Das Koenigreich der Luefte
bäumte sich über der Steinplatte auf, und ihre Schreie hallten durch die verfallene Stadt. »Man kann den Alten nicht vertrauen!«, stieß sie dennoch durch die zusammengebissenen Zähne hervor.
»Sie sind eine Kraft, mehr nicht«, erwiderte Tzlayloc. »Unser Glaube ist ihr Manna, unsere Hingabe ihre Nahrung. Wie ein Sturm eine Windmühle antreibt, so wollen wir die Wildcaotyl wie einen Rückenwind hinter unsere Sache spannen. Es ist eine durch und durch praktische Vereinbarung. Sie laben sich an unseren Seelen, und es gibt über der Erde so viele für sie, die niemand vermissen wird. Meister der Rechenkontore, Fabrikaufseher, Kaiser und alle möglichen anderen Vampire, die das Gemeinwesen behindern und das Volk ausgesaugt haben, solange sich das Rad der Geschichte dreht. Dass sich nun die Seiten ändern, ist doch nur fair, oder nicht? Sie haben lange genug an unseren Sehnen genagt. Jetzt sind wir dran, uns von ihnen zu nähren.«
»Tun – Sie – es – nicht«, flehte Molly.
»Stell dir doch nur vor, Molly Templar. Unsere Landsleute in Quatershift haben die unproduktiven Blutsauger ihres Landes seit zehn Jahren in Gideonskragen gesteckt und nichts daraus gewonnen außer Kompost für ihre Höfe. Aber wenn wir die Götter der Wildcaotyl in unsere Revolution einbeziehen, dann wird es nichts mehr geben, das wir nicht erreichen könnten. Kein Feind, der nicht zu besiegen wäre. Wir werden die vollkommene Herrschaft der Gleichheit erschaffen, die bis in alle Ewigkeit andauern wird.« Molly schrie, weil sie innerlich brannte. »Bitte!« Tränen liefen Tzlayloc über das Gesicht. »Ich werde dich zu einer Heiligen machen, Molly Templar. Ich werde Tempel für dich errichten, für das arme Straßenmädchen, das sein Leben dafür gab, unsere perfekte Welt zu besiegeln. Dein Leid ist diese Sache wert, nicht wahr, und du willst uns doch sicherlich auch helfen?« Ihr Schmerz übertönte seine weiteren Worte.
Graf Vauxtion saß schon seit einer Stunde in seinem Sessel, und vor ihm stand die Kiste mit dem Geld. Ein Beutel jackalianischer Guineen war in ordentlichen Stapeln auf der schimmernd polierten Tischplatte aufgetürmt, und immer wieder nahm der Graf-Münzen von dem einen Stapel und häufte sie auf einen anderen, dann begann er das Spiel von neuem … wie eine Schachpartie ohne Ende.
»Ich denke, Sie hätten nun die Mittel, um sich zurückzuziehen, Sir«, sagte Ka’oard.
»Ja«, erwiderte der Graf. »Allerdings werden wir vermutlich feststellen, dass es keine Plätze mehr für eine Überfahrt nach Concorzia gibt, wenn wir es bei den Aerostaten oder Raddampfern probierten.«
»Vielleicht kämen wir auf einem der alten Großsegler unter, Sir. Oder einem irregulären Tauchboot. Und noch kontrollieren diese Leute Jackals nicht. Es gibt noch Fähren zu den Stadtstaaten und ins Heilige Imperium. Wenn es darauf ankäme, dann könnte ich über die Verbindungen zu meinem Clan vermutlich dafür sorgen, dass wir sicher durch den gefährlichsten Teil Liongelis kämen. Wenn wir dann einen Hafen der Salzlosen See an der Crayorocco-Küste erreichten, könnten wir von dort nach Thar segeln. Ich habe mich immer schon gefragt, wie es sein würde, nach Osten zu fahren, Sir. Und ich glaube nicht, dass sie die Jinn-Straße nach Süden bewachen.«
»Cassarabien?« Der Graf brach in Gelächter aus. »Ein alter Mann, der im Schatten einer Palme auf einem Ziegeldach sitzt, Blahatt kaut und sich daran zu erinnern versucht, wie es ist, Wein zu trinken, ohne dass er Sand darin schmeckt? Hier geht es nicht darum, dass Tzlayloc stur darauf beharrt, unser Kunde zu bleiben, alter Panzer. Hier geht es um die Ausübung von Macht. Aber seine Leute beobachten nur mich. Du könntest noch immer in die Kolonien gehen, denn es hat doch keinen Sinn, dass wir beide hier verfaulen, während dieses Haus allmählich in sich zusammenfällt.«
»Ich glaube, das würde mir nichts ausmachen, Sir«, sagte der Craynarbier. »Ich habe dieses dumme, unbeholfene Volk doch recht lieb gewonnen. Es hat die Macht, den ganzen Kontinent zu knechten, aber die Leute pusseln lieber in ihren Gärten herum, schneiden ihre Hecken zu seltsamen Formen, verhauen sich mit Debattierstöcken und machen alle halbe Stunde Pause, um einen Becher Koffeel zu trinken. Jackals verdient etwas Besseres als das, was dem Land jetzt gerade geschieht, meinen Sie nicht auch? Davon einmal abgesehen, Sir, würde mir das Leben ohne Sie doch recht langweilig erscheinen.«
»Nun gut«, erwiderte der
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