Das Koenigreich der Luefte
Aristokraten und seinen Kriegsverbrecherfreund wieder in ihre Zelle. Macht sie beide für die Segnung der Gleichmachung bereit. Ich sehe keinen Grund, weshalb ein Herzog nicht neben unseren Brüdern und Schwestern in den Waffenfabriken schuften sollte. Aber sorge dich nicht um das Blut meiner jungen Schwester, Landsmann Herzog. Sie ist die Letzte ihrer Art. Doch anders als bei ihrer Verwandtschaft ist es für mich nicht vonnöten, ihren Leichnam trockenzulegen.«
»Was ist denn dann vonnöten?«, fragte Molly, der sich die Kehle zuschnürte.
»Dein Leid, junge Landsmännin. Ich brauche deinen Schmerz, der so lange gemolken werden muss, wie ich dich am Leben erhalten kann. Dein Schmerz wird uns alle befreien.«
Olivers Kopf wurde allmählich klar und spürte ein vertrautes Brummen, das Summen hin und her flitzender leuchtender Kugeln, winzige Sterne der Intelligenz, die ihre Umlaufbahn umkreisten. Die Hohe Frau der Lichter. Er sah sich um. Seine Umgebung war eingefroren – Dampfhieb lag in der Nähe zerschmettert am Boden, zwei Männer, die er nicht kannte, saßen einsam auf ihrer Seite der Eisengitter, die Oliver und Dampfhieb gefangen hielten. Die Zeit hatte angehalten, Insekten waren inmitten ihres Flugs rund um die Wunden des einen Mannes erstarrt.
»Oliver«, sagte die Beobachterin. »O mein Oliver, was tust du hier? Das ist nicht der Weg, den du gehen solltest. Wer wird dein Volk nun in Sicherheit führen? Du musst das Ende all dessen überleben, wir brauchen dich. Dein Weg ist auf besorgniserregende Weise mit dem Scheitern des Yin verknüpft, mit dem Weg des Verstoßes.«
»Mir hat der Notfallplan nie gefallen«, knurrte Oliver. »Es sieht so aus, als würde dein Lieblingsritter den viel gerühmten freien Willen ausüben, den du angeblich so sehr schätzt.«
»Was ist nur los mit dir, Oliver? Es ist etwas anderes in dir. Ich kann es fühlen. Dein Muster ist korrumpiert worden.«
»Das Leben ist voller Überraschungen, nicht wahr, Mutter«, sagte Oliver. »Wenn du eine Zuchtstation bestücken willst, um das Schuldgefühl zu besänftigen, weil du uns abgeschrieben hast, dann such dir jemand anderen dafür. Lieber werde ich hier im Kampf sterben, bevor ich je wieder einen Fuß hinter die Irrnebelwand setze. Ich gehöre zur menschlichen Rasse, und dieses Reich ist mein Zuhause. Ich habe vom Weglaufen und Verstecken auf ewig genug! Es reicht!«
»Also hast du es dir zusammengereimt?«, seufzte die Beobachterin.
»Ja. Deinen ›Handel‹ mit meinem Vater«, sagte Oliver.
»Ich musste aus der Perspektive deines Volkes erfahren, wie sich eure Existenz anfühlt«, sagte die Beobachterin. »Und ich ließ das zurück, was du einen Schatten meiner selbst nennen könntest – ein Echo dessen, was ich bin. Einen sterblichen Schatten. Ein wenig zu sterblich, wie sich herausstellte, da er die Gelüste und Leidenschaften eures Fleisches trug. Es ging für ihn nicht gut aus, nicht wahr?«
»Du hast offenbar das Beste aus deinen Fehlern gemacht, Mutter«, sagte Oliver bitter.
Er wusste, dass er etwas für diese Göttin empfinden sollte, eine Verbindung irgendeiner Art, aber seltsamerweise war in ihm nur eine Leere in seiner Seele. Waren es die Pistolen, die ihn betäubten? Nein. Selbst wenn sie ihn nie gefunden hätten, hätte er genauso gefühlt, das wusste er. Es war, als entdeckte man, von einer Brise Nordwind gezeugt worden zu sein. Für einen Menschen konnte man Liebe empfinden. Aber für ein Konzept, eine Vorstellung? Was konnte man je hoffen, für ein Konzept zu empfinden?
»Oliver«, bat die Beobachterin, und die Verzweiflung war deutlich sichtbar auf ihrem ätherischen Gesicht. »Du verurteilst deine Art zu einem bösen Schicksal. Du bist ihre letzte Hoffnung aufs Überleben. Es ist für mich entscheidend, dass deine Art überlebt – dass du überlebst.«
»Dann«, sagte Oliver, »hättest du einen heiligen Jungen im Reich des Eilzeitvolks lassen und mich nicht nach Jackals bringen sollen.«
»Es ist noch nicht zu spät, Kind. Du bist in den Händen der Diener des Feindes, und dieser Ort wird dem Unheil anheimfallen. Schon bald werden die letzten Barrieren fallen, und der Feind wird erscheinen. Die Wildcaotyl werden noch viel schlimmere Dinge herbeirufen. Sie werden ihren schrecklichen Plan wieder aufleben lassen wollen, um dieses Reich zu untergraben. Wenn das passiert, dann werden die Kräfte, die hinter mir stehen, mit der Auslöschung all dessen beginnen, was eure Existenz ermöglicht. Du kannst noch
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