Das Koenigreich der Luefte
leise Liebkosungen zuraunt. Sie huscht durch Tunnel, die so tief sind, dass die Kristalle, die einst den Erdenfluss kontrollierten, längst schon dort geschmolzen sind. Du weißt nichts von der Hitze dort unten und von den Gefahren, die abgesehen von der aufsteigenden Lava dort lauern. Wenn du nur das Gemurmel der Hexmachina hörtest, wie sie vor sich hin summt, würdest du darüber wahnsinnig. Kein Kopfgeldjäger, Meuchler oder Soldat im Dienst der guten Sache könnte dieses wilde Ding stellen.«
Er legte dem knienden Priester freundlich die Hand auf den Kopf. »Nein. Wir werden unsere Falle mit einem neuen Köder versehen müssen. Ich kann es mir nicht leisten, die Leben jener zu verschwenden, die treu zu unserer Sache stehen.« Damit zog Tzlayloc einen Dolch aus Obsidian hervor und schnitt dem Priester die Kehle durch. »Nicht, wenn die Garanten der Revolution nach den Seelen jener hungern, die zu dumm sind, das Volk in die Freiheit zu fuhren.«
Mit beinahe unanständigem Eifer fielen die anderen Heuschreckenpriester über ihren Bruder her und hielten ihn gepackt, während Tzlayloc ihm das Herz aus der Brust schnitt. »Xamku, Toxicatl«, rief er. »Cruatolatl und Bruaxochima.«
Als die Kristalle in der Decke aufleuchteten, erschienen kurz die schwarzen Umrisse von Insektenmenschen, und die Heuschreckenpriester wiederholten, durch die Opfergabe aufgestachelt, Tzlaylocs Rufe. Der König von Grimhope deutete auf die Kohlen. »Bratet das Herz nur schnell. Es verliert seinen Geschmack, wenn es zu lange an der Luft bleibt.«
Zwei Soldaten schleppten den Leichnam des leblosen Heuschreckenpriesters die Stufen der Zikkurat hinab und zogen ihn dann über die breite, unterirdische Prachtstraße. In den Schatten eines der Gebäude sah etwas dabei zu, während es in zwei verschiedenen Stimmen vor sich hin zischte.
»Noch ein Toter. Die Alten sind jetzt schon stärker.«
»Wir können helfen, hat sie gesagt –« »– noch ist es nicht die rechte Zeit.« »Wir müssen den rechten Zeitpunkt wählen.« »Das müssen wir. Pssst.«
Es verschwand wieder in den Schatten und flüsterte vor sich hin.
Molly erwachte in der Zelle. Es erschien unpassend, dass ihr Körper, nachdem sie so lange so viele Schmerzen ertragen hatte, sich plötzlich frisch, lebendig und unbefleckt fühlen sollte. Der Kommodore kam zu ihr herüber. »Ach, Mädchen, ich hatte schon Angst, dass sie dich mit ihrer unheiligen Folter um den Verstand gebracht hätten.«
»Kommodore – oder sollte ich jetzt Samson sagen?«
»Lass den alten Namen ruhen«, erwiderte der Kommodore. »Er hat seiner Linie nichts als Unglück gebracht. In einer anderen Welt, in der Isambard Kirkhill gar nicht erst so viel Unheil hätte anrichten können, wäre ich stolz gewesen, meinen edlen Titel zu tragen und den Luxus zu genießen, der mir zugestanden hätte. Aber in dieser Welt ist es besser, der arme alte Blacky zu sein und nicht ein Mann, den schon allein der unglückliche Umstand seiner Geburt zum Ausgestoßenen gemacht hat.«
Sie sah zu Nickleby hinüber, der schlief und von Schweiß bedeckt war. Er sah nicht gut aus und hielt seinen Armstumpf umklammert. Es waren noch zwei andere in der Zelle. Ein großer, kämpferisch aussehender Dampfmann und ein Junge in zerrissener Kleidung, vielleicht ein Jahr älter als sie.
»Wer sind die zwei?«
»Noch mehr Unglück, das steht fest«, sagte der Kommodore. »Unsere Bewacher schwören, der Junge sei irrvernebelt, und sie haben Sondergardisten im Gang postiert, um dafür zu sorgen, dass er nicht fliehen kann. Ich denke, er wurde vom Mondlicht berührt – aber du solltest sein kreuzverdammtes Lachen hören. Es ist, als ob ein Dämon kichert, und er sitzt da und redet mit sich selbst.« Black deutete auf eine offene Zelle, die ihrer eigenen gegenüberlag. Dort hatte man ein hässliches, schwarzes, gewehrähnliches Ding und ein rostiges, altes Messer in einer Kristallummantelung eingeschlossen; ein Paar etwas gewöhnlicher aussehender Pistolen lag daneben. Die Klinge des Messers schien sich wie eine Schlange zu winden und zu drehen. »Diese dunkle Büchse lebt. Manchmal rufen ihr der Junge und der Dampfmann etwas zu, und man kann geradezu hören, wie sie unter dem Glas eine Antwort gibt. Der Freund des Jungen ist ein ganz harter Knochen, ganz anders als unser sanfter alter Kupferspur. Halte dich schön außer Reichweite seines Hammers, Mädchen, sonst wird er dir noch den hübschen Kopf zerschmettern.«
Molly spähte durch die
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