Das kleine Buch vom Riechen und Schmecken
womöglich sogar den ängstlichen Briefträger.
Als Spürnasen bei Lawinenunglücken und Erdbeben leisten Hunde schon lange nützliche Dienste. Und auch auf medizinischem Gebiet hat sich der Mensch die exzellente Nase des Hundes inzwischen zunutze gemacht. In den USA , Australien und England begleiten sie seit zwanzig Jahren Patienten mit Anfallsleiden, um sie rechtzeitig zu warnen. Offenbar sind sie in der Lage, den sich verändernden Körpergeruch des Patienten wahrzunehmen. Als Alarmanlage auf vier Beinen können Hunde auch Diabetikern lebenswichtige Dienste leisten, wie unlängst entdeckt wurde. Speziell trainierte Hunde erschnüffeln den Blutzuckerspiegel und verständigen die Kranken bei Über- oder Unterzuckerung durch Bellen, Stupsen oder Anspringen.
Relativ neu ist ihr Einsatz als Krebsspezialisten. Hunde können manche Arten von Tumoren sehr früh und mit großer Treffsicherheit identifizieren. Blasen- und Lungenkrebs erkennen sie am Atem oder am Urin des Kranken, ebenso Brust- und Hautkrebs. Brustkrebs diagnostizieren die Tiere so zuverlässig wie herkömmliche Mammografien, und eine neue Untersuchung aus Japan zeigt jetzt, dass Hunde auch Darmkrebs riechen können. Die Forscher wollen die feinen Hundenasen deshalb für eine verbesserte Darmkrebsvorsorge nutzen.
Amerikanische Wissenschaftler haben Hunden, aber auch Ratten und Mäusen beigebracht, noch andere gefährliche Krankheiten zu erschnuppern – und zwar anhand von Exkrementen. So lassen sich sogar in freier Natur Krankheiten wie etwa die Vogelgrippe aufspüren.
Problematisch beim Einsatz der tierischen Kollegen ist jedoch das mangelnde Durchhaltevermögen der Supernasen. Am Flughafen schaffen sie gerade mal ein Förderband voller Koffer, dann wird den Drogen- und Sprengstoff-Spezialisten die Arbeit schon zu langweilig. Die meisten Hunde quittieren spätestens nach einer Stunde den Spürdienst. Auch als Krebsdiagnostiker sind sie deshalb nicht routinemäßig einsetzbar. Ziel der Forscher ist es, eines Tages künstliche Detektoren zu entwickeln, um sich von den Launen des vierbeinigen Personals unabhängig zu machen.
Düfte und Aromen
mit Wellness-Faktor
Wie viel Wissenschaft
steckt in der Wellness?
Ein sonderbarer Doping-Fall erschütterte die Frauen-Fußball WM im Juli 2011: Die gesamte nordkoreanische Mannschaft musste zur Kontrolle antreten, nachdem in den Urinproben von fünf Spielerinnen insgesamt vierzehn verschiedene Steroide, davon vier verbotene, gefunden worden waren. Exakt die gleichen, so stellte sich heraus, wie in einem alten chinesischen Heilmittel, dem Drüsensekret des Moschushirschs, das bei uns bisher nur als Duftstoff in Parfums bekannt war. Eben jenes Mittel habe man allen Spielerinnen gespritzt, die bei einem Trainingslager in den heimischen Bergen von einem Blitz getroffen worden waren, behauptete die nordkoreanische Teamführung. Doping oder Heilung? Wahrscheinlich hatte bis dahin kein westlicher Wissenschaftler jemals das Drüsensekret des Moschushirschs so genau untersucht.
Traditionelle Medizinrichtungen wie die chinesische Medizin nutzen noch heute pflanzliche Stoffe für die Heilung von Körper und Seele. Schulmediziner sprechen dann gern abfällig von »Kräuterheilkunde«. Früher konnten Ärzte nicht nur viele Krankheiten bereits am Geruch erkennen, auch Heilen mit Düften, eine frühe Art der Aromatherapie, war Tradition. Ihre Behandlungsmethoden beruhten auf Erfahrung und dem Wissen, das die Menschen im Lauf der Zeit gesammelt hatten. Schon Menschenaffen kennen die Geheimnisse der Natur. Aus Beobachtungen weiß man, dass sie bei bestimmten Beschwerden wie Magenschmerzen oder Durchfall bevorzugt bestimmte Kräuter fressen.
Als Wissenschaftler begannen, die Wirkung von ätherischen Ölen zu erforschen, stellten sie fest, dass deren Wirkmechanismen oft denen moderner Arzneimittel gleichen. Umgekehrt könnte man sagen: Viele unserer Medikamente haben ihre natürlichen Vorläufer in den Inhaltsstoffen von Pflanzen. Man muss sie nur kennen. In unserem Labor in Bochum gelang uns dazu ein wichtiger Schritt. Wir konnten zeigen, dass ein jasminähnlicher Duftstoff, den man in vergleichbarer Form in der Gardenienblüte findet, wie ein Schlafmittel wirkt. Und zwar stärker als Valium. Das Naturprodukt übertrifft also das Pharma-Produkt sogar noch. Das zeigen auch Studien im Schlaflabor einer amerikanischen Universität. Mit Jasmin und Lavendel in der Luft schläft man tiefer, wenn auch nicht länger. Damit ist ein
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