Das kleine Buch vom Riechen und Schmecken
wissenschaftlicher Nachweis für die psychoaktive Wirksamkeit von Düften erbracht, den es bisher nicht gab, und eines gezeigt: Die Aromatherapie gehört nicht in die Esoterik-Ecke, in die Schulmediziner sie so lange Zeit verbannt haben.
Besonders spektakulär ist die Tatsache, dass viele der untersuchten Düfte selbst dann wirken, wenn man gar nicht riechen kann. Menschen und Tiere, die wegen einer Krankheit oder eines Unfalls nasenblind sind, reagieren auf diese Duftstoffe genauso wie Gesunde. Denn die Wirkstoffe wandern mit der Atemluft in die Lunge oder sie werden durch Öle oder Cremes über die Haut aufgenommen. Dann kann man eigentlich nicht mehr von »Düften« sprechen, denn der Vorgang hat streng genommen nichts mehr mit Riechen zu tun, sondern mit der Aufnahme von chemischen Molekülen. In beiden Fällen gelangen also Duftmoleküle direkt ins Blut und werden so in den ganzen Körper bis hinauf zum Gehirn transportiert. Viele von uns kennen das von Narkosemitteln wie Äther oder Chloroform, die beide Duftstoffe sind und nach dem Einatmen schnell wirken.
In der Therapie werden ätherische Öle und Ölmischungen meist direkt auf die Haut aufgetragen und einmassiert. Besonders die Fußsohlen, aber auch die Bauchhaut und der Rücken sind sehr aufnahmefähig. Oder man gibt den Wirkstoff ins Bad, um die gesamte Körperoberfläche zu erreichen. Dazu kann man sich eine Emulsion mischen, indem man das Öl mit Milch oder Honig verrührt, – das macht dann zusätzlich noch schön! Innerhalb weniger Minuten sind die Duftmoleküle im Blut nachweisbar, wie Gerhard Buchbauer und seine Mitarbeiter von der Universität Wien vielfach gezeigt haben.
Benutzt man ätherische Öle für die Raumbeduftung, kann man sie über einen Zerstäuber, einen Luftbefeuchter oder Vernebler verteilen. Wichtig dabei ist, die Duftkonzentration immer so gering wie möglich zu halten und das Öl niemals stark zu erhitzen. Duftlampen mit Kerzen darunter sollte man also tunlichst meiden, denn mit den hohen Temperaturen werden zu viele Duftmoleküle freigesetzt und in ihrer Struktur verändert, was zu Kopfschmerzen und Übelkeit führen kann.
Gute Nacht. Hallo Wach!
Dass wir müde werden, verdanken wir unter anderem einem ganz bestimmten Neurotransmitter im Gehirn, der sogenannten Gamma-Aminobuttersäure ( GABA ). Sie fördert nicht nur das Einschlafen, sondern entspannt auch und löst Angstgefühle. Schlafmittel wie Valium verstärken ihre Wirkung um das Drei- bis Vierfache. Im letzten Kapitel haben wir von einem nach Jasmin riechenden Duft gehört, der die Wirkung der Schlafsubstanz GABA sogar noch mehr steigern kann. Aber nicht nur das: Labormäuse zeigen auch deutlich weniger Angst. Ein ähnlicher Effekt ist bei Menschen zu erwarten, wenn sie diesen Duft einatmen. Interessant dabei ist, dass die pflanzlichen Stoffe an dieselben Rezeptoren andocken wie die chemischen Substanzen, also in der Lage sind, die Arzneimittel zu ersetzen.
Angstlösend und entspannend wirken auch der Lavendelduft und die Wirkstoffe von Baldrian, Melisse, Hopfen und Malz. Ob Sie sich nun mit einem Hopfenbad verwöhnen oder sich lieber vor dem Einschlafen ein dunkles Bier genehmigen, ist dabei völlig egal – abgesehen natürlich von den Kalorien. Fehlen nur noch ein paar Tropfen Lavendelöl auf dem Kopfkissen, dann kommt der erholsame Schlaf von ganz allein. Lavendel ist der Allrounder unter den ätherischen Ölen. Ihm und seinen Inhaltsstoffen Linalool und Linalylacetat werden stresslösende und angstreduzierende Eigenschaften bescheinigt, weil die Duftmoleküle Neurorezeptoren in ihrer Aktivität beeinflussen können. Dadurch wird weniger vom Stresshormon Cortisol produziert, und es kommt zur allgemeinen Beruhigung des Körpers: Der Blutdruck sinkt, das Herz schlägt ruhiger, feuchte Hände werden trocken. Manche Zahnärzte lassen ihre Praxis mit Lavendel- und Zitrusölen beduften, um Patienten die Angst zu nehmen. Diese Düfte maskieren gleichzeitig die typischen Zahnarztgerüche, die viele Patienten schon beim Betreten der Praxis aufgrund ihrer schmerzhaften Erfahrungen mit Schrecken erfüllen. Außerdem hat Lavendel noch eine antibakterielle und antivirale Wirkung. Lavendelöl kann daher bei kleineren Hautverletzungen genauso helfen wie bei Hautentzündungen, bei Sonnenbrand oder zur Verbesserung von Narbengewebe.
Wer zwar gut einschläft, aber tagsüber nie richtig wach wird, kann sein Gehirn mit einer frischen Brise von Weckdüften überlisten. Menthol aus
Weitere Kostenlose Bücher