Das kleine Haus am Meer (Romantischer Lady-Krimi)(German Edition)
sich von ihr zu verabschieden, und sie, Silvia, konnte sich nicht von dem Ort losreißen, der so viele traurige und auch schöne Erinnerungen barg.
Wie oft hatte sie mit ihrer Mutter am Fenster gesessen, eng umschlungen und voller Vertrauen in die Zukunft. Damals war sie noch ein Mädchen gewesen, das brav jeden Tag zur Schule gegangen war. Am Nachmittag hatte dann der Haushalt auf sie gewartet, denn schon zu jener Zeit war die Mutter so schwach gewesen, dass sie nur mit Mühe das Essen bereiten konnte.
Entschlossen bückte sich Silvia und nahm ihre Taschen wieder auf. Es half ja nichts, wenn sie hier stehenblieb und Trübsal blies. Die Zeiten waren unwiederbringlich vorbei, und es war gut so. Mutter musste nicht mehr leiden, und sie, Silvia, war im Begriff, den Schritt in ein neues Leben zu tun.
Ob dieses Leben jedoch besser wurde als das vergangene, das musste sie erst abwarten. Sie war jedenfalls gewillt, das Beste aus dieser neuen Situation zu machen.
***
Die Straße zog sich endlos am Meer entlang. Es war ein wundervolles Panorama, das sich ihr bot. Wenn sie nicht so müde gewesen wäre hätte sie mehrmals angehalten, um den herrlichen Ausblick zu genießen. Doch dafür hatte sie im Moment kein sehr großes Interesse. Immer wieder fielen Silvia Rosen die Augen zu. Dann musste sie sich gewaltsam zusammenreißen, denn schließlich wollte sie ja heil an ihr Ziel kommen.
Es war ein malerisches Schauspiel, als über dem Meer die Sonne aufging. Nur einen Moment lang wollte sie diesen Anblick genießen. Sie parkte das Auto am Straßenrand und stieg aus.
Ein kühler Wind strich über ihr Gesicht, und die frische Morgenluft roch nach Salz und unendlicher Weite. Das geheimnisvolle Rauschen der Wellen wirkte wie Balsam auf Silvias aufgescheuchte Nerven.
Weit breitete die junge Frau ihre Arme aus und holte tief Atem. Sie schloss die Augen, weil der erste Eindruck ihrer neuen Heimat sie beinahe überwältigte. Sie freute sich schon auf ihr neues Leben hier in der Einsamkeit, doch gleichzeitig wurde ihr auch etwas mulmig zumute, wenn sie sich überlegte, dass sie dann ganz allein auf sich gestellt sein würde.
Vielleicht würde es ihr hier auch gelingen, aus ihrem Hobby einen Beruf zu machen. Schon immer malte sie leidenschaftlich gern, und ihre Bilder waren gut, das wusste sie. Der Besitzer einer Stuttgarter Galerie hatte es ihr einmal selbst bestätigt.
Dieser wunderbare Sonnenaufgang sollte ihr erstes Motiv sein, das s ie gleich in Angriff nehmen wollte, sobald sie sich einigermaßen eingerichtet hatte. Sämtliche Malutensilien hatte Silvia dabei, so dass sie nichts an der Ausführung ihres Entschlusses hindern konnte.
So leicht und unbeschwert wie in diesem Augenblick hatte sich die junge Frau schon lange nicht mehr gefühlt. Alle Traurigkeit fiel von ihr ab , als hätte es sie nie gegeben. Rasch stieg sie wieder in ihr Auto, um den Rest der Fahrt hinter sich zu bringen. Sie war wirklich gespannt auf das Häuschen, das Tante Klara ihr hinterlassen hatte.
Sie schaute erschrocken auf die Uhr. Höchste Zeit, dass sie endlich ans Ziel kam. Der arme Rechtsanwalt würde sicher schon warten.
Ihr Blick fiel auf ein romantisch gelegenes Anwesen, das aus einigen Häusern zu bestehen schien. Da es jedoch noch ziemlich weit entfernt war, konnte sie es nicht genau erkennen. Sie machte sich auch weiter keine Gedanken, denn mit der Zeit würde sie ihre Nachbarn schon kennenlernen.
Endlich kam der Wegweiser in Sicht, von dem ihr der Anwalt erzählt hatte. Hier musste sie rechts abbiegen, um zu ihrem Grundstück zu gelangen.
Nach etwa einer Viertelstunde hatte Silvia es geschafft Vor ihr lag ein eingezäunter Garten, der mit Bäumen und Büschen bepflanzt war. Von einem Haus jedoch war von hier aus noch nichts zu sehen.
Die junge Frau stieg aus und öffnete das Holzgatter. Dann fuhr sie den breiten Schotterweg entlang, während sie ihre Blicke schweifen ließ.
Dieses paradiesisch anmutende Fleckchen Erde sollte nun also ihre neue Heimat sein? Silvia konnte nur ungläubig den Kopf schütteln. Noch erschien ihr alles wie ein wunderbarer Traum, aus dem sie jeden Moment erwachen konnte.
Sie fuhr so langsam, dass der Motor plötzlich anfing zu stottern. Rasch schaltete sie in den ersten Gang zurück. Dann kam ein Haus in Sicht, das ganz bestimmt nicht das von Tante Klara sein konnte, obwohl ansonsten alles stimmte, die Abfahrt von der Strasse, der Garten, den man schon fast als Park bezeichnen konnte, und sogar die
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