Das knallrosa Tagebuch: Das knallrosa Tagebuch
mich heute geschnappt und mich gefragt, ob ich bei der Deko-Gruppe für den Halloween-Ball mitmachen will. Er hat mir einen Vortrag gehalten, wie wichtig es ist, sich auch über den normalen Unterricht hinaus zu engagieren, wenn man sich später mal an einem College bewerben will. Aber das ist mir scheißegal. Meine Chancen, ans College zu kommen, sind sowieso gleich Null. Genausogut könnte ich versuchen, mich per Furzantrieb auf den Mond zu schießen. Ich wollte das Mr. Taylor gerade sagen, aber er fing damit an, daß ich auch dem Schülerbeirat beitreten soll, und ich kam gar nicht mehr zu Wort. Bevor ich wußte, was los war, hat er mir schon ein Antragsformular für den Schülerbeirat in die Hand gedrückt und gemeint, ich soll »ernsthaft darüber nachdenken«, Und dann war er weg.
Warum lassen mich die Leute einfach nicht in Ruhe? ich habe das Formular zusammengeknüllt.
Jetzt liegt es im Abfall.
6. Oktober
Die Schule wird mit jedem Tag öder. Ich glaube, daß keiner wirklich Bock drauf hat. Weder die Schüler, die hingehen müssen, noch die Lehrer, die keinen anderen Job kriegen würden, noch die Reinigungsleute, die saubermachen, nachdem wir alle abends nach Hause gegangen sind. Anscheinend gibt es nur einen einzigen Menschen, der sich jeden Morgen auf die Chappaqua Highschool freut, nämlich Duff. Ständig macht er wegen irgendwas einen Riesenterz.
Heute hat er eine Versammlung einberufen und uns allen verkündet, wie die Schule in Zukunft mit Drogen und Alkohol umgehen will. Jeder, der mit illegalen Drogen erwischt wird, fliegt. Duff hat sich mächtig aufgeblasen, und ist während seiner Rede auf der Bühne hin und her getigert. Als er von »Marihuana und Alkohol« redete, hat er die Augenbrauen zusammengezogen und versucht, uns angst zu machen. Aber er sah eher aus wie der Typ aus der Hämorrhoiden-Werbung, der über Afterjucken jammert. Als ich das Mag zuflüsterte, hat sie sofort losgeprustet. Wir haben beide gelacht, bis die alte Sängerin rüberkam und uns Nachsitzen aufgebrummt hat.
Nach der Versammlung rannten ein paar Leute sofort zu ihren Spinden, um die dort versteckten »illegalen Drogen« zu beseitigen. Ich habe gesehen, wie Bierdosen, Joints und bunte Pillen in verschiedenen Hosentaschen verschwanden. Jeder weiß, woher das Zeug kommt, ln der Crooked Lane gibt es ein Haus, wo sich alle versorgen. Man muß sich die Vordertür anschauen: Wenn ein Taschentuch am Türknauf hängt, ist die Drogerie geöffnet Ich würde sagen, daß Drogen in
Tranten Township ein echtes Problem sind. Sich zuzudröhnen oder sich die Kanne zu geben macht eben mehr Spaß als ein Leben lang Wasserhähne zusammenzubauen und sich dann zu Hause in der Glotze anzuschauen, wie Vannah vom »Glücksrad» die Scheibe mit den Buchstaben dreht.
7. Oktober
Heute mußte ich bei der alten Sängerin nachsitzen. Sie hat Mag und mich ganz Veit auseinander gesetzt. Ich habe in »Lost Horizon« gelesen. Allmählich wird es ganz spannend. Ich war gerade in Shangri-La, als Scott Pushard aufstand und ohne zu fragen rausgehen wollte. Die alte Sängerin wollte wissen, wohin, und Scott antwortete: »Aufs Klo. Der Mist hier kotzt mich an.« Die alte Sängerin befahl ihm, sich wieder hinzusetzen, aber Scott ist weiter zur Tür. Da hat ihn die alte Sängerin am Arm gepackt und versucht, ihn wieder ins Zimmer zu ziehen. Das war ein Fehler. Scott hat ihr einen Schubs gegeben, daß sie rücklings auf den Boden fiel. Sie saß bedröppelt da, und Scott ist abgehauen.
Ich bin aufgestanden und habe ihr auf die Füße geholfen. Ihre Brille hing ihr unterm Kinn, aber sie schien das gar nicht zu merken. Sie stand einfach nur zitternd da und hat die Lippen bewegt, ohne einen Ton rauszukriegen. Ich wollte ihr schon die Brille hochschieben, als sie zu schreien anfing, ich solle Duff holen. Ich war noch nicht aus dem Zimmer, als er schon in der Tür stand. Er hat uns heimgeschickt Wir haben uns das nicht zweimal sagen lassen.
8. Oktober
Heute war die alte Sängerin nicht in der Schule. Ihre Vertretung sagt, sie ist krank. Scott Pushard hat die Schule hingeschmissen. Ich habe ihn heute abend vor der Tankstelle gesehen. Er stand da und hat gepfiffen und Steine auf die Straße geschmissen.
Ich habe das dumpfe Gefühl, daß er in zehn, zwanzig oder dreißig Jahren wahrscheinlich immer noch da steht.
9. Oktober
Papa hat heute abend angerufen und wollte Jeff sprechen. Mama flehte ihn an, ans Telefon zu gehen, aber er hat sich geweigert. Also wollte Dad mit mir
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