Das kleine Buch vom Riechen und Schmecken
der Pfefferminze wirkt wie der Jasminduft auf unsere »Schlaf«-Rezeptoren, nur genau umgekehrt: Es verhindert den Schlaf, macht wach und aufmerksam, steigert den Antrieb und fördert die Konzentration. Zusätzlich wird beim Einatmen der Trigeminus-Nerv stimuliert, insbesondere der Rezeptor, der auch auf Kälte reagiert. Wenn man also Menthol oder das Cineol aus dem Eukalyptusbaum riecht oder bei Erkältungen sogar inhaliert, fühlt es sich kalt an. Und weil kalte Luft vom Gehirn intensiver wahrgenommen wird, hat man das Gefühl, es strömt mehr Luft in die Nase – was eigentlich gar nicht stimmt. Was aber stimmt: Minze oder Eukalyptus wirken antiviral und helfen damit tatsächlich gegen den Schnupfenvirus.
Für ein Bad sollte man die Pfefferminze allerdings nicht benutzen, denn dann wird einem schnell am ganzen Körper unangenehm kalt. Bei Kopfschmerz, Erschöpfung und Müdigkeit kann ihr kühlender Effekt jedoch sehr heilsam wirken, und im Arbeitszimmer vertreiben einige Tropfen Pfefferminzöl Schläfrigkeit und steigern Konzentration und Merkfähigkeit. Ähnliches gilt für Zitrusöle, die sowohl aus Zitronen, Bergamotte oder Grapefruits gewonnen werden. Sie klären den Geist und machen gute Laune. Belebend wirkt der Orangenduft, der sogar noch unsere Träume positiv beeinflusst.
Duftmix für schlaue Schüler
In der Schule haben Gerüche meist nichts mit Duft zu tun. Wo sich der Gestank vergessener Pausenbrote und nasser Sportklamotten seit Jahrzehnten mit altem Bohnerwachs und dem Schweißgeruch gestresster Pubertierender vermischt, sitzt der Muff in allen Ecken. Angst und Schrecken können den Besucher noch Jahre später überkommen, wenn er hierher zurückkehrt. Und niemand wird wohl jemals den Schlachtruf des Lehrers vor der Pause vergessen: Fenster auf! In der Hoffnung, ein wenig kalte Luft möge verhindern, dass ihm seine Schüler in der nächsten Stunde im warmen Mief entschlummern . » Warum nicht mal für bessere Luft sorgen?«, fragten sich da Aromatherapeuten und entwickelten Rezepte für Konzentration und gute Laune. Mischungen aus Zitrone, Orange und Lavendel sollten als Energy-Booster wirken und die Aufmerksamkeit und Motivation der Schüler erhöhen. Bei Sekretärinnen in Japan und in den USA hatte das bereits funktioniert: Sie machten nur halb so viele Tippfehler am Computer, wenn ihr Büro nach Thymian oder Zitrone duftete. Und auch dass Düfte im Schlaf schlau machen, hatte man bereits bewiesen: Forscher in Lübeck ließen ihre Versuchspersonen in einem nach Rosen duftenden Raum Memory spielen. Sie sollten sich dabei die Position der Kartenpaare auf einem Computerbildschirm merken. Einem Teil der Gruppe ließen die Wissenschaftler denselben Rosenduft auch nachts, in der Tiefschlafphase, um die Nase wehen. In der Tiefschlafphase wird besonders der Hippocampus aktiviert, der Erinnerungen an Fakten und Erlebnisse verarbeitet. Magnetresonanzaufnahmen des Gehirns zeigten bei den Probanden, die nachts den Rosenduft einatmeten, eine vermehrte Aktivität im Hippocampus, was darauf hinweist, dass eine besonders intensive Erinnerungsverarbeitung stattfindet. Am nächsten Morgen testeten die Forscher dann, wie viele Kartenpaare sich die Probanden gemerkt hatten. Die Rosenduft-Gruppe erinnerte sich an 97 Prozent, die Gruppe ohne Duft nur an 85 Prozent.
Dass die Duft-Gruppe um 12 Prozentpunkte besser abschnitt als die unbedufteten Schläfer, scheint auf den ersten Blick nicht viel, könnte aber in der Schule eine ganze Note ausmachen. Können Düfte also auch tagsüber beim Lernen helfen? Nach vielen Vorträgen vor Eltern und Lehrern wurde das Projekt »Dufte Schule« entwickelt, wissenschaftlich begleitet von Dietrich Wabner, Professor für Chemie an der Technischen Universität München. Zitrone fördert nachweislich die Konzentration, Orange belebt und Lavendel ist für seine harmonisierende Wirkung bekannt. Eine Mischung dieser Öle sollte das Klassenzimmer mithilfe einer digital gesteuerten Duftsäule zur Lernoase machen. Und tatsächlich gaben nach drei Monaten 41 Prozent der Schüler an, sich besser konzentrieren zu können, 46 Prozent gefiel die Stimmung in der Klasse besser und 38 Prozent fanden sogar, ihre Mitschüler seien weniger aggressiv. Viele Kinder gingen sogar viel lieber zur Schule als vorher.
Nachdem das Pilot-Projekt »Dufte Schule« mit über tausend Schülern im Jahre 2009 beendet worden war, fanden sich noch viele begeisterte Nachahmer. An manchen Schulen wurde es aber auch aus
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