Das kleine Haus am Meer (Romantischer Lady-Krimi)(German Edition)
phantastisch?«
Zum ersten Mal seit Jahren konnte sich die junge Frau wieder über etwas freuen. Martin Brenner gönnte es ihr von Herzen, wenngleich ihm nicht ganz wohl bei dem Gedanken war, Silvia allein ins Ungewisse ziehen zu lassen.
»Das kann ich dir erst sagen, wenn wir unseren ersten Besuch in deinem neuen Reich hinter uns haben. Natürlich ist es toll, wenn man so überraschend ein Haus erbt. Doch ich würde mich an deiner Stelle nicht ganz dieser Euphorie hingeben, solange ich meinen Besitz nicht gesehen habe«, versuchte der Mann ein wenig zu dämpfen.
»Martin, du bist ein Frosch.« Freundschaftlich knuffte ihn Silvia in die Seite, »ich habe in meinem ganzen Leben schon so viel Pe ch gehabt, findest du nicht, dass ich jetzt, nachdem Mutti tot ist, auch ein Recht auf ein wenig Glück habe?« Gedankenverloren nahm Silvia den messingfarbenen Bilderrahmen und schaute auf die Fotografie, die eine lachende Frau mittleren Alters zeigte. 0h ja, die Mutter hatte sich immer beherrscht und ihre Schmerzen und Ängste für sich behalten, so gut sie es nur vermochte. Und doch hatte Silvia genau gespürt, wie sie litt. Manchmal, wenn die Schmerzen unerträglich geworden waren, hatte die Mutter sich in ihrem Zimmer eingeschlossen, doch ihr Stöhnen war dennoch nicht zu überhören gewesen.
»Ich wünsche dir alles Glück dieser Welt, Silvie«, murmelte Martin betroffen und wandte sich ab. »Deshalb sollten wir jetzt nicht mehr länger herumstehen, sondern uns voll und ganz deinem Umzug widmen. Wir haben keine Zeit mehr. «
»Du hast recht, Martin.« Gewaltsam riss sich Silvia von der Vergangenheit los, die immer wieder auf sie einstürmte. Sie legte das Bild obenauf in ihre Reisetasche, dann zog sie den Reißverschluss zu.
»Ich bin bloß froh, dass ihr beiden die Möbel gebrauchen könnt. Sie sind noch ziemlich neu, und mitnehmen kann ich sie nicht. Diese Lösung erspart mir viel Arger, das kann ich dir sagen. «
Martin zuckte die Schultern. »Wir hätten sie dir auch abgekauft, aber du willst ja nichts nehmen.«
»Guter Martin.« Silvia strich ihm rasch über die Wange. »Ich bin froh und dankbar, dass ich solch gute Freunde wie euch gefunden habe. Was hatte ich denn getan, wenn ihr mir nicht die ganzen Jahre zur Seite gestanden hättet?« fragte sie leise. »Dieses Leben hätte ich allein nicht ertragen können. Ihr wart immer für mich da und habt mir geholfen mit Rat und Tat. Sogar nachts durfte ich bei euch anrufen, wenn mir die Decke auf den Kopf gefallen ist. Du brauchst dir wirklich keine Gedanken zu machen,«
Ein leiser Sc hmerz erfüllte Silvias Herz. Martin und Gabi waren erst seit wenigen Monaten verheiratet, und die Liebe, die sie verband, war ihr größter Besitz. Finanziell standen sie nicht so gut da, denn Gabi war, genau wie Silvia, nur eine kleine Verkäuferin im Supermarkt.
Martin hatte zwar einen krisensicheren Arbeitsplatz als Krankenpfleger, doch sein Einkommen bewegte sich in den Dimensionen, die keine schwärmerischen Träume aufkommen ließen.
»Hilfst du mir bitte mit den beiden Koffern?« Mit einem warmherzigen Lächeln schaute sie den jungen Mann an. Sie wollte keinen Dank, und Martin sollte es spüren, ohne dass sie es ihm sagen musste.
Der Mann nickte und griff nach den Koffern, die Silvias Habe enthielten, Es waren Kleidungsstücke, die sie in den nächsten Tagen vielleicht gebrauchen konnte, und ein paar Erinnerungen an ihre Kinderzeit und an ihre Mutter.
Sie selbst nahm die Reisetasche in die linke und die Handtasche mit den Papieren in die rechte Hand. Dann schaute sie sich noch einmal suchend um.
»Fall s ich etwas vergessen habe, rufe ich euch an. Ihr könnt es mir dann nachschicken. Im Augenblick entdecke ich jedenfalls nichts, was ich noch mitnehmen sollte«, murmelte die junge Frau mit Tränen erstickter Stimme.
Der Abschied fiel ihr schwerer, als sie gedacht hatte. Immerhin war es eine ungewisse Zukunft, die vor ihr lag, ein Weg ins Abenteuer.
Sie wartete, bis sie unten die Haustür ins Schloss fallen hörte, dann ging sie noch einmal zurück in die Wohnung, die ihr plötzlich so öde und leblos erschien. Seit die Mutter nicht mehr hier war, empfand Silvia jeden Gegenstand und jedes Möbelstück wie einen guten Freund, den sie jetzt im Stich ließ.
Mit dem Handrücken wischte sie die Tränen weg, die ihr über die Wangen liefen. Ein Schluchzen presste ihr die Kehle zusammen, doch sie unterdrückte es tapfer.
Unten auf der Straße warteten Gabi und Martin, um
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