wie er ist, dass er an unserer Seite ist, dass wir einander lieben dürfen.

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    Wenn ich immer am anderen klebe, kann er nicht aufatmen, hat keine Möglichkeit, sich von etwas anderem zu nähren als von mir. Aber ich allein bin nicht Nahrung genug. Für den einen ist die Musik zusätzliche Nahrung, für den anderen der Besuch eines Museums, für den anderen ein Spaziergang durch die Natur, für andere ein Kurs über Meditation oder spirituelle Themen. Und für viele sind ihre Freunde Nahrung. Wenn sie sich mit Freunden treffen und austauschen, fühlen sie sich gestärkt. Untersuchungen zeigen, dass Eheleute, die einen guten Freundeskreis haben, jeder für sich und auch gemeinsam, besser miteinander auskommen. Sie überfordern sich nicht mit gegenseitigen Erwartungen. Sie haben auch andere Quellen, aus denen sie sich nähren.
     
    Es braucht immer eine gute Balance

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