Das kleine Haus am Meer (Romantischer Lady-Krimi)(German Edition)
in meiner Kanzlei, doch das ist auch schon wieder einige Jahre her.« Er zuckte die Schultern.
»Ist ja auch nicht so wichtig«, murmelte Silvia.
»Von Ihrer Tante weiß ich, dass er ein paar Mal versucht hat, ihr dieses Anwesen hier abzukaufen.«
»Natürlich hat Tante Klara abgelehnt.« Silvia lachte und hielt sich dann verlegen die Hand vor den Mund. »Das ist typisch für unsere Familie. Was wir einmal in den Fingern haben, geben wir nicht mehr her. Mein Vater war genauso. Mutter hat mir oft davon erzählt. Sie liebte ihn sehr. Und eigentlich war nach seinem Tod auch ihr Leben zu Ende.« Silvias Gesicht wurde traurig. Mit einem tiefen Seufzer wandte sie sich vom Fenster ab. »Bringen wir den Rest auch noch hinter uns«, bat sie dann. »Meine Beine fühlen sich an wie aus Blei und ich merke, dass ich todmüde bin. Ich bin die ganze Nacht gefahren. Das einzige, was mich noch wach hält ist die Aussicht, dass wir bald zu den Schlafräumen kommen. Hoffentlich ist da auch ein schönes Bett für mich dabei.«
»Ich bin sicher, dass Ihnen eines der drei Gästezimmer zusagen wird, Frau Rosen.« Der Mann öffnete seine Aktentasche und legte dann einige Papiere auf den Rauchglastisch in der Bibliothek. »Wenn Sie mir bitte den Empfang der Schlüssel und der restlichen Unterlagen hier noch quittieren, dann werde ich sofort verschwinden, und Sie können sich endlich ausruhen. « Ein väterliches Lächeln erhellte die Züge des Mannes, der Silvia immer sympathischer wurde. Rasch unterschrieb sie die beiden Dokumente, dann schaute sie den Anwalt erwartungsvoll an.
Umständlich packte Dr. Paulsen die Papiere wieder in seine Tasche und wandte sich dann zur Tür. »Angenehme Ruhe wünsche ich.«
»Danke«, murmelte Silvia enttäuscht. Eigentlich hatte sie ja erwartet, von dem Rechtsanwalt die restlichen Räume auch noch gezeigt zu bekommen. Doch bitten wollte sie ihn darum nicht. Die Vorstellung, ab sofort ganz allein in diesem Haus leben zu müssen, erzeugte bei Silvia eine leichte Gänsehaut. Obwohl Tante Klara schon einige Zeit tot war, schien ihr Schatten noch immer in sämtlichen Räumen herumzugeistern. Vielleicht lag es auch daran, dass ihre Sachen noch immer unverändert im Haus waren.
»Vielen Dank… und vielleicht besuchen Sie mich einmal. Ich würde mich freuen.« Als Silvia bemerkte, dass es der Anwalt plötzlich sehr eilig zu haben schien, reichte sie ihm ihre Hand. Irgendwie würde sie schon zurechtkommen.
»Sollte etwas nicht in Ordnung sein, r ufen Sie mich bitte an, Frau Rosen. Ich war seit vielen Jahren der Berater Ihrer Tante. Wir hatten ein besonders gutes Vertrauensverhältnis. Ich bin gern bereit, auch Ihnen in rechtlichen Angelegenheiten beizustehen, wenn Sie das wünschen.«
Die junge Frau nickte zustimmend, während ihr schon beinahe die Augen zufielen. »So wie es aussieht kann ich einen Freund gut gebrauchen«, murmelte sie. »Bis jetzt war ich immer arm, und ich habe die Situation ganz gut gemeistert. Es ist nicht leicht für mich, plötzlich vermögend zu sein.«
»0 h ja, vermögend sind Sie jetzt, sehr sogar, wenn man die Sammlungen Ihrer Tante hinzu zählt.« Der Anwalt lachte gekünstelt auf. »Allein der Grund und Boden hier ist schon ein Vermögen wert. Vor einigen Jahren erst bekam Ihre Tante ein Angebot von einem Reiseunternehmen, das sie jedoch standhaft ausschlug. Sie wollte dieses Stück Natur hier erhalten, weil sie es liebte. Ich hoffe, Sie werden das Erbe im Sinne der Verstorbenen verwalten und in Ehren halten.«
»Darauf können Sie Gift nehmen«, antwortete Silvia burschikos und errötete, weil dieser Ausspruch so gar nicht zu dem etwas steifen Auftreten des Rechtsanwaltes passte. Sie konnte sich kaum mehr auf den Beinen halten: Die Worte von Dr. Paulsen glitten inzwischen an ihr vorbei, ohne dass sie deren Sinn richtig begriff.
»Also, dann will ich Sie nicht länger aufhalten. Meine Karte liegt auf d em Tisch neben den Vertragskopien. Wenn etwas zu besprechen ist, scheuen Sie sich nicht, mich anzurufen, egal, ob es Tag oder Nacht ist.«
Silvia nickte schwach. Nur mit Mühe unterdrückte sie ein Gähnen.
Als sie wenig später draußen das Auto des Anwaltes anfahren hörte, seufzte sie erleichtert auf. Nun konnte sie nichts mehr aufhalten. Mit letzter Kraft schleppte sie sich in den oberen Stock und entschied sich gleich für das erste Zimmer, in dem sie ein Bett vorfand. Angezogen legte sie sich hin und war auch wenig später schon eingeschlafen.
Es war bereits
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