Das kleine Haus am Meer (Romantischer Lady-Krimi)(German Edition)
breite Auffahrt zum Haus. Silvia konnte sich gar nicht losreißen von dem Anblick ihres neuen Heimes, falls dieses es wirklich war. Sie wusste schon jetzt, das sie sich hier sehr wohl fühlen würde.
B eim Näherkommen erwies sich das Haus, das von einigen alten Nadelbäumen etwas verdeckt war, als ein großer Bau aus roten Backsteinen, mit grünen Fensterläden und Moos bewachsenen Schindeln. Es bestand aus zwei Stockwerken mit einem zum Teil ausgebauten Dachboden. Neugierig kam Silvia näher, ihr Herz klopfte heftig. Sie spürte, dass ihre Beine sich etwas lahm anfühlten vor Aufregung.
Dr. Paulsen, der Rechtsanwalt, saß auf der Holzbank, die neben dem Treppenaufga ng ihren Platz gefunden hatte. Üppige Rosensträucher wucherten an der Hauswand, und ihre langen Ranken standen in voller Blüte.
»Es sieht fast aus wie Dornröschens Schloss«, stellte Silvia gerührt fest und hielt schützend eine Hand vor ihre Augen. Mit raschen Schritten ging sie auf den Rechtsanwalt zu, der sich etwas steif erhob. Sicher saß er schon eine Weile hier, vermutete die junge Frau und konnte nur mit Mühe ein übermütiges Lachen unterdrücken.
»Sie haben sich schon ein wenig umgesehen?« Der Anwalt war anscheinend entschlossen, nicht auf ihre Bemerkung einzugehen. Dr. Paulsen war ein Mann des Gesetzes, dem der Ernst des Lebens offensichtlich bereits in Fleisch und Blut übergegangen und mit tiefen Furchen ins Gesicht geschrieben war.
»Es ist herrlich hier, Herr Doktor«, gestand Silvia überschwänglich und reichte ihm ihre Hand. »Ich kann es noch immer nicht glauben, dass dies mein neues Zuhause ist. Ich bin etwas langsam gefahren, um erst einmal Ordnung in meine Gefühlswelt zu bringen. Bitte entschuldigen sie.«
Nun stahl sich doch ein kleines Lächeln in das Gesicht des Anwalts. Es machte ihn gleich viel sympathischer, stellte Silvia überrascht fest.
»Diese Erbschaft kam sehr überraschend für Sie«, sagte der Mann mitfühlend. »Ich kann mir vorstellen, dass so etwas ziemlich viel Unruhe ins Leben bringen kann, zumal Sie ja von der Existenz Ihrer Tante so gut wie keine Ahnung hatten.«
»0 h ja, da. haben sie Recht. Ich muss Ihnen ehrlich gestehen, dass ich die letzten Nächte vor meinem Umzug fast überhaupt nicht mehr geschlafen habe. An meine Tante habe ich nur ganz vage Erinnerung, und ihr Gesicht kann ich mir überhaupt nicht mehr vorstellen. Sie war etwas… sonderlich, zumindest hatte sie in meiner Familie diesen Ruf.«
Der Anwalt nickte, offensichtlich dachte er über ihre Worte nach . »Dafür werden Sie hier umso mehr Gelegenheit haben, sich auszuruhen. Ich denke, dass Ihnen die Einsamkeit bereits aufgefallen ist. Sie haben nur noch in eine Richtung einen unmittelbaren Nachbarn. Ich kenne Graf Gerlach zwar nicht sehr gut, doch ich habe mir sagen lassen, dass man mit ihm auskommen kann. Und Sie scheinen ebenfalls ganz verträglich zu sein.« Forschend schaute er Silvia an.
»Ist das eine Frage oder etwa ein Kompliment?« Keck legte Silvia ihren Kopf ein wenig schief und wartete auf die Antwort.
Der Rechtsanwalt starrte sie zuerst verwundert an, dann wandte er sich schweigend ab. Offensichtlich hatte er sich bereits mit seiner Freundlichkeit verausgabt. »Wir sollten jetzt zum geschäftlichen Teil übergehen, wenn Sie nichts dagegen haben. Außerdem wird es heute ziemlich heiß. Wenn wir noch länger hier draußen stehenbleiben, holen wir uns mit Sicherheit einen Sonnenbrand. Wegen des Windes, der vom Meer kommt, spürt man die Sonnenstrahlen nicht so intensiv, merkt es erst, wenn die Haut zu brennen anfängt oder wenn einem übel wird.«
Er holte aus seiner Jackentasche das Schlüsselbund und marschierte auf die Haustür zu. »Sie haben sicher nichts dagegen, wenn ich voran gehe.«
Silvia schüttelte verneinend den Kopf, doch dann fiel ihr ein, dass er es gar nicht sehen konnte. Sicher hätte es ihn auch nicht sonderlich interessiert, denn er stürmte bereits ins Haus, ehe sie überhaupt etwas dazu sagen konnte.
Langsam ging Silvia ihm nach. Muffiger Geruch schlug ihr entgegen, als sie die geräumige Diele betrat. Links von ihr befand sich eine eingebaute Garderobe in rustikalem Stil. Eine rote Strickjacke, die zweifellos Tante Klara gehört hatte, hing noch immer am Haken neben dem Spiegel. Auf dem Blumentisch stand ein Topf mit einer vertrockneten Azalee. Daneben lag eine Brille.
Schaudernd zog Silvia die Schultern hoch, obwohl es stickig warm in dem Raum war.
»Entschuldigen Sie, bitte«, rief
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